Flashback
Lippen gespritzt.
»Ja. Die Jungs haben Berater Omura und seinem Gefolge in einem Kanalisationsrohr in der Nähe des Disney Center aufgelauert und von dort das Feuer eröffnet.« K. T. machte eine Pause, um Luft zu holen. Die Mündung der Glock schwebte reglos in der Luft. »Die Kerle hatten ein ganzes Waffenarsenal dabei, fast alles illegal … «
Formicula , dachte Nick. Der Film mit den Riesenameisen. Und mit den Militärjeeps, die auf der Suche nach dem Nest der Ameisenkönigin durch die Kanalisationsstollen jagen. Er und Val hatten diesen alten Film geliebt.
»Berater Omura blieb unverletzt und wurde mit seiner Limousine weggebracht. Zugleich haben seine Sicherheitskräfte und mehrere Polizisten das Feuer erwidert und sechs Bandenmitglieder am Ausgang des Kanalrohrs getötet. Der siebte Junge wurde einige hundert Meter weiter unten in einem Tunnel gefunden, getötet mit drei Schüssen. Kennst du ihn?« K. T. schaltete durch die Fotos, bis sie zum Bild eines Teenagers kam: die Lider halb geschlossen über zurückgerollten Augen, der Mund offen, Schneidezähne abgebrochen, zwei Einschusslöcher in der Brust, ein interaktives Gesicht auf einem blutgetränkten T-Shirt und eine furchtbare Wunde, die ihm den Hals aufgerissen hatte.
»Nein«, brachte Nick hervor. »Hab ihn noch nie gesehen. Was hat das mit Val … «
K. T. winkte ab. »Die Abteilung Jugendkriminalität in L. A. meint, dass Val mit diesen Jungs rumgezogen ist …, vor allem mit dem da, Billy Coyne. Hat Val ihn je erwähnt?«
»Coyne?« Nick schmeckte Galle in der Kehle. »Billy Coyne? Nein … Moment, vielleicht doch. Ja, möglicherweise. Bin mir nicht sicher. Val hat nie viel von seinen Freunden erzählt. Ist er …, geht es ihm gut?«
»Nach Val Fox – der Name, unter dem er an der Schule angemeldet ist – läuft eine Fahndung. Das LAPD kann sein Telefon nicht aufspüren. Weder er noch dein Schwiegervater waren unter der Adresse von Leonard Fox anzutreffen. Wir wissen, dass er heute den ganzen Tag nicht versucht hat, dich auf deinem Telefon zu erreichen. Warst du vielleicht auf andere Weise mit ihm in Kontakt, Nick?«
Warum benutzt Val nicht meinen Nachnamen? So läppisch der Gedanke unter diesen Umständen war, er versetzte Nick doch einen tiefen Stich.
»Was? Nein! « Er schüttelte den Kopf. »Val hat sich nicht gemeldet, und ich wollte ihn eigentlich anrufen, aber …, ich meine, ich hab neulich seinen Geburtstag vergessen und … Nein, ich hatte keinen Kontakt zu ihm. Gibt es Beweise dafür, dass Val an dem Anschlag auf Omura beteiligt war, oder sind das nur wilde Spekulationen ?«
»Es muss irgendwelche Beweise geben«, er widerte K. T. »Der Heimatschutz hat die Suche nach Val auf das ganze Land ausgedehnt. Im Moment wird er noch als wichtiger Zeuge gehandelt, aber sie wollen ihn auf jeden Fall festnehmen, genauso wie das FBI.«
»O Mann.« Nick suchte den Blick seiner Exkollegin. »Und das ist die am wenigsten schlechte Nachricht, die du für mich hast?«
K. T. starrte Nick unverwandt an, so wie sie früher Verdächtige angestarrt hatte, die sie aufs Revier geschleppt hatten. »Was willst du jetzt machen, Nick?«
»Was soll die Frage? Forderst du mich gerade auf, meinen Sohn zu verpfeifen, oder was?«
»Nein. Trotzdem glaube ich, du solltest ihn zur Polizei bringen, wenn er bei dir auftaucht. Du hast doch noch Handschellen, oder?«
Nick hätte gegen das Gesetz verstoßen, wenn er die Handschellen
von der Polizei noch besessen hätte. Aber er hatte welche, die zu seiner Ausrüstung als Privatdetektiv gehört hatten, als er mit dem Gedanken gespielt hatte, mit dem Aufspüren von Leuten Geld zu verdienen, die gegen ihre Kautionsauflagen verstoßen hatten. Er versuchte sich auszumalen, wie er seinem Sohn Handschellen anlegte. Er konnte es nicht. Dann merkte Nick, dass er sich Val vorstellte wie damals mit knapp elf, als er ihn zuletzt gesehen hatte. Schon das Highschoolfoto zeigte einen völlig anderen Menschen.
Nick blieb stumm.
»Heimatschutz, FBI und Polizei werden kurzen Prozess mit ihm machen, Nick.« K. T. wirkte angespannt. »In der Fahndungsausschreibung steht, dass er bewaffnet und gefährlich ist.«
»Wer behauptet, dass er bewaffnet ist?«
»Galina Kschessinska«, erwiderte K. T.
»Und wer ist diese Galina Kschessinska, verdammt?«
»Die frühere Mrs. Galina Coyne. Die Mutter des toten Billy Coyne. Hat bis heute in einem Büro gearbeitet, das die Reiserouten und Sicherheitspläne von Berater Omura in L. A .
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