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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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alte Filme aus den dreißiger bis fünfziger Jahren angeschaut, für die wichtige Szenen in der Union Station gedreht worden waren. Dann ging es unter dem verlassenen Abschnitt der 101 weiter nach Süden. Für September war es ziemlich heiß, und Leonards weißes Hemd war durchgeschwitzt, als er an der Mündung von Santa Fe Avenue und East 4th Street auf die erste Straßensperre stieß.
    Die East 4th war abgeriegelt. Auf beiden Seiten der Straße hingen die großen grün-weiß-roten Fahnen von Nuevo Mexico. Im Gegensatz zur 1968 eingeführten Flagge rang der Adler in der Mitte nicht mit einer Schlange, sondern blickte nach vorn. Und er trug eine Krone. Emilio hatte ihm einmal erklärt, dass diese Flagge auf der des ersten mexikanischen Reiches von 1821 beruhte. Allerdings war der neue Adler so stilisiert, dass er Leonard eher an den Adler der New-Deal-Ära unter Roosevelt oder gar an den der Nazis erinnerte.
    Aber ihm blieb keine Zeit, die Fahnen in Augenschein zu nehmen. Hinter den Barrikaden waren mit Maschinenpistolen bewaffnete Männer hervorgetreten.
    » ¿Qué quieres, viejo? «
    Professor George Leonard Fox freute sich nicht über die Bezeichnung »Alter«, doch er präsentierte die Karte, die ihm Emilio
gegeben hatte, und vermied jedes Beben in seiner Stimme, als er antwortete: » Exijo que me lleven a la casa de Emilio Gabriel Fernández y Figueroa .«
    Vielleicht hätte er nicht das Verb »verlangen« verwenden sollen, doch jetzt war es zu spät. Einer der Latinos lachte, doch sein Kamerad zeigte ihm die Karte, und das Gelächter erstarb.
    » ¿Por qué quieres ver a Don Fernández y Figueroa, gringo viejo? «
    Leonard hatte die Beleidigungen und das Grinsen satt. »Bringt mich einfach hin. Don Fernández y Figueroa erwartet mich.«
    Fünf Bewaffnete berieten sich hektisch. Dann wies der mit der Karte Leonard zu einem schwarzen VW-Geländewagen hinter der Straßensperre. »Kommen Sie.«
     
    Emilio lebte in einem riesigen alten Haus beim Evergreen Cemetery.
    Als ihn sein Begleiter durch Ringe von Barrikaden und Wachposten eskortierte, wurde Leonard klar, dass es sich eigentlich eher um ein bewaffnetes Lager handelte. Ganze Straßenzüge wurden von seitlich geparkten Militärfahrzeugen mit dem Bild des gekrönten Adlers beherrscht. Mauer und Zaun des weitläufigen Friedhofs waren niedergerissen worden, und Leonard erblickte viele weitere Rad- und Kettenfahrzeuge, die in Reihen auf dem verblichenen Gras abgestellt waren. Vor Emilios Adresse standen quer große schwarze Geländewagen. Die Mauern um das Lager waren mit einbetonierten Glasscherben und dicken Stacheldrahtrollen gesichert.
    Innerhalb des Lagers und im Haus wurden sie ein halbes Dutzend Mal aufgehalten, und sein Führer präsentierte jeweils die Karte. Zweimal wurde Leonard gefilzt – aggressiv, demütigend, gründlich. Sie hätten ihm mühelos seine Tasche mit Geld abnehmen können, doch nach einem flüchtigen Blick auf die mit Gummi umwickelten Bündel achtete niemand mehr auf seine kümmerlichen Ersparnisse.

    Auf allen Seiten der mit Steinplatten ausgelegten Eingangshalle bemerkte Leonard Männer in verschiedenen Räumen. Sie rauchten, diskutierten, beugten sich über Karten, gestikulierten. Und alle schienen beim Diskutieren und Gestikulieren gleichzeitig mit Handys zu telefonieren. Sein Begleiter führte ihn zwei Treppenfluchten hinauf und durch einen breiten Gang. Vor der offenen Tür einer Bibliothek waren zwei Männer in Zivil mit automatischen Waffen postiert. Wieder zeigte sein Führer die Karte vor. Nachdem Leonard ein letztes Mal durchsucht worden war, stießen sie die Tür ganz auf und winkten ihn hinein. Auch diesmal verlor niemand ein Wort über seine Umhängetasche voller Banknoten.
    Das Zimmer war riesig. Auf drei Seiten der Bibliothek zogen sich vier Meter hohe, mit ledergebundenen alten Büchern gefüllte Regale hin. Die vierte Wand bestand aus Fenstern, durch die Leonard schwarze Helikopter erblickte, die gerade auf einer größeren gepflasterten Fläche innerhalb des Lagers landeten. Hinter einem breiten Schreibtisch saß Emilio Gabriel Fernández y Figueroa. Ihm gegenüber hatte sich ein kahler Mann Anfang fünfzig niedergelassen. Leonard erkannte sofort, dass die beiden miteinander verwandt waren. Beide erhoben sich, als er näher trat.
    »Guten Tag, Leonard«, begrüßte ihn sein Samstagsschachpartner.
    »Guten Tag, Don Fernández y Figueroa.« Leonard verbeugte sich leicht.
    »Nein, nein. Bleiben wir bei Emilio. Darf ich

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