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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Beifahrersitz. Da kannst du die Gänge lernen. Bezahlung, wie sich’s ergibt. Vorausgesetzt natürlich, du hast eine NICC.«
    »Ich hab keine.« Val war den Tränen nah. Wenn er hier anfing
zu flennen wie ein Baby, dann konnte er sich gleich zur Tür raus in den weiß schäumenden Colorado River schmeißen. »Ich krieg auch keine. Hab einfach keine Kohle, um mir eine zu besorgen. Und nicht genug Zeit.«
    »Zeit?«, fragte Begay.
    »Devereaux meint, es dauert Wochen …, manchmal einen Monat, bis man den Ausweis kriegt, auch wenn man zahlen kann. Wann fahrt ihr weiter? Am Sonntag ganz früh, praktisch mitten in der Nacht, oder?«
    »Meine Güte, ich hab doch nicht von diesem Wochenende geredet. Ich komme Ende Oktober auf dem Rückweg wieder durch Denver, kurz vor Halloween. Wenn du dann die NICC hast, geb ich dir eine Probezeit von ein, zwei Wochen. Aber ich kann dir nichts versprechen. Wenn du es versiebst, was wahrscheinlich ist, dann setz ich dich an der Straße raus. Das ist das Einzige, was ich dir verspreche.«
    Val starrte angestrengt ins Leere, um nicht doch noch loszuheulen.
    Begay drehte das Radio lauter.
    » … die Politik dieses Präsidenten schmeichelte unseren Feinden und ermutigte sie, sie stieß unsere Verbündeten vor den Kopf und überließ Israel der Vernichtung durch ein Land mit Nuklearwaffen, die wir hätten verhindern können, meine Freunde! Die Vereinigten Staaten hätten die Islamische Republik Iran daran hindern können – das Herzstück des heutigen Weltkalifats –, solche Waffen zu bekommen! Inzwischen verfügt dieses Land – und das Kalifat – über Tausende von Atombomben, während unser Land nach dem letzten großen START-Abkommen mit den Russen, die kurz darauf abgesoffen sind, noch sechsundzwanzig Bomben hat. Sechsundzwanzig! Und nicht einmal die können wir einsetzen, nicht einmal die wollen wir einsetzen … «
    Val döste ein.

     
    Ungefähr um zehn Uhr morgens kamen sie aus den Bergen über Denver. Das Brüllen der Gänge und Motoren beim Anstieg auf den Loveland Pass hatte Val geweckt, und was er auf diesem Teil der Reise erlebte, würde er so schnell nicht vergessen.
    Die lange Abfahrt aus den Bergen bei einem Gefälle von mindestens sechs Prozent – vorn die im Vormittagslicht schimmernden Hochhäuser – war geprägt von niedrigen Gängen, gebremsten Motoren und dem Gestank überhitzter Bremsen. Zwei Lastwagen des Konvois mussten Notfallspuren benutzen.
    Und dann waren sie unten. Val bemerkte andere Autos auf der Interstate 70 und den angrenzenden Straßen. Seit Stunden der erste echte Verkehr. Ihm wurde fast schwindlig bei dem Anblick.
    »Eins muss ich dich noch fragen, bevor wir diesen Deal abschließen. « Henry Big Horse Begay fummelte am Radio herum. So nahe bei der Stadt waren N PR und die anderen offiziellen Sender besser.
    »Was?« Val hatte furchtbare Angst, dass der Indianer sein Angebot zurücknehmen könnte. Aber immerhin hatte er jetzt einen ganzen Monat, um die zweihundert alten Dollar aufzutreiben. Vielleicht konnte er sie dem Alten abnehmen, bevor er das Schwein abknallte – auch wenn Val bezweifelte, dass der blöde Flashbackjunkie so viel Kohle besaß. Möglicherweise konnte er sich also rechtzeitig die NICC beschaffen.
    »Die Knarre, die du hinten in der Hose stecken hast und die du heimlich die ganze Nacht hin- und her geschoben hast, damit sie dich nicht in den Rücken kneift …, hast du damit schon mal geschossen? «
    Val zögerte. Schließlich traf er eine Entscheidung, obwohl er nicht wusste, ob es die richtige war. »Ja.«
    »Nicht auf eine Zielscheibe oder ein Karnickel oder so, meine ich.« Begay blickte nur noch mit halbem Auge auf die Straße und konzentrierte sich auf ihn. »Ich meine auf einen lebenden Menschen. «

    »Ja«, hauchte Val.
    »Hast du ihn getroffen?«
    »Ja.«
    »War er tot?« Begays Augen blitzten wie Lügendetektoren.
    Val versuchte zu schlucken. Vergeblich. »Ja.«
    Sie näherten sich dem Anschluss zur I-25. Er war in die Luft gejagt worden, und es gab nur eine provisorische Kiesauffahrt. Einmütig schaltete der Konvoi herunter und schaukelte bergab.
    »Hat er es verdient?«, fragte Henry Big Horse Begay.
    Val wollte mit der gleichen Silbe antworten wie zuvor, aber er stockte. Diese Frage vor allem hatte ihm in der letzten Woche den Schlaf geraubt.
    Er räusperte sich. »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich nicht. Aber ich glaube, es war entweder er oder ich. Ich war mir wichtiger.«
    Mehrere Minuten lang fuhr Begay

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