Flashback
koordiniert. «
»Die Gang hatte also Insiderinformationen«, konstatierte Nick. »Und woher will Miss Galina Kschessinska wissen, ob Val bewaffnet ist oder nicht?«
»Ihr Sohn soll ihr erzählt haben, dass er Val eine Neun-Millimeter-Beretta gegeben hat. Die Pistole hatte vierzehn Schuss im Magazin und einen im Lauf.«
Wie kommt der Teenager Billy Coyne dazu, Berettas zu verteilen? Und wieso hat Miss Kschessinska das nicht schon vor dem Massaker beim Disney Center der Polizei erzählt? Nick schwieg. Wenn die Aussage der blöden Schachtel stimmte, dann traf die Beschreibung »bewaffnet« in dem Fahndungsaufruf zu. Aber »gefährlich«? Nick fiel der Baseballhandschuh ein, den sein Sohn ins Bett mitgenommen hatte wie ein Stofftier.
»Momentan läuft die Analyse der zwei Kugeln, die man Billy Coyne herausgeschnitten hat, und einer dritten, die in der Wand hinter ihm gesteckt hat.« K. T. leierte die Informationen monoton herunter. »Aber ich habe bereits mit dem stellvertretenden Leiter der California Highway Patrol gesprochen, Ambrose heißt er, und er sagt, die Kugel in der Wand war neun Millimeter.«
»Ambrose? Dale Ambrose?«
»Ja.« K. T. hatte die Glock auf Tischhöhe gesenkt und sie mit einer Zeitung verdeckt, aber sie deutete immer noch in Nicks Richtung. »Kennst du ihn?«
»Ja. Nein, eigentlich nicht. Mein Alter hat Ambrose hier bei der Colorado State Patrol ausgebildet. Ich glaube, die zwei hatten so eine Art Mentor-Schüler-Verhältnis. Auf jeden Fall war mein Alter der Meinung, dass aus Ambrose mal ein guter Polizist wird. Ein paar Jahre vor dem Tod meines Vaters ist Ambrose nach Kalifornien gezogen. Du weißt doch noch, wie ich vor neun Jahren nach L. A . gefahren bin, um diesen Kindermörder herzubringen. Damals habe ich Ambrose kennengelernt, und danach haben wir uns manchmal angerufen, wenn wir Hilfe gebraucht haben. Als ich zuletzt von ihm gehört habe, war er stellvertretender Chef bei der
CHP.«
»Vielleicht solltest du mit ihm reden«, meinte K. T.
»Ja.«
»Zu seiner Arbeit gehört es auch, die CHP-Schutzeinheiten für den Gouverneur und den Berater einzuteilen. Es waren Ambroses Leute und Omuras japanische Sicherheitskräfte, die sich ein Feuergefecht mit den Gangmitgliedern geliefert haben.«
»Aber nicht mit Val.« Nicks Stimme war hart. »Es gibt keine Beweise dafür, dass er dort war.«
K. T. zuckte die Achseln. Die Fahndungsausschreibung sprach durchaus dafür, dass es genug Beweise für eine Beteiligung Vals an dem Anschlag gab. DNA-Analysen waren mittlerweile so genau,
dass die Beweise bald vorliegen mussten, wenn Val nur einen Schritt in dieses Kanalisationsrohr gemacht hatte. Nick wusste, was K. T.s Achselzucken bedeutete: Die Nacht ist noch jung.
Allein schon die Vorstellung – die Gewissheit –, dass Val Mitglied einer Flashgang in L. A. war, drohte Nick in den Wahnsinn zu treiben. Die Flashgangs in Denver, die Gewaltverbrechen begingen, nur um sie auf Flash nachzuerleben, bestanden so ziemlich aus den perversesten Gestalten, mit denen Nick und K. T. je zu tun gehabt hatten. Und angeblich waren die Flashgangs in L. A. noch viel schlimmer.
Nick fühlte sich schwindlig, fast als hätte er erneut einen Taserschlag abbekommen. »Was sonst noch?«
»Meinst du, du verträgst das, Partner?«
Nick staunte über das Wort Partner. Entweder zeigte sich Lieutenant Lincoln von ihrer besonders sarkastischen Seite, oder sie hatte gemerkt, wie sehr ihm die Nachricht über Val an die Nieren ging. Vielleicht war es ein wenig von beidem.
»Ja, raus damit.«
K. T. schob ihm einen Ordner mit farbcodierten Dokumenten zu. »Du kannst sie lesen, ohne dich vorzulehnen.« Die rechte Hand mit der Glock war noch immer hinter der Zeitung verdeckt. »Du blätterst nur mit der linken Hand. Nicht den ganzen Ordner hochheben.«
»Meine Güte, K. T.«
Sie reagierte nicht.
Langsam blätternd las Nick die Unterlagen. Als er fertig war, sagte er nichts.
Es waren kopierte Seiten eines Berichts, aus dem hervorging, dass Dara Fox Bottom und der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt Harvey Cohen in den fünf Wochen vor Keigo Nakamuras Ermordung mindestens zehnmal gemeinsam in Motel- und Hotelzimmern übernachtet hatten. Die nackten Angaben wurden mit Kopien
von Harveys Kreditkartenauszügen und Zahlungsbelegen aus dem Büro des Bezirksstaatsanwalts untermauert.
»Alles Quatsch.« Nick stieß den Ordner zurück in K. T.s Richtung.
»Kannst du behalten. Woher weißt du, dass das Quatsch ist?«
»Auf
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