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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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dem Beleg hier steht, dass Harvey und Dara im Inn of the Anasazi in Santa Fe ein gemeinsames Zimmer hatten.« Nick tippte auf eine grüne Mappe. »Zufällig weiß ich, dass das nicht stimmt. Sie hatten benachbarte Zimmer.«
    Jetzt war K. T. verblüfft. »Das hat dir Dara erzählt?«
    »Nein, aber ich habe in letzter Zeit Flash genommen, um mich zurückzuversetzen in Situationen, wo sie mir was erzählen wollte – aber nicht, dass zwischen ihr und Harvey was war, das glaube ich nicht, sondern irgendwas über ein Spezialprojekt, wegen dem sie Keigo Nakamura nachgefahren sind. Bis nach Santa Fe sogar.«
    »Auf den Rechnungen steht, dass sie ein gemeinsames Zimmer hatten.«
    »Die Rechnungen sind Quatsch. Das weiß ich. Erst gestern hab ich mit jemandem im Inn of the Anasazi gesprochen. Eine Angestellte, die schon vierzig Jahre dort arbeitet. Sie konnte sich erinnern, dass Dara vor sechs Jahren dort war. Dara war ihr sympathisch.«
    K. T. schüttelte den Kopf. »Versteh ich nicht. Was hast du in Santa Fe gemacht, und wie lang weißt du schon von dem Verdacht, dass Harvey und Dara im selben Zimmer übernachtet haben?«
    Nick antwortete nur auf die zweite Frage. »Vor ungefähr sechsunddreißig Stunden hat mir Don Chosch-Achmed Nuchajew erzählt, dass Dara vor sechs Jahren mit Harvey im Inn of the Anasazi übernachtet hat – einen Tag nach Keigo Nakamuras Interview mit dem Don und nur vier Tage vor Keigos Ableben. Ich war in der Stadt, also hab ich in dem Hotel vorbeigeschaut und mich ein bisschen umgehört. Der Trottel am Empfang wollte mir keine Informationen geben, obwohl ich meine falsche Marke gezückt habe,
aber dann bin ich auf zwei alte mexikanische Angestellte gestoßen, die sich an Dara erinnert haben. Eine von den beiden wusste sogar noch die Zimmernummern von Harvey und Dara. Zwei aneinandergrenzende Zimmer. Nicht das gleiche Zimmer, nicht einmal die gleiche Suite.«
    »Wieso soll sich eine Hotelangestellte nach sechs Jahren noch an die Zimmernummer von einem Gast erinnern?« K. T. blieb äußerlich unbewegt. »Von einer Frau, die ihr nur einmal begegnet ist?«
    »Hab ich schon gesagt. Die Angestellte – sie heißt Maria Consuela Zanetta Herrera – fand Dara sympathisch. Sie haben sich unterhalten und dabei entdeckt, dass beide Söhne haben, die Val heißen …, wobei der Name von Marias Sohn die Kurzform von Valentin ist. Und ihr Sohn war damals schon neunundzwanzig, während Daras Junge erst zehn war, daran hat sie sich noch genau erinnert. «
    »Entschuldige meine Skepsis.« K. T. klang weniger bedauernd als müde. »Aber warum sollten all die anderen Hotelbelege gefälscht sein, Nick?«
    »Du hast mir noch nicht erzählt, wo dieser Müll her ist. Sieht fast aus wie ein Bericht für einen Strafprozess.«
    »Es stammt aus einem Bericht, der für ein Geschworenengericht bestimmt war«, antwortete seine Expartnerin. »Aber zusammengetragen wurde er bei einer internen Untersuchung im Büro des Bezirksstaatsanwalts im März vor fünfeinhalb Jahren. Damals war Mannie Ortega noch Bezirksstaatsanwalt.«
    »Eine interne Untersuchung?« Nick wusste nicht mehr, wo ihm der Kopfstand. »Zwei Monate nach dem tödlichen Autounfall von Dara und Harvey auf der I-25? Eine interne Untersuchung und ein Geschworenengericht haben sich mit der Frage befasst, ob einer der stellvertretenden Bezirksstaatsanwälte eine Affäre mit meiner Frau hatte? Das ist doch der reine Irrsinn.«

    K. T. schüttelte den Kopf. »Bei dieser parallelen Untersuchung ging es nicht darum, ob Harvey und Dara hinter deinem Rücken miteinander gevögelt haben. Es ging darum, wer Harvey und Dara getötet hat.«
    »Wer sie … getötet hat?« Nick war froh, dass er saß. Auch so musste er sich an den Lehnen des alten Holzstuhls festhalten, um nicht in sich zusammenzusinken.
    »Ich hab dir versprochen, dass es noch schlimmer kommt«, flüsterte K. T. »Bist du dem gewachsen? Ich meine es ernst.«
    »Ich will es wissen. Sofort.« Sein Ton ließ keinen Zweifel daran, dass er es ebenfalls ernst meinte.
    Sie schob ihm die restlichen farbigen Mappen zu.
    Nick rutschte mit dem Stuhl näher und beugte sich über den Tisch, um durch fotokopierte Seiten zu blättern. Sollte K. T. doch auf ihn schießen, wenn sie unbedingt wollte. Doch stattdessen zog sie die Glock unter der Zeitung hervor und steckte sie ins Halfter. Vier Männer mit weißem Stoppelbart schlenderten vorbei. Sie redeten über Bücher und steuerten auf die Flashbackpritschen in dem abgedunkelten Raum

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