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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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erwiesen hatten, waren inzwischen – mit Ausnahme der japanisch bestimmten Friedensmission in China –
eine vollwertige Außenstelle des Islamischen Weltkalifats. Das Paradoxe war, dass selbst nach der Ermordung von sechs Millionen Juden und der Vernichtung Israels den Palästinensern ihr Staat in den radioaktiven Trümmern durch den schiitischen Iran und die konkurrierenden, stets argwöhnischen sunnitischen arabischen Länder verwehrt wurde.
    »Nein«, antwortete Nick, »jemand anders. Würden Sie zurückgehen? «
    »Ich habe Prostatakrebs und andere strahlungsbedingte Krebsarten«, erklärte Oz. »Ich werde bald sterben.«
    »Sterben müssen wir alle. Würden Sie zurück nach Israel ziehen, wenn auch andere Juden mitkommen würden?«
    Wieder sah Danny Oz Nick offen und klar in die Augen. »Sofort, Mr. Bottom. Sofort.«
    Nick erreichte den Parkplatz in dem Bewusstsein, dass er fast nichts herausgefunden hatte, das ihm weiterhalf, wenn er in wenigen Stunden vor Mr. Nakamura treten und ihm verraten sollte, wer seinen Sohn getötet hatte.
    Trotzdem habe ich was Wichtiges erfahren. Er war sich nur immer noch nicht sicher, was es war.
    Bevor er zu seinem Wagen treten und die Türen entriegeln konnte, brausten drei Oshkosh M-AT Vs heran und versperrten ihm den Weg.
    Aus dem vorderen Fahrzeug sprangen Takeru Ōta, Akihiro Okada und Shinta Ishii, die mit Nick den Ausflug nach Santa Fe überlebt hatten. Alle trugen leichte Kampfausrüstung: Kevlarwesten, Stiefel und sogar schwarze Baseballmützen aus kugelsicherem Stoff. Und jeder hielt eine automatische Waffe in der Hand.
    Nick bewegte keinen Muskel.
    Satos bullige Gestalt schob sich durch die Heckluke des M-ATV, und er nickte seinen drei Ninjas mit einem Knurren zu. »Bottom-san, würden Sie bitte mitkommen?«

    Scheiße. Das ist zu früh. Ich bin noch nicht bereit. Er fragte sich, wie viele Millionen von Menschen bereits mit derart unwürdigen letzten Gedanken in den Tod gegangen waren.
    Er leckte sich die Lippen. »Ist Mr. Nakamura schon zurück?«
    »Noch nicht«, knarzte Sato. »Aber er hat uns angewiesen, Ihnen etwas zu zeigen, bevor Sie sich später mit ihm treffen. Bitte kommen Sie mit.«
    »Habe ich eine andere Wahl?«
    »Bitte steigen Sie ein, Bottom-san. In spätestens einer Stunde liefern wir Sie wieder hier bei Ihrem Auto ab.«
    Die Hände in sicherem Abstand von seiner Glock und daraufbedacht, jede plötzliche Bewegung zu vermeiden, kletterte Nick über die Heckrampe in den Oshkosh.
     
    Die Fahrt endete schon nach drei Kilometern an einer Grünfläche, die einmal zu einem ausgedehnten Park am Ostufer des Platte River gehört hatte. Zur Jahrhundertwende waren hier mehrere Hochhäuser mit Eigentumswohnungen errichtet worden. Sato, seine drei Ninjas und Nick stiegen aus und steuerten auf einen von Nakamuras Libellenhubschraubern zu – den weniger luxuriösen, in dem Nick vor einer Woche zum Raton Pass geflogen war. Ein Dutzend Leute in schwarzer Kampfausrüstung aus den anderen M-ATVs bildete einen Kreis um den Helikopter. Takeru Ōta, den Nick als Willy kennengelernt hatte, winkte ihn durch die offene Tür der Libelle. Sato setzte sich ein Headset mit Mikrofon auf und wartete, bis alle saßen und angeschnallt waren. Er sprach ein paar unhörbare Worte, dann erhob sich die Sasayaki-Tonbo flatternd, legte sich schräg und flog nach Osten über die Innenstadt von Denver.
    Die Türen waren offen geblieben, und Nick sah sein Spiegelbild im golden getönten Glas des einundfünfzigstöckigen früheren Wells Fargo Center, das die Bewohner der Stadt wegen der
eigenwilligen Form seiner Spitze schon lange als Registrierkasse bezeichneten. Unter ihnen zogen die Wolkenkratzer vorbei, dann lag Denver plötzlich hinter ihnen, und sie flogen in südöstlicher Richtung über Farmen und Prärieland.
    Das war schon seit Jahrzehnten so in der Stadt. Im Norden, Süden und Westen erstreckten sich die Vororte bis über den Horizont hinaus. Doch im Osten gab es diesen abrupten Wechsel von der Stadt zu einigen Farmen, wo die Bewässerung noch funktionierte, und dann zur Prärie, die sich bis nach Kansas hinzog. Nick fragte nicht nach dem Ziel des Flugs – seine einzige Vermutung war sehr düsterer Natur.
    Er konnte es riechen, bevor er es sah, und als er es roch, wusste er, dass seine Vermutung zutraf.
    Die Libelle landete, und alle lösten ihren Gurt. Die Ninjas sprangen hinaus und forderten Nick mit einem höflich Wink auf, ihnen zu folgen. Nick zog das Hemd aus der Hose und

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