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Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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Richtung Tür in Bewegung. Doch auf halbem Weg verstummte die Musik.
    Jocelyn drehte den Kopf ein wenig nach rechts und dann nach links. Er erhob sich aus dem Sessel und drehte sich dann ganz herum, gerade als meine Hand den Türknauf berührte.
    Unsere Blicke trafen sich, aber seine Miene war so ausdruckslos, dass ich nicht erkennen konnte, was er dachte.
    Ich weiß nicht, wie ich darauf kam, aber es muss so etwas wie eine uralte Erinnerung gewesen sein, die mich, ohne dass ich darüber nachgedacht hätte, drei Finger an die Lippen legen und ihm einen Abschiedskuss zuhauchen ließ.
    Dann war ich zur Tür hinaus.
    Dahinter war die kleine Kammer; die staubigen Vorhänge streiften mir wie das Netz einer widerlich großen Spinne übers Gesicht. Ich befreite mich aus ihnen und schob rasch den Riegel der äußeren Tür zurück. Also war doch ein Riegel vorhanden gewesen!
    Moment mal!
    Womöglich lag dieser Benson auf der anderen Seite auf der Lauer! Einen Eindringling auf frischer Tat zu ertappen, das war bestimmt so recht nach seinem Geschmack.
    Ich stellte mich mit einigem Abstand vor das gläserne Bullauge, drehte den Kopf langsam von einer Seite zur anderen und ließ den Blick systematisch über den Treppenabsatz vor der Tür wandern.
    Kein Mensch zu sehen.
    Ich drückte die Tür auf und war gerade hindurchgeschlüpft, als ich Schritte hörte. Im nächsten Augenblick erblickte ich zwischen den Streben des Treppengeländers einen Kopf. Seltsamerweise kam er mir bekannt vor.
    Da kam jemand die Treppe herauf. Ein Mann!
    Ich konnte mich nirgendwo verstecken. Dafür war es zu spät.
    Zum Glück hatte ich die Tür noch nicht hinter mir zugezogen. Ich duckte mich wieder in das Kabuff zwischen den beiden Türen und schob geräuschlos den Riegel vor.
    Hatte er mich gesehen?
    In Jocelyns Zimmer konnte ich mich nicht flüchten, denn die innere Tür war hinter mir ins Schloss gefallen. Ich saß in dem dunklen, stickigen Zwischenraum zwischen den beiden Türen fest, zusammen mit den vergammelten Samtvorhängen.
    Ein Schlüssel kratzte im Schlüsselloch.
    Der Staub kitzelte mich wie schwarzer Pfeffer in der Nase. Gleich würde ich niesen müssen.
    Ich hielt mir die Nase mit Daumen und Zeigefinger zu und atmete durch den Mund, während ich mich in den Winkel hinter der Tür drückte und mich so klein wie nur irgend möglich machte.
    Die Tür flog auf und schleuderte mich so heftig gegen die Wand, dass mir die Luft wegblieb.
    Kurz darauf hörte ich, wie ein Schlüssel in das zweite Schloss gesteckt wurde.
    Ich bekam keine Luft mehr. Ich würde ersticken.
    Dann wurde die äußere Tür plötzlich wieder zugezogen und der Druck auf meiner Brust ließ nach.
    Jetzt war ich zusammen mit dem Mann in dem Kabuff eingeschlossen. Er stand so dicht neben mir, dass ich seinen Atem riechen konnte. Tabak und Räucherhering.
    Füße scharrten, der Vorhang bauschte sich.
    »Na los, mach die Tür auf!«, brüllte er mir praktisch ins Ohr. »Ich hab ein Tablett in der Hand!«
    Es rumste, als hätte er der inneren Tür einen Fußtritt verpasst.
    Nach einer halben Ewigkeit endlich wurde ein Riegel aufgeschoben.
    »Benson?«, fragte Jocelyn durch die Tür.
    »Wer denn sonst?«, knurrte der Mann. »Der König von Siam vielleicht?«
    Dann war er verschwunden, und ich war wieder allein.
    Ich zählte bis drei, zog den Riegel der äußeren Tür zurück, ließ sie angelehnt und flitzte zur Treppe.
    Vierzehn, fünfzehn, sechzehn: Ich stürmte treppab, als wären sämtliche Hunde der Unterwelt hinter mir her. Im Laufen zählte ich die Stufen. Schon hatte ich den nächsten Treppenabsatz erreicht. Zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, vierund … – zwei auf einmal – sechsundzwanzig . Quer durch die Eingangshalle und zur Haustür hinaus, und erst dort, glaube ich, holte ich wieder Luft.
    Gladys lehnte noch an dem halb verfallenen Geländer. Esmeralda pickte gedankenverloren auf dem Boden ihrer Kiste herum.
    Als ich davonradelte, riskierte ich einen kurzen Blick nach hinten. Die Fenster im ersten Stock waren leer.
    Hinter den Scheiben tauchte kein Gesicht auf. Kein Jocelyn und zum Glück auch kein Benson.
    In dem Augenblick, als ich ihn die Treppe heraufkommen gesehen hatte, wusste ich, dass ich ihn schon einmal irgendwo gesehen hatte.
    Das Problem war nur, dass ich mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern konnte, wo.

12
    A ls Buckshaw endlich in Sicht kam, stand die Sonne schon tief im Westen.
    Vater würde stinksauer sein. Er bestand darauf, dass seine

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