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Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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hatte Mr. Collicutt nicht mit einem Spitzenkragen um den Hals in seinem Blut auf der Landstraße gelegen – aber so hätte es ebenso gut sein können.
    Der Geistesblitz flammte so jäh auf wie das Blitzlicht eines Zeitungsreporters.
    Mr. Collicutt hatte tatsächlich einen Spitzenkragen um den Hals getragen.
    Jedenfalls etwas sehr Ähnliches.
    Der Straßenräuber war aus Liebe gestorben, oder? Um ihn davor zu warnen, dass ihm im Gasthaus eine Horde von König Georgs Leuten auflauerte, hatte sich die schwarzäugige Wirtstochter Bess in die Brust geschossen.
    Sie hatten alle beide den Tod gefunden.
    Würde es auch in Bishop’s Lacey ein zweites Opfer geben?
    Schmiedeten Mr. Collicutts Mörder bereits Pläne, noch jemanden zum Schweigen zu bringen? Jemanden, der den unglücklichen Organisten geliebt hatte?
    Ich ging durch den Mittelgang, ließ die Fingerkuppen über das Ende jeder Bankreihe gleiten und absorbierte die tröstliche Festigkeit des alten Eichenholzes.
    Es war eben hell genug, dass ich die Treppe zur Orgelempore ohne Taschenlampe emporsteigen konnte.
    Dann wollen wir mal, dachte ich.
    Die Geheimtür in der Wandvertäfelung war so gut wie unsichtbar, aber Feely hatte sie auf Anhieb geöffnet. Ob ich den Mechanismus entdecken würde?
    Ich tastete über das polierte Holz und die geschnitzten Vertiefungen, aber sie saßen allesamt so bombenfest, wie sie aussahen. Ich drückte hier und da, aber nichts geschah.
    Ein geschnitzter Gnom grinste mich frech aus dem Halbdunkeln an. Ich packte seine geblähten Wangen und versuchte, sein Gesicht zu verdrehen.
    Es klickte, und die Holzverkleidung glitt auf.
    Ich schlüpfte durch die Öffnung.
    Als ich die Verkleidung wieder hinter mir zugeschoben hatte, knipste ich die Taschenlampe an.
    Dank sei St. Tankred, dem Schutzheiligen der Indizien!
    Der Lichtstrahl fiel auf Feelys und meine Fußabdrücke auf dem staubigen Boden. Sie waren unversehrt. Die Polizei hatte offenbar keinen Anlass gesehen, das Orgelgehäuse zu durchsuchen. Wozu auch? Die Orgel war viel zu weit weg vom Fundort der Leiche.
    Nicht einmal Mr. Haskins war hier gewesen, um die Fledermaus aus der Orgelpfeife zu befreien – die Abdrücke seiner Totengräberstiefel hätte ich aus hundert Metern Entfernung erkannt –, was wiederum hieß, dass der kleine Kadaver höchstwahrscheinlich immer noch auf dem Boden des fünf Meter hohen Prinzipals lag.
    Ruhe in Frieden, kleines Wesen, dachte ich.
    Das Tierchen war anscheinend durch die Kohlenluke hereingeflogen, und zwar während des nächtlichen Kommens und Gehens der Täter, die Mr. Collicutt hinter die Wand der Krypta geschoben hatten.
    Ich klopfte mit den Knöcheln gegen die lange Pfeife, aber nichts regte sich. Die Fledermaus war so gut wie sicher tot.
    Der Lichtkegel der Taschenlampe fiel auf ein paar frische Kratzer im Holz des Orgelgehäuses. Ich kniete mich hin und beugte mich weiter vor.
    Doch, ich hatte richtig gesehen.
    »Jesses!«
    Mich traf fast der Schlag, als die Windlade ganz hinten in der Ecke plötzlich ein Röcheln von sich gab. Hezekiah Whytefleets Grabstein hatte sich gesenkt und drückte Luft in das Innenleben der Orgel.
    Auch hinter mir zischte es.
    Ich schwenkte die Taschenlampe herum und hatte die Quelle des Geräuschs sogleich erfasst. In das hölzerne Röhrenwerk war ein rundes Loch gebohrt, vom Durchmesser her etwas dünner als ein Bleistift, und durch dieses Loch strömte zischend Luft aus.
    Auf dem Boden darunter befand sich ein getrockneter roter Fleck.
    Als ich einen Schritt näher ging, knirschte es unter meiner Schuhsohle.
    Ohne hinzusehen, wusste ich, dass es sich um Glas handelte.
    Durch meine Arbeit im Chemielabor war ich mit dem Prinzip des Manometers vertraut, einem u-förmigen, mit Flüssigkeit gefüllten Glasröhrchen, mit dem man den Luftdruck messen konnte.
    Es war einleuchtend, dass auch eine Orgel mit einem solchen Gerät ausgerüstet war. Auf diese Weise ließ sich der Winddruck in der Windlade überprüfen. Das mit einer Zollskala versehene Röhrchen war teilweise mit gefärbtem Alkohol gefüllt gewesen, an dessen Stand sich der entsprechende Wert ablesen ließ, ähnlich wie bei einem Thermometer.
    Jetzt allerdings waren von dieser sinnreichen Erfindung nur noch die knirschenden Splitter auf dem Boden übrig und ein gezackter Glasring an der Stelle, an der das Manometer von der hölzernen Halterung abgebrochen war.
    Den Rest des Glasröhrchens hatte, wenn mir meine Augen keinen Streich gespielt hatten, der verstorbene Mr.

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