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Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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eine solche Riesensumme aushändigen, nur damit der Betreffende das Geld unter dem Bett versteckte? Wofür die Summe auch bestimmt gewesen sein mochte, warum hatte Mr. Collicutt sie nicht zur Bank gebracht?
    Darauf gab es im Grunde nur eine Antwort.
    Da wurde jemand heimlich dafür bezahlt, dass er irgendetwas tat – oder unterließ.
    Aber was?
    Gerade als ich meinen Verdacht schriftlich festhalten wollte, klopfte es. Es war Dogger.
    »Adam Sowerby möchte dich sprechen, Miss Flavia. Soll ich ihn heraufbitten?«
    »Vielen Dank, Dogger. Selbstverständlich«, erwiderte ich und beherrschte meine Aufregung nur mit Mühe, bis sich die Tür wieder geschlossen hatte. Adam Tradescant Sowerby, M. A., Mitglied der Königlichen Gartengesellschaft und so weiter, stattete Miss Flavia de Luce einen offiziellen Besuch ab! Das musste man sich mal vorstellen!
    Ich klappte mein Notizbuch zu und verstaute es in einer Schublade, dann stürzte ich in die Dunkelkammer, um Taschenlampe und Umschlag wegzuräumen.
    Mir blieb gerade noch genug Zeit, um ans Fenster zu treten und ein Reagenzglas mit einer farbigen Flüssigkeit ins Licht zu halten – in diesem Fall handelte es sich um Tee –, als auch schon die Tür aufging und Dogger mit sonorer Stimme verkündete: »Mr. Sowerby ist da, Miss Flavia.«
    Ich zählte langsam bis sieben, dann drehte ich mich um.
    »Kommen Sie doch herein. Wie schön, Sie wiederzusehen.«
    Adam sah sich in meinem Labor um und stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Herr im Himmel! Ich habe natürlich schon von deinem berühmten Chemiezimmer gehört, aber ich hatte ja keine Vorstellung, wie …«
    »So geht es den meisten Leuten«, erwiderte ich. »Ich lasse ja auch kaum jemanden hier herein.«
    »Dann darf ich mich wohl geehrt fühlen.«
    »Allerdings.«
    Falsche Bescheidenheit bringt überhaupt nichts, wenn man tatsächlich etwas vorzuweisen hat.
    Er schlenderte zu meinem Mikroskop.
    »Ernst Leitz, beim Jupiter! Und sogar binokular! Sehr schön. Wirklich sehr schön.«
    Ich nickte gnädig und hielt den Mund. Immer hübsch abwarten, dachte ich. Noch schleicht er um den heißen Brei herum.
    »Ich hab dich vor der Kirche gesehen«, sagte er. »Wirklich genial, wie du den Vikar vor der Reportermeute gerettet hast.«
    »Sie waren auch da?«, fragte ich überrascht.
    »Ich hatte mich hinter dem Friedhofsmobiliar versteckt«, antwortete Adam. Als er mein verständnisloses Gesicht sah, setzte er rasch hinzu: »Hinter einem Grabstein. Du warst toll.«
    Ich wurde ein bisschen rot. Schon zum zweiten Mal hatte mich jemand »toll« genannt. Erst Feely und jetzt Adam Sowerby.
    Ich war es nicht gewohnt, mit unerwartetem Lob umzugehen, und wusste nicht, was ich sagen sollte.
    »Wahrscheinlich fragst du dich, warum ich hergekommen bin«, rettete Adam die Situation.
    »Ja«, schwindelte ich.
    »Der erste Grund …«
    Er griff in die Tasche und holte ein Reagenzglas heraus, in dem sich etwas schlängelte.
    »Abrakadabra!« Er überreichte mir das Glas.
    Ich erkannte es sofort. »Mein Haarband!«
    »Mitsamt den Flecken.« Adam grinste.
    »Wo haben Sie das gefunden?«
    »Dort, wo du es verloren hast. Vor der Kirche.«
    Deftige Flüche sind eigentlich nicht meine Art, aber diesmal war ich kurz davor.
    »Vielen Dank«, brachte ich heraus und legte das Glas auf einen Tisch. »Ich analysiere es später.«
    »Warum nicht gleich? Da kann ich dir dabei zuschauen.«
    Ich war versucht, seine Bitte abzulehnen, doch dann gewann der Gedanke an Ruhm und Ehre die Oberhand. Chemie ist eine so einsame Beschäftigung, dass man normalerweise nicht mal in den erhebendsten Augenblicken Publikum hat.
    »Na schön«, willigte ich ein, ohne mich noch lange bitten zu lassen.
    Ich gab ein wenig destilliertes Wasser in ein sauberes Reagenzglas, dann zog ich das Haarband behutsam aus dem Glas, in dem Adam es mitgebracht hatte.
    »Hab ich von meinen Keimproben abgezweigt«, sagte er. Als er meinen erschrockenen Blick sah, ergänzte er rasch: »Ich hab’s vorher sterilisiert.«
    Mit einer Schere schnitt ich das bräunlich verfärbte Ende des Haarbandes ab und tauchte es mit einer Pinzette ins Wasser.
    Dann zündete ich einen Bunsenbrenner an und reichte Adam das Reagenzglas und eine vernickelte Zange.
    »Halten Sie das Glas in die Flamme. Und immer schön bewegen. Ich bin gleich wieder da.«
    Ich ging zu einem Regal voller Chemikalien und nahm die Salpetersäure heraus.
    »Jetzt aus der Flamme ziehen«, wies ich Adam an. »Ruhig halten.«
    Ich ließ ein paar

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