Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
Vom Netzwerk:
nicht lange.«
    »Du kannst draußen auf dem Friedhof beten«, brummte der Sergeant. »Der Herr hat große Ohren.«
    Ich rang hörbar nach Luft, als sei ich entsetzt über diese gotteslästerliche Bemerkung.
    Dabei hatte mich seine Äußerung auf eine Idee gebracht.
    »Also gut, Sergeant«, gab ich nach. »Ich werde Sie in meine Gebete einschließen.«
    Das sollte der unverschämte Kerl erst mal verdauen!
    Cassandra Cottlestones Grabmal glich einer wuchtigen antiken Kommode, die sich ein paar Diebe unter den Nagel gerissen und dann, als sie ertappt worden waren, auf dem Friedhof hatten fallen lassen, wo sie sich im Lauf der Jahrhunderte in Stein verwandelt hatte.
    Rings um den Kalksteinsockel wucherte hohes Gras, ein untrügliches Zeichen dafür, dass dieser Teil des Friedhofs nur selten besucht wurde.
    Die Sonne verschwand hinter einer Wolke. Mit leisem Erschauern ging mir durch den Kopf, dass ich über dem Geheimgang stand, durch den angeblich der Geist der toten Cassandra zu wandeln pflegte.
    Mein Leib, er möge Ruhe finden,
    Meine Seele himmelwärts entschwinden.
    Als ich um das Grabmal herumging, machte mein Herz einen Satz.
    Das auf der Nordseite angrenzende Grab war eingesunken.
    Genauso wie Daffy gesagt hatte!
    Jemand hatte eine große Steinplatte gegen Cassandras Grabmal gelehnt. Die Platte war teilweise mit einer verwitterten Plane abgedeckt, auf der kleine Regenwasserlachen standen. An den Ecken war die Plane mit Steinbrocken beschwert, aber so schmutzig, wie sie aussah, war sie offenbar schon eine ganze Weile nicht mehr angerührt worden.
    Entweder war Mr. Haskins bei der Aufschüttung des eingesunkenen Grabes unterbrochen worden, oder er war schlicht und einfach faul.
    Von hier aus stand Cassandras klobiges Grabmal zwischen mir und der Kirche, sodass man mich von dort aus nicht sehen konnte, und umgekehrt. Außerdem kam, wie gesagt, in diesen Teil des Friedhofs nie jemand. Es hätte ebenso gut ein anderer Planet sein können.
    Ich ließ mich auf alle viere nieder und lugte unter die Plane. Darunter gähnte eine tiefe Grube. In der aufgeschütteten Erde an ihrem Rand sah man mehrere Fußabdrücke, manche vom Regen verwaschen, andere von der Plane geschützt und erstaunlich deutlich. Sie stammten nicht alle von derselben Person.
    Ich nahm die Steine weg und zog die Plane von der Grube, wobei ich darauf achtete, dass das Regenwasser seitlich ins Gras lief.
    Jetzt lag die Grube offen vor mir.
    Ich begab mich wieder auf alle viere und spähte hinein.
    Hatte ich verstreut herumliegende Knochen erwartet? Vielleicht, aber ich blickte in eine gemauerte Kammer, in der es zu dunkel war, um etwas zu erkennen.
    Ein Königreich für eine Taschenlampe!, dachte ich.
    Warum hatte uns die Natur nicht mit einem Scheinwerfer auf der Stirn ausgestattet, so ähnlich wie die Glühwürmchen (nur dass bei denen das Licht am anderen Ende saß)? Außerdem müsste es natürlich leistungsfähiger sein – alles nur eine Frage der Lumineszenz und damit letztlich der Chemie.
    Ich beugte mich noch weiter vor, und auf einmal gab der Erdboden unter meinem Gewicht nach.
    Ich versuchte noch, mich am Gras festzuhalten, aber die nassen Halme rissen entweder ab oder rutschten mir durch die Finger.
    Einen Moment wankte ich noch hin und her, meine Arme kreisten wie Windmühlenflügel, aber ich kam nicht mehr auf die Beine. Die Schuhe fanden auf dem aufgeweichten Boden keinen Halt, und ich stürzte kopfüber ins Grab.

7
    M ir muss wohl die Luft weggeblieben sein, denn ich lag eine halbe Ewigkeit, die in Wirklichkeit nur ein paar Sekunden gedauert haben kann, benommen da.
    Und dieser Gestank! Igitt!
    Er traf mich mit einer Wucht, als hätte mir jemand einen Ziegelstein ins Gesicht geschlagen, und meine Nasenlöcher fühlten sich so wund an, als wären sie mit einem Drillbohrer ausgeschabt worden.
    Ich hielt die Hand vor die Nase und richtete mich auf den Knien auf, aber das machte es nur noch schlimmer, denn mir wurde klar, dass der schmierige Matsch, den ich mir gerade ins Gesicht schmierte, aus den Überresten von Cassandra Cottle-stone und ihren Nachbarn bestand.
    Nach dem Tod fängt der menschliche Körper bekanntlich sofort damit an, sich langsam, aber sicher zu zersetzen. Unsere eigenen Bakterien verwandeln uns erstaunlich rasch in Hautsäcke voller Methan, Kohlendioxid, Schwefelwasserstoff und Mercaptane, um nur einige der beteiligten Stoffe zu nennen. Obwohl ich seit geraumer Zeit an dem Entwurf zu einem wissenschaftlichen Werk namens De

Weitere Kostenlose Bücher