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Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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wieder zurück in das Cottlestone-Grab zu kriechen, wenn ich der Freiheit schon so nah war, fand ich witzlos.
    Also packte ich die beiden Eisengriffe und zog kräftig an dem Stein. Er schien sich ein paar Millimeter zu bewegen.
    Ich setzte mich so auf den Boden, dass der Stein zwischen meinen Knien war, stemmte die Füße gegen die Wand und zog noch einmal. Diesmal waren es vielleicht zwei Zentimeter oder sogar mehr.
    Wenn ich nur an einer Seite zog, ließ sich der Stein mit etwas Glück wie eine Tür aufziehen, zumindest so weit, dass ich mich durch die Öffnung zwängen konnte.
    Schließlich klaffte ein knapp zehn Zentimeter breiter Spalt in der Wand. Zu schmal, um durchzupassen, aber doch groß genug, um durchzuschauen. Ich ließ mich auf alle viere nieder und spähte in die Krypta hinüber. Die Brechstange lag noch dort, wo die Männer sie fallen gelassen hatten, ungefähr einen halben Meter von der Öffnung entfernt.
    Ich legte mich auf den Bauch und streckte den Arm durch den Spalt, so weit es ging. Dabei drückte ich das Gesicht so fest an den Stein, dass ich wahrscheinlich aussah wie ein Tiefseebewohner.
    Meine Finger streiften das abgeschrägte Ende der Brechstange. Jetzt hieß es aufpassen, dass ich sie nicht versehentlich noch weiter wegschob.
    Langsam und vorsichtig hakte ich die Fingernägel hinter die Kante und zog die Brechstange Millimeter für Millimeter zu mir heran.
    Seit ich im Kinderwagen gelegen hatte, hatte mich Feely damit gehänselt, dass ich an den Fingernägeln kaute, und ich war erst vor Kurzem zu dem Schluss gekommen, dass sie eigentlich recht hatte. An einer Chemikerin, die schon bald von den Londoner Illustrierten Nachrichten dabei fotografiert werden würde, wie sie ein Reagenzglas in der Hand hielt und gespannt hineinspähte, mussten die Finger halbwegs anständig aussehen.
    Noch waren die Nägel nicht so lang wie gewünscht, aber es reichte trotzdem.
    Die Brechstange rutschte auf mich zu. Als sie endlich in Reichweite war, zog ich sie durch die Öffnung und bedankte mich beim heiligen Tankred, der bestimmt nicht besonders tief unter mir lag.
    Jetzt war es keine große Sache mehr, den Stein endgültig aus der Wand zu hebeln.
    Das reinste Kinderspielsteinchen, dachte ich und grinste dabei vermutlich albern.
    Jetzt war es auch so hell, dass ich die Taschenlampe wiederfand, die in die hinterste Ecke gerollt war. Ich knipste sie probehalber an – sie funktionierte noch! –, dann zwängte ich mich durch die Wand.
    Erst als ich mich drüben in der Krypta wieder aufrichtete, merkte ich, wie steif und schmerzhaft verspannt ich war. Meine Knie und Hände waren zerkratzt und aufgeschürft.
    Ich war stolz auf mich. So mussten sich die Veteranen fühlen, die im Krieg eine Verwundung davongetragen hatten.
    Bevor ich mich in den Hauptraum der Krypta begab, spitzte ich noch einmal angestrengt die Ohren.
    Nichts.
    Wer sich in der Gruft auch aufgehalten haben mochte, hatte sich aus dem Staub gemacht. Daran bestand kein Zweifel. Ringsum herrschte ein so tiefes Schweigen, wie man es nur antrifft, wenn sämtliche anderen Anwesenden tot sind.
    Trotzdem muss ich zugeben, dass sich meine Nackenhaare aufstellten, als ich am Heizkessel vorbeischlich – aber nur ein kleines bisschen.
    Ich stand nun am Fuß der Treppe, die zur Kirche hinaufführte. War die Gefahr wirklich gebannt? Oder lauerten mir die mitternächtlichen Besucher womöglich vor der Kirche auf?
    Sie mussten sich nur hinter den Grabsteinen verstecken, dort, wo ich Gladys abgestellt hatte, und sich dann auf mich stürzen; ein Mädchen mitten in der Nacht auf einem Friedhof zu entführen war keine große Kunst.
    Vielleicht sollte ich lieber hierbleiben, mich auf einer Kirchenbank zusammenrollen, ein Nickerchen machen und bei Sonnenaufgang nach Hause radeln. Kein Mensch würde mitbekommen, dass ich weg gewesen war.
    Ja, so würde ich es machen.
    Ich stapfte die Steinstufen hoch, einen steifbeinigen Schritt nach dem anderen.
    Die Außentür im Vorraum war geschlossen, aber nicht abgesperrt, so wie wohl schon seit den Zeiten Heinrichs VIII ., als Englands Kirchen geplündert und verwüstet worden waren.
    Links von mir lag der Teppich im Mittelgang wie ein rotes Band im Mondlicht, das durch die bunten Kirchenglasfenster hereinfiel.
    Wieder musste ich an das Gedicht vom Straßenräuber denken, der wie ein streunender Hund auf der Landstraße abgeknallt wurde.
    Und aus irgendeinem Grund musste ich auch an den toten Mr. Collicutt denken.
    Natürlich

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