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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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mit ihr zu erleben.
    »Was haben Sie Keigo auf seine Frage geantwortet?«
    »Dass es eine Droge wie F-2 meiner Meinung nach nie geben wird.« Oz hielt den inhalierten Rauch lange in der Lunge und atmete ihn fast bedauernd wieder aus. »Und dass ich so eine Droge, falls sie doch irgendwann auftaucht, sehr wahrscheinlich nicht nehmen werde, weil ich schon genügend eigene Fantasien im Kopf habe. Ich habe ihm erzählt, dass ich Flashback nehme, um eine einzige Erinnerung nachzuerleben …, immer wieder.« Von der Zigarette des Dichters war fast nur noch Asche übrig. »Man könnte sagen, dass ich davon besessen bin.«
    »Nehmen Sie immer noch Flashback?« Nick kannte die Antwort, aber er war neugierig, ob Oz sich dazu bekennen würde.
    Der Dichter lachte. »O ja, Mr. Bottom. Mehr als je zuvor. Inzwischen bin ich mindestens acht Stunden am Tag auf Flash. Wahrscheinlich flashe ich gerade, wenn mir der Prostatakrebs den Garaus macht.«
    Wo hat der Kerl das Geld für die Droge her? Nick schenkte sich diese Frage. »Bei der Vernehmung vor sechs Jahren haben Sie mir, glaube ich, nicht verraten, worauf Sie flashen. Sie haben nur erwähnt, dass Keigo Sie nicht danach gefragt hat … Dabei hätte ich angenommen, dass darauf sein Hauptaugenmerk bei allen Interviewten lag.«
    »Stimmt, er hat mich nicht danach gefragt. Und das war wirklich seltsam. Allerdings war es auch seltsam, dass er mich für ein Interview ausgesucht hat.«

    »Warum?«
    »Sie wissen doch, dass Keigo Nakamura einen Dokumentarfilm über den Flashbackgebrauch von Amerikanern gemacht hat. Sein Hauptthema war doch der Niedergang einer einst großen Kultur, die sich von der Zukunft abgewandt hat und in der obsessiven Beschäftigung mit der Vergangenheit versunken ist – mit dreihundertvierzig Millionen einzelnen Vergangenheiten. Aber ich bin kein Amerikaner, Mr. Bottom. Ich bin Israeli. Oder war es.«
    Die Frage, warum Keigo Oz interviewt hatte, war bei der Vernehmung nicht aufgetaucht, und Nick wusste nicht, ob sie wichtig war oder nicht. Aber die Sache war auf jeden Fall merkwürdig.
    »Und worauf flashen Sie, Mr. Oz?«
    Der Dichter zündete sich an der alten eine neue Zigarette an und trat die Kippe aus. »Ich habe bei dem Atomangriff meine gesamte weitläufige Verwandtschaft verloren, Mr. Bottom. Meine Eltern haben noch gelebt. Zwei Brüder und zwei Schwestern. Alle verheiratet und mit Familie. Meine junge zweite Frau und unsere zwei kleinen Kinder – David war sechs, Rebecca acht. Meine Exfrau Leah, mit der ich mich gut verstanden habe, und unser einundzwanzigjähriger Sohn Lev. Alle umgekommen bei dem zwanzigminütigen Feuersturm oder später ermordet von den arabischen Invasoren in ihren billigen russischen Strahlenschutzanzügen.«
    »Sie nehmen also Flash, um Zeit mit Ihren Verwandten zu verbringen. « Nick fühlte sich müde. Am Nachmittag sollte er in Boulder Derek Dean am Naropa Institute vernehmen, aber im Augenblick war er so kraftlos, dass er sich nicht vorstellen konnte, diese weite Fahrt zu machen – ganz zu schweigen von der Befragung.
    »Nie«, antwortete Danny Oz.
    Nick zog eine Augenbraue hoch.
    Mit einem unendlich traurigen Lächeln schnippte Oz Asche von seiner Zigarette. »Ich habe die Droge kein einziges Mal benutzt, um meine Verwandten wiederzusehen.«

    »Was erleben Sie dann, wenn Sie auf Flash sind, Mr. Oz?« Eigentlich hätte Nick eine höfliche Phrase wie wenn ich mir die Frage erlauben darf hinzufügen müssen, aber er hatte kurz vergessen, dass er kein Cop mehr war. Das war ihm schon länger nicht mehr passiert.
    »Den Tag des Angriffs. Ich lasse immer wieder den Tag ablaufen, an dem mein Land untergegangen ist. Jeden Tag meines Lebens. Jedes Mal, wenn ich Flash nehme.«
    Nick konnte seine Skepsis nicht verhehlen.
    Oz nickte, als würde er ihn gut verstehen. »Ich war damals mit einem befreundeten Archäologen an einer Ausgrabungsstätte namens Be’er Sheva in Südisrael. Angeblich die Überreste der biblischen Stadt Beerseba.«
    Nick hatte noch nie davon gehört, aber er hatte auch schon seit dreißig Jahren nicht mehr in der Bibel gelesen und war nicht besonders gut in Geografie. Außerdem gab es gar keinen Grund mehr, die Geografie dieser toten Zone zu kennen.
    »Be’er Sheva war nur ein kleines Stück nördlich vom Landwirtschaftlichen Versuchszentrum Havat MaShash.«
    Davon hatte Nick allerdings gehört. Nach der Zerstörung Israels hatte sich herausgestellt, dass das Landwirtschaftliche Versuchszentrum Havat MaShash eine

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