Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
Vom Netzwerk:
schlagartig.
    Ich fuhr blitzschnell herum und trat nach dem Angreifer. Voller Genugtuung spürte ich, wie mein Schuh gegen ein Schienbein krachte.
    »Kleines Biest!« Die Stimme klang schmerzverzerrt. »Dir werd ich’s zeigen!«
    Dann erlosch die Taschenlampe.
    Ich hatte sie mit dem Ellbogen zwischen den Orgelpfeifen herausgestoßen, und sie fiel scheppernd auf den Holzboden.
    Um uns herum war es stockfinster. Ich öffnete den Mund, als wollte ich schreien. Aber ich schrie nicht.
    Stattdessen tat ich etwas, das ich wohl nie vergessen werde.
    Hände grapschten nach mir und rutschten ab, als ich zurückwich und gegen die Orgelpfeifen prallte, dass es nur so schepperte. Die Windlade war irgendwo hinten in der Ecke. Vielleicht konnte ich ja darüber hinwegklettern und mich dahinter verstecken …
    Kräftige Hände packten meinen Knöchel und verdrehten ihn …
    Die Taschenlampe flammte wieder auf. Jemand hatte sie aufgehoben und leuchtete mir direkt ins Gesicht.
    »Wo ist er?«, kam es barsch aus der Dunkelheit hinter dem Licht.
    Die Stimme gehörte Mr. Ridley-Smith, dem Richter. Irrtum ausgeschlossen.
    »Her damit!«, forderte eine zweite Stimme, deren Besitzer mir den Arm umdrehte. Fremde Finger umschlossen mit eisernem Griff mein Handgelenk und schnürten mir das Blut ab.
    »Her damit, aber dalli!«
    »Womit denn?«, keuchte ich. »Lassen Sie mich los! Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Von dem Stein!« Warmer Atem streifte mein Ohr, und ich roch den Atem des Mannes – ein Geruch, auf den ich hier nicht näher eingehen möchte.
    Meine erste Reaktion war die, auf Zeit zu spielen. Wie lange mochte es dauern, bis Hilfe kam?
    Eine Stunde vielleicht? Ebenso gut konnte es eine Ewigkeit sein.
    Benson (jetzt erkannte ich, dass er mein Angreifer war) packte meine Schultern und schüttelte mich durch wie ein Terrier eine gefangene Ratte.
    Ich spürte, wie mein Gehirn gegen die Hirnschale schwappte.
    »Keine Spielchen!«, fauchte er wütend. »Her mit dem Ding!«
    Ich hielt ihm die leeren Handflächen hin.
    »Das muss ein Missverständnis sein.« Ich schaute mit Unschuldsmiene in den grellen Lichtstrahl. »Ehrlich.«
    Wieder wurde ich durchgeschüttelt, noch schmerzhafter als beim ersten Mal.
    »Sie tun mir weh!«, sagte ich. Mir war schwindlig. »Lassen Sie mich los.«
    Er schüttelte mich zum dritten Mal.
    Lange würde ich das nicht mehr durchhalten. An Flucht war nicht zu denken. Sowohl Benson als auch der Richter versperrten den einzigen Ausgang aus der höllischen Kammer.
    Ich musste meine Taktik ändern.
    Zumindest abwandeln.
    »Na gut«, sagte ich. »Ich weiß, dass Sie beide Mr. Collicutt umgebracht haben.
    Das Schütteln hörte auf. Ein Punkt für mich.
    »Und zwar hier«, setzte ich mit einer ausholenden Handbewegung hinzu. Mein Atem ging stoßweise. »Ich weiß, dass Sie … Sie und Ihre Komplizen … vom Friedhof aus einen Gang … gegraben haben … um den Stein zu stehlen … und dass Sie damit schon … vor langer Zeit angefangen haben … vielleicht schon vor Jahren. Ich weiß, dass Sie, Mr. Ridley-Smith … den Eintrag über Luzifers Herz entdeckt haben … und zwar im Nationalarchiv … die Dokumente, die in der Chancery Lane lagern. Sie haben das Wirtschaftsbuch des Kellermeisters von Glastonbury … in einem Berg alter Urkunden versteckt. Wer außer einem Juristen hätte Zugang zu diesen Dokumenten?«
    Ich atmete schwer, wie eine völlig überdrehte Sechs-Shilling-Uhr.
    Der Richter schwieg. Offenbar war ich nicht überzeugend genug.
    »Mr. Collicutt war einer Ihrer …« (Wie lautete der richtige Ausdruck? Lakaien? Handlanger? Daffy hätte das bestimmt gewusst.) »… Angestellten«, sagte ich schließlich und bedauerte die schwache Wahl schon, als ich das Wort aussprach. »Er hat Sie reingelegt. Sie hatten eine Auseinandersetzung. Sie haben ihn hier im Orgelgehäuse umgebracht. Die Methode? Diäthyläther. Die Mordwaffe?«
    Ich machte eine Kunstpause. Zeit schinden!, dachte ich.
    »Ein mit Äther getränktes Taschentuch, das von einer Gasmaske dort festgeklemmt wurde, wo Sie es haben wollten. Dann haben Sie Mr. Collicutt durch den Tunnel unter dem Friedhof geschleift und die Leiche auf die Gruft des heiligen Tankred gelegt.«
    In der folgenden Totenstille ließ Benson endlich meine Schultern los.
    »Deshalb haben Sie den Bischof dazu gebracht, seinen Dispens zurückzunehmen. Sie wussten ja, was man finden würde, wenn die Gruft geöffnet würde. Um die Leiche fortzuschaffen, war keine Zeit

Weitere Kostenlose Bücher