Flashback
muss rausfinden, warum sie im Six Flags und vielleicht kurz darauf bei der Party war. Und dafür brauche ich deine Hilfe, K. T.«
Sie lehnte sich zurück, weg von ihm. »Mann, Nick. Du hast zu viele Privatdetektivstorys gesehen oder gelesen, wo der entlassene Exbulle einen Kumpel bei der Truppe hat, der für ihn die Kastanien aus dem Feuer holt. Aber ein realer Cop kann mit so was seine Marke verlieren. Jedenfalls bin ich nicht mehr dein Kumpel, Nick Bottom, und selbst wenn, würde ich so was nicht machen.«
»Aber du warst mit Dara befreundet.« Nicks Hände waren ineinandergefaltet, nur die Zeigefinger wie eine Pistole auf K. T.s Brust gerichtet. »Zumindest hat es damals so ausgesehen.«
»Du kannst mich mal, Bottom.«
»Du mich auch, Lincoln. Du hast gar keine Angst, dass du deine Marke verlierst. Du machst dir bloß Sorgen um deine nächste Beförderung. Aber wozu möchtest du denn als Nächstes befördert werden? Zur Polizeipräsidentin? Bürgermeisterin? Königin von Colorado?«
Nick hatte einen Tisch weit hinten bei den Toiletten ausgesucht, fern von den frühmorgendlichen Gästen, die sich an den Fenstern drängten. Trotzdem drehten sich jetzt einige Leute nach ihnen um.
Er lehnte sich über den Tisch und senkte die Stimme. »Ich brauche deine Hilfe, K. T.«
Der Ausdruck seiner ehemaligen Kollegin blieb unverändert, nur die Augen zogen sich ein wenig zusammen. »Du brauchst ganz was anderes, Nick. Eine Rasur, einen Haarschnitt, Zahnpflege und zehn Kilo weniger auf den Rippen. Ein neuer Anzug mit Krawatte wäre vielleicht auch nicht schlecht.«
Nick ließ sich nicht anmerken, dass er innerlich zusammenzuckte. »Ich brauche deine Hilfe, K. T. Ich muss erfahren, was sie in Six Flags wollte. Und ob sie an dem Abend in Keigos Wohnung war.«
»Hat sie nie erwähnt, dass Cohen oder der Bezirksstaatsanwalt Nachforschungen im Zusammenhang mit dem Fall Keigo Nakamura angestellt haben?«
»Ich kann mich an nichts erinnern. Ich gehe diese Tage gerade mit Flashback durch, und inzwischen kommt mir alles an ihrem Benehmen verdächtig vor – jede Bemerkung, jedes Schweigen. Ich muss auch mit dem Bezirksstaatsanwalt Ortega reden.«
»Mannie Ortega?« Lachend schnappte sich K. T. ein Stück Speck von Nicks Teller. »Viel Glück mit deinen Fragen an den Bürgermeister über Dinge, von denen er wahrscheinlich nicht mal vor sechs Jahren was gewusst hat. Wie es heißt, sieht Ortega das Bürgermeisteramt in Denver nur als Sprungbrett. Er hat nationale Ambitionen. «
»Scheiß auf ihn und seine Ambitionen«, erwiderte Nick gereizt. »Ich will nur wissen, ob Harvey Cohen damals an irgendwas gearbeitet hat, das ihn und Dara nach Six Flags geführt haben könnte.«
»Vielleicht schaffst du es mit deinen Beziehungen zum Berater, dass du zu Ortega vordringst. Aber … diese Ermittlungen haben doch überhaupt nichts mehr mit der Suche nach Keigo Nakamuras Mörder zu tun.«
»Keine Ahnung.« Nicks Antwort entsprach der Wahrheit. »Ich weiß nur, dass mir scheißegal ist, wer den Jungen umgelegt hat, außer es hat was mit Dara zu tun. Und vielleicht sogar mit Daras … Unfall.«
K. T.s dichte Brauen schossen nach oben. »Mit ihrem Unfall? Willst du behaupten, dass der Crash, bei dem sie und Harvey Cohen gestorben sind, kein Unfall war?«
Nick zuckte die Achseln und senkte den Blick auf sein kalt gewordenes Frühstück.
»Nick, du hast doch damals alle Unterlagen von der Polizei und vom Bezirksstaatsanwalt bekommen, das weiß ich. Es hat starker Verkehr geherrscht, und Cohen wollte von der I-25 auf die East
58th Avenue. Er ist immer zu schnell gefahren in der Stadt. Plötzlich hat das alte Paar in dem Buick Gelding vor ihnen gebremst. Ohne echten Grund … Irgendjemand vor ihnen wurde langsamer, und der Mann ist voll auf die Bremse gestiegen, wie es bei alten Leuten öfter vorkommt. Harvey konnte nicht mehr stoppen oder ausweichen, genauso wenig wie der Fahrer des Sattelschleppers hinter ihnen, und alle drei Fahrzeuge sind gegen die Seitenmauer geprallt. Bei dem Feuer sind auch das alte Paar und der Lastwagenfahrer ums Leben gekommen. Um Himmels willen, Nick, wie willst du da was anderes reininterpretieren als einen Unfall?«
Er stierte sie an. »Du kennst doch diesen Trick mit den Autobumsern, K. T.«
Sie schnaubte. »Eine uralte Masche für Versicherungsbetrug. Aber ich hab noch nie gehört, dass in dem bremsenden Auto vor dem Opferwagen ein alter Latino am Steuer sitzt, der noch nie ein Verkehrsdelikt begangen hat,
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