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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Sexdienstleisterin Keli Bracque, in Ihren Haushalt, Mr. Nakamura. Sie wurde nicht wie eine Gefangene behandelt. Nicht anders als im europäischen Mittelalter wurde sie aufgezogen wie ein geachtetes Mitglied der Familie.
    Doch dann passierte das Undenkbare. Kumiko Catherine Catton hat sich in Ihren einzigen Sohn verliebt. Als Keigo nach Amerika gekommen ist, um seinen Dokumentarfilm zu drehen – vierzehn Monate, bevor Ihr Kaiser Sie auf Ihr Betreiben hin zum Bundesberater von Colorado ernannt hat –, wurde er von Kumiko begleitet. Aber sie war nicht Keigos Sexspielzeug. Sie haben einander leidenschaftlich geliebt.«
    Nakamura räusperte sich. »Darf ich fragen, woher Sie diese Informationen haben, Mr. Bottom?«
    »Sie haben mich doch engagiert, um sie in Erfahrung zu bringen«, erwiderte Nick. »Aber es war nicht mein Verdienst. Nie hätte ich aus eigenem Antrieb Keli Bracques Hintergrund durchleuchtet. Dazu war ich zu blöd. Keli jedoch – Kumiko – hat sich Sorgen um die Sicherheit ihres geliebten Keigo gemacht. Ihr Taugenichts von einem Sohn war nämlich ziemlich intelligent, Mr. Nakamura. Ist zwar von der Universität in Tokio geflogen, aber bestimmt nicht, weil er dumm, sondern weil er ein geborener Rebell war. In Japan gibt es ein Sprichwort: Ein herausstehender Nagel wird eingeschlagen.
    Nun, Mr. Nakamura, ich muss Ihnen wohl nicht sagen, dass Keigo ein herausstehender Nagel war. In einer Gesellschaft, die wie nie zuvor dem blinden Gehorsam ergeben ist, war er ein Rebell. In seinem Dokumentarfilm ging es nicht darum, wie jämmerlich die amerikanischen Flashbacksüchtigen waren, sondern darum, woher
Flashback gekommen war . Aus Japan. Und es ging um den Schaden, den die vorsätzliche Einführung dieser suchterzeugenden Droge ihren Konsumenten zugefügt hat – von den armseligen israelischen Überlebenden des zweiten Holocaust über Vorstadthausfrauen bis zu den hoffnungslosen Slumbewohnern.«
    »Beweisen Sie es, Mr. Bottom«, warf Nakamura ein.
    Nick verkniff sich ein Lächeln. »Das muss ich nicht. Ich habe mehrere Stunden von diesem Filmmaterial gesehen, Mr. Nakamura. Und bald werden es auch Millionen von Amerikanern sehen. Keigo Nakamura wird ihnen zeigen, welchen Schaden Sie und die anderen japanischen Kriegsherren diesem Land zugefügt haben.«
    Nakamura schwieg.
    »Die politische Dimension der Sache war Kumiko Catherine Catton allerdings völlig egal«, fuhr Nick fort. »Sie hatte einfach Angst, dass jemand ihren geliebten Keigo beseitigen könnte. Wie ihre Mutter war sie in Japan aufgewachsen und hatte die Veränderungen in den letzten Jahrzehnten miterlebt. Ihr war klar, dass die Daimyōs nicht zulassen würden, dass Keigo seine überspannte Dokumentation vorführt. Sie wusste, dass ihn jemand stoppen würde – und zwar rigoros.
    Weil sie nur die Verhältnisse in Japan kannte, aber nicht die in den Vereinigten Staaten, wo ihre Mutter herstammte, hat Kumiko ganz naiv die Behörden um Hilfe gebeten. Ihre Überlegung war, die schockierenden Informationen aus dem Dokumentarfilm an eine möglichst breite Öffentlichkeit zu bringen, damit die Daimyōs keinen Grund mehr hatten, gegen Keigo vorzugehen.
    Also hat sich Kumiko an den Bezirksstaatsanwalt von Denver gewandt, einen ehrgeizigen, aber beschränkten Typen namens Mannie Ortega. Er hat nicht einmal begriffen, was sie ihm da anbot, und sie einfach an einen seiner Stellvertreter weitergereicht, den armen Harvey Cohen, der mit seiner Assistentin Dara, meiner Frau, Gespräche mit Keli Bracque, alias Kumiko Catherine Catton, geführt
hat. Und was sie da über die Herkunft von Flashback erfahren haben, fanden sie wirklich haarsträubend.
    Ortega war ein Idiot, aber Harvey und Dara war klar, womit sie es zu tun hatten. Gegen Mannie Ortegas Widerstand, der das Ganze für unwichtig hielt, haben sie darauf bestanden, FBI und Heimatschutz einzuschalten.
    Und genau das passierte auch. Nach Abschluss ihrer eigenen Untersuchungen haben diese Behörden Bezirksstaatsanwalt Ortega, dem stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt Cohen und dessen Rechercheasssistentin Dara Fox Bottom mitgeteilt, dass Keli Bracque eine schamlose Lügnerin sei – nur eine heroinsüchtige Prostituierte. Eine Person namens Kumiko Catherine Catton gebe es nicht.
    Zudem ließen FBI und Heimatschutz durchblicken, dass eine Hysterie dieser Art die amerikanisch-japanischen Beziehungen belasten könnte, auf die wir doch angewiesen seien, und eine persönliche Beleidigung für den kommenden

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