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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ausgegraben. Ich hab mich heute Abend nicht mit dir getroffen. Das einzige Mal, dass wir uns in den letzten drei Jahren gesehen haben, war am Dienstag im Denver Diner. Das kann ich nicht abstreiten, weil zu viele Leute dabei waren. Aber das war auch das letzte Mal, dass wir uns irgendwo gesehen haben. Wenn mich jemand fragt, werde ich sagen, dass du mich angepumpt hast – ohne Erfolg -und dass wir anschließend noch ein bisschen über alte Zeiten gequatscht haben. Und irgendwie musste ich feststellen, dass diese gemeinsame Zeit gar nicht so toll war. Mach’s gut, Nick.«
    »Du auch«, erwiderte Nick zerstreut. Er hatte die Ermittlungsakte zu dem Unfall aufgeschlagen und starrte auf die Schaubilder und Fotos von dem Feuer, in dem neben seiner Frau noch vier weitere Menschen ums Leben gekommen waren. »K. T. …, welcher getarnte Killer stirbt freiwillig bei einem Unfall, den er selbst herbeigeführt hat? Wie kann das … «
    Aber K. T. Lincoln war bereits gegangen, und Nick redete nur noch mit sich selbst.
     
    Am Sonntagmorgen landete die graue Flüsterlibelle auf dem Flachdach des Cherry-Creek-Wohnkomplexes. Doch es war eine andere
Sasayaki-Tonbo. Größer und stärker als die, mit der Nick zum Raton Pass geflogen war.
    Hideki Sato sprang heraus, um Nick gründlich zu filzen. Aber Nick hatte keine Waffe bei sich. Sato durchsuchte die kleine Sporttasche, die sechs Ersatzmagazine mit Neun-Millimeter-Munition und einen gepolsterten Umschlag enthielt, den der Sicherheitschef herausnahm. In dem Umschlag steckte Nicks Glock – ohne Magazin und Patrone im Lauf und zerlegt.
    »Hab mich genau an die Anweisung gehalten«, sagte Nick. Wortlos klebte Sato den Umschlag zu. Er nahm die Sporttasche an sich und winkte Nick in den Hubschrauber. Oben drehten sich träge die breiten, seltsam büschelig wirkenden Rotoren.
    Nach einer luftschleusengroßen Kammer – offensichtlich einer der CMRI-Sicherheitsscanner, die unverzichtbar waren, seit fanatische Dschihadisten entdeckt hatten, dass sie sich die Körperöffnungen mit Plastiksprengstoff vollstopfen konnten – ging es durch eine Tür nach drinnen. Nick und Sato traten in einen kleinen, mit Tatamis und Shojis ausgestatteten Raum, der sich auch in Nakamuras Villa in der Grünzone hätte befinden können, wenn nicht der Blick durch die breiten, mehrschichtigen Fenster gewesen wäre. Vor zwei von diesen Fenstern saß Nakamura auf einem Drehstuhl aus Leder hinter einem lackierten Schreibisch.
    Seit er vor neun Tagen engagiert worden war, hatte Nick den Milliardär nicht mehr gesehen. War das wirklich erst neun Tage her? Nick kam es wie eine Ewigkeit vor. Hiroshi Nakamura wirkte völlig unverändert bis hin zum sorgfältig frisierten grauen Haar, den manikürten Fingernägeln und dem schwarzen Anzug mit schmaler Krawatte. In dem Zimmer gab es einige weitere bequeme Stühle und ein Sofa, aber Nakamura forderte Nick nicht auf, Platz zu nehmen. Auch Sato blieb – ein wenig seitlich versetzt – stehen, um seine untergeordnete Stellung zu belegen, aber doch nah genug, um als Bodyguard einschreiten zu können, falls Nick
Anstalten traf, sich auf Nakamura zu stürzen. Satos polymorphe Smartcastmanschette war so dünn und flexibel, dass sie unter sein dunkles Anzugjackett passte.
    »Es ist mir ein Vergnügen, Sie wiederzusehen, Mr. Bottom«, begann Nakamura. »Mr. Sato hat mir erklärt, dass Sie eine Bitte an mich haben. Ich muss heute noch nach Washington reisen, und mein Privatflugzeug wird in fünfzehn Minuten vom Denver International Airport abheben. Sie haben eineinhalb Minuten, um Ihr Anliegen vorzutragen.«
    »Mein Sohn in Los Angeles steckt in großen Schwierigkeiten«, erwiderte Nick. »Sein Leben ist in Gefahr. Ich muss dringend nach L. A. und habe nicht genug Geld für das Flugticket. Autos kommen nicht durch, und die Lastwagenkonvois nehmen überhaupt keine Passagiere mehr nach Westen mit. Aber auch dafür würde mein Geld nicht reichen.«
    Mr. Nakamura neigte den Kopf eine Spur zur Seite. »Noch habe ich keine Bitte gehört, Mr. Bottom.«
    Nick holte tief Luft. Ihm blieb nur noch knapp eine Minute. »Mr. Nakamura, Sie haben mir fünfzehntausend Dollar – alte Dollar – angeboten, falls ich den Mord an Ihrem Sohn kläre. Ich bin dicht davor, ihn zu klären. Wahrscheinlich könnte ich den Mörder sofort beim Namen nennen, aber ich brauche noch mehr Beweise. Ich wollte Sie im Austausch gegen diese fünfzehntausend um das Geld für einen Flug nach L. A. bitten – siebenhundert

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