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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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in der Öffentlichkeit vermutet, einen
Herzinfarkt oder einen Gehirnschlag auslöste oder das Opfer sofort tötete). Vielleicht sollte er seine Herzschläge zählen, um herauszufinden, wie lang die Fahrt von der Hacienda zu dem unbekannten Ziel dauerte.
    Als ob dir das was helfen würde, du Volltrottel. Sato und seine Jungs werden mich da bestimmt nicht mit krachenden Knarren rauspauken. Die Leute des Don haben dafür gesorgt, dass ich keinen Peilsender an oder in mir habe, und selbst wenn Sato die Hacienda per Satellit oder Drohne überwacht hat, bringt mir das nichts, weil bestimmt zehn Wagen gleichzeitig losgefahren sind und alle in verschiedene Richtungen. Sato kann unmöglich erkannt haben, in welchem ich bin.
    Es spielte ohnehin keine Rolle. Sein Herz pochte so heftig und schnell, dass es als Zeitmesser völlig nutzlos war. Viele Geiseln starben, wenn sie gefesselt und geknebelt waren – sie bekamen einen Herzinfarkt oder erstickten durch Asthma oder an ihrem eigenen Erbrochenen. Er bemühte sich, nicht an diese Möglichkeiten zu denken und seinen Herzschlag zu beruhigen. Das Adrenalin konnte er vielleicht später gebrauchen; jetzt war es ihm hinderlich.
    Die bringen mich auf eine Müllkippe.
    Das war gut möglich, aber warum? Dann schoss Nick durch den Kopf, wie viele Millionen – oder eher Milliarden – von Menschen in der Geschichte mit diesem letzten Gedanken gestorben waren: warum?
    Spar dir die philosophischen Ergüsse und überleg dir lieber einen Plan.
    Plötzlich hörten die Vibrationen auf. Kurz darauf packten ihn starke Hände, zerrten ihn irgendwo heraus und stellten ihn auf die Füße. Jemand löste die Fesseln um seine Knöchel.
    Nick sah keinen Grund, den Bewusstlosen zu mimen. Blind und taub wankte er hin und her. Durch den schweren Stoff, der seinen Oberkörper umhüllte, wurde er fest an den Armen ergriffen und
halb gehoben und gestoßen über etwas, das sich wie Kies anfühlte, dann in ein Gebäude mit hartem Boden. Nick spürte, dass die Luft um ihn herum auf einmal anders war, unbewegter. Dann ging es durch einen Korridor, eine Treppe hinunter und wieder durch einen Korridor.
    Sie stoppten und drückten ihn auf einen Stuhl.
    Der Sack wurde entfernt, ebenso Gehörschutz, Knebel und zuletzt die Handfesseln.
    Wie üblich in solchen Fällen blinzelte Nick erst einmal ins Licht und gähnte, um genug Sauerstoff zu bekommen. Er verzichtete darauf, sich über die aufgeschürften Handgelenke zu reiben.
    Die Männer, die ihn befreit hatten – auch sie in Guayaberas wie offenbar das gesamte Gefolge von Don Chosch-Achmed Nuchajew – , verschwanden durch eine Tür.
    Das Zimmer war klein und fensterlos mit kahlen Wänden, einem alten Metallschreibtisch vor Nick und einigen ramponierten Metallaktenschränken an einer Wand. Nick saß auf einem Metallstuhl, dessen Gegenstück hinter dem Schreibtisch stand. Beide waren von so zierlicher Konstruktion, dass er nichts damit anfangen konnte. Der Raum sah aus wie das Kellerbüro eines Highschoolsportlehrers – nur die Trophäen fehlten.
    Die Trophäe bin ich.
    Es gab nichts auf dem Schreibtisch oder den Aktenschränken, was er als Waffe hätte benutzen können. Als sich Nick eben schwankend aufgerichtet hatte, um die Schreibtischschubläden und die Aktenschränke nach irgendetwas Brauchbarem zu durchwühlen, öffnete sich die andere Tür, und Don Chosch-Achmed Nuchajew steuerte mit schnellen Schritten auf seinen Platz hinter dem Schreibtisch zu.
    »Setzen Sie sich, mein Freund. Setzen Sie sich.« Der Don winkte Nick zurück zum Stuhl.
    Nick blieb stehen, obwohl er noch weiche Knie hatte. »Ich bin
nicht dein Freund, Arschloch. Nach dieser Fahrt kannst du mich zu deinen Feinden zählen.«
    Lachend zeigte Nuchajew seine starken, nikotinfleckigen Zähne. »Ich würde mich gern entschuldigen, Nick Bottom, aber für so eine unwürdige Behandlung gibt es natürlich keine Entschuldigung, da muss ich Ihnen recht geben. Es war barbarisch und unfair. Wenn auch begründet. Nehmen Sie bitte Platz.«
    Der Tschetschene setzte sich, doch Nick blieb auf den Beinen. »Warum begründet?«
    Don Chosch-Achmed Nuchajew war um einiges älter, als man aus den Fotos, die ihm Sato gezeigt hatte, hätte schließen können. Nick fragte sich, wie viele Jahre es her war, seit Nakamuras Leute oder irgendwelche Straf verfolgungsbehörden oder Geheimdienste sich ein Foto von dem Mann hatten beschaffen können.
    »Gute Frage.« Der tief gebräunte und runzelige Don faltete die Hände über

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