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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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abbekommen, aber erst die dritte hatte ein rundes, unblutiges Loch genau in die Mitte der Oberlippe geschlagen und die Sache beendet.
    Auch Billy Clanton war von drei Schüssen erwischt worden, aber er lebte noch und krümmte sich vor Schmerzen.
    Nick kickte alle sichtbaren Waffen in die Büsche und beugte sich über den Teenager.
    »Helfen Sie mir, Mister, bitte helfen Sie mir, es tut weh … O Gott …, es tut so weh … ! Helfen Sie mir bitte, Mister, um Himmels willen, bitte … «
    Nick sah sich die Verletzungen an. An sich war keine tödlich, aber wenn der Junge nicht bald ärztliche Hilfe bekam, musste er verbluten. Bestimmt gab es im nahe gelegenen California Institute of Technology einen medizinischen Bereitschaftsdienst.
    »Wo ist euer Auto?« Nick schob sich ganz nach unten, zischte dem Jungen fast ins Ohr. »Wo sind die Autoschlüssel?«
    Der Teenager unterbrach kurz sein Stöhnen und Flehen, um ihn anzustarren. Wie die meisten jungen Amerikaner hatte er noch nie längere Zeit starke Schmerzen ertragen müssen. Er wollte eine Tablette oder eine Spritze gegen die Qualen …, sofort.
    »Sie … Helfen Sie mir? Ich wollte gar nicht mitkommen, wissen Sie. Das war alles Deans Idee. Ich wollte nicht … «

    »Wo ist das Auto?«, flüsterte Nick. »Wo sind die Schlüssel? Mit dem Auto bin ich in ein paar Minuten bei einem Arzt. Ich kann dich nicht tragen.«
    Der Junge nickte, dann spuckte er Blut. Das erschreckte ihn. Schluchzend und jammernd verriet er Nick, was er wissen wollte.
    Deans blauer Nissan parkte an der Landor Lane, einen halben Block von der Stelle, wo sie die ersten Schüsse auf Nick abgefeuert hatten. Sie lebten alle in Altadena und waren ganz normale Typen. Sie kamen gerade von einem lustigen Abend aus East L. A. zurück – das machten doch alle diese Woche –, da hatten sie das Moped gesehen, und Dean meinte, noch einen Letzten zum Abschluss, aber …
    »Schlüssel?«
    »Dean … in der Tasche … Dean … vorn, glaube ich … Bitte helfen Sie mir, Mister, es tut so weh.«
    Nick vermutete, dass Dean der Spielmacher war, und fand die Schlüssel in der Brusttasche des Toten. Auf dem Schlüsselring stand NISSAN. Nick durchsuchte auch die Taschen des Verteidigers und des stöhnenden Jungen, dann alle drei Rucksäcke, entdeckte aber nur Munition, Brieftaschen, Karten und ein wenig Bargeld. Er behielt das Geld und Deans NICC.
    Nick machte das Hemd auf und überprüfte rechts unten die Kevlar-3-Weste. Sie hatte beide Pistolenkugeln abgefangen, aber seine Rippen hatten auf jeden Fall etwas abbekommen. Langsam und tief atmend knöpfte er das Hemd wieder zu. Die Risswunde an der linken Wade hatte endlich aufgehört zu bluten, aber vorher das Taschentuch und sein Hosenbein durchweicht. Bei der Vorstellung, dass er den festgeklebten Stoff später wegreißen musste, biss er unwillkürlich die Zähne aufeinander.
    »Bitte …, Mister … Sie haben es versprochen …, es tut so weh … Sie haben es versprochen.«
    Nick kniete sich neben den verletzten Teenager und merkte, dass
er eigentlich gar keine große Ähnlichkeit mit dem jungen Dennis Hopper hatte. Und nicht die geringste Ähnlichkeit mit Val.
    »Sie haben es versprochen … «
    Er konnte Deans Wagen holen, hierherfahren, den Jungen einladen und sich auf die Suche nach einem Arzt machen, bevor er verblutete. Oder er beschrieb dem Amateurkiller den Weg zur wissenschaftlichen Bibliothek und forderte ihn auf hinzurobben – allerdings war es nicht sehr wahrscheinlich, dass er es schaffte.
    In beiden Fällen würde er jemanden zurücklassen, der ihn und den Nissan beschreiben konnte. Wenn es in diesem Vorort von L. A. noch Cops gab, stieg damit die Gefahr, dass Nick festgenommen und an seiner Suche nach Val gehindert wurde.
    Wer zum Spaß auf wildfremde Leute schießt, muss bereit sein, den Folgen ins Auge zu sehen. Nick war sich nicht sicher, ob er in diesem Augenblick an den jammernden jungen Mann dachte oder an Vals angebliche Beteiligung an dem Anschlag auf Berater Omura. Der Unterschied war, dass in Vals Adern Nicks Blut floss.
    Mit der linken Hand schützte Nick sein Gesicht vor Spritzern, als er die Mündung der Glock fünf Zentimeter vor die bleiche Stirn und die weit aufgerissenen Augen des Teenagers hielt und abdrückte.
    Der Nissan stand genau an der beschriebenen Stelle. Betty raunte ihm zu, dass er nur noch knapp zwanzig Kilometer vor sich hatte, auch wenn er die Monterey Road und die Figueroa Street nahm, um den Pasadena Freeway zu

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