Flashback
kleinste Chance besteht, dass Dara etwas damit zu tun hatte, kann ich nicht anders.«
K. T. Lincoln richtete sich auf und fixierte die leere Wand hinter Nick. »Weißt du, warum ich zu den fünf Prozent Amerikanern gehöre, die noch nie Flashback probiert haben, Nick?«
»Bist du amisch?«
Seine frühere Partnerin lächelte nicht. »Nein. Es gibt einfach zu viele Tote, die ich im Dunst dieser verdammten Droge immer wieder aufsuchen würde. In einem Bericht habe ich gelesen, dass du gestern diesen Googlescheißer Derek Dean getroffen hast. Du weißt also, wie krank dieses falsche Leben mit den Toten ist, Nick. Jede Stunde auf Flash ist eine Stunde, die dir in deinem wirklichen Leben für immer verloren geht.«
Nick schaute sie unver wandt an. Seine Stimme war fest und emotionslos. » Welches wirkliche Leben, K. T.?«
Sie wandte sich zum Gehen, stoppte aber noch einmal und sprach über die Schulter. »Sei vorsichtig in Coors Field. Nach unseren Informationen ist dieser Hideki Sato, den du dir als Scharfschützen ausgesucht hast, ein Killer dieser Zaibatsuorganisationen, von denen wir vorher geredet haben.«
»Gut. Dann sollte er einigermaßen schießen können. Ruf mich an, sobald du was weißt, dann treffen wir uns.«
Mit dem für sie typischen, selbstbewussten Schritt verließ Lieutenant Lincoln das Lokal.
Kein Besucher durfte Coors Field mit einer Waffe betreten. Daher war Nick über eine halbe Stunde damit beschäftigt, den Panzer aus Kevlar-Plus anzuziehen, der unter die Straßenkleidung kam und mit seinen überlappend angeordneten Schuppen über Hals und Kopf reichte wie eine leichte Metallbalaklava. Nicks Gesicht blieb nackt und damit ungeschützt gegen einen Angriff. Dabei wusste er, dass es im Straflager Coors Field alles gab: von Pistolen über Dolche, Hackbeile, Speere, Dorne, Knüppel bis hin zu richtigen Kampfmessern. Doch der K-Plus-Panzer konnte die meisten
scharfen Gegenstände aufhalten und bot mit etwas Glück seinem Scharfschützen die Chance, noch rechtzeitig einzugreifen.
Aber eine lange Klinge, die mit der fanatisch gedrillten Muskelkraft eines Insassen blitzschnell ins Auge stieß, konnte ihn genauso erledigen wie eine Kugel. Die Schwerverbrecher in Coors Field waren die stärksten und durchtrainiertesten Männer in ganz Colorado.
»Sind dort nur Männer?«, fragte Sato.
Der Wärter Bill Polansky und der Chef der Scharfschützeneinheit Paul Campos beobachteten, wie Nick sich mit der Panzermontur abmühte. Polansky war ein ruhiger, zuverlässiger Verwaltungsbeamter, der es im Bildungswesen mit spätestens fünfundvierzig zum Schulinspektor gebracht oder sich eine Kugel in den Kopf gejagt hätte.
Campos hatte kurz geschorenes Silberhaar und tief gebräunte Haut. Er hätte sich nie eine Kugel in den Kopf gejagt, doch wenn es sein musste jedem anderen. Nicht mit Vergnügen, aber mit absoluter Präzision.
»Nur Männer«, antwortete Polansky. »Wir haben hier keine Zellen außer den Notzellen unter den Tribünen. Die Frauen sind ein Stück weiter im ehemaligen Pepsi Center untergebracht.«
»Ich hab dort früher die Nuggets und das Avalancheteam spielen sehen«, warf Campos ein. »Und einmal hab ich sogar Bruce Springsteen dort gehört. Ist ihnen das Modell vertraut, Mr. Sato? «
Sato nickte knurrend.
Während er die Schutzkleidung über den Genitalien festzurrte, warf Nick einen Blick auf das ungeladene Gewehr in Satos Hand. Es war ein einfaches M40A6-Präzisionsgewehr mit Kammerverschluss, wie es immer noch von den US Marines verwendet wurde. Er konnte erkennen, dass es ein abnehmbares Kastenmagazin mit fünf Schüssen hatte. Coors Field war relativ klein – eine maximale
Entfernung von einhundertachzig Metern. Daher war es sinnvoll, dass die Lagerscharfschützen die leichteren, ehemaligen Natopatronen Kaliber 7,62 x 51 Millimeter benutzten und nicht die ziemlich schwere .50-Munition, die auch Panzerkleidung durchschlug.
Campos tippte auf das Zielfernrohr. »Ein modifiziertes Schmidt & Bender 3 – 12 x 50 PM II L mit beleuchtetem Fadenkreuz. Tageinstellung. Wenn, dann schießen Sie in den Schatten unter dem zweiten Rang, wo D. Nigger Brown wohnt, aber mit diesem Ding haben Sie genug Licht für einen sicheren Schuss, auch wenn es bewölkt ist.« Campos hielt inne. »Haben Sie dieses Modell schon mal benutzt, Sir?«
»Ja.« Sato legte das lange Gewehr in das Zweibein auf dem Tisch.
»Wir wollen nicht, dass jemand stirbt«, sagte der Wärter Polansky mit müder Stimme, als
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