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Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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keine Sekunde zu früh aufgeben.
    »Du erzählst mir, was du in Collicutts Zimmer gefunden hast, und ich verrate dir das Ergebnis der Autopsie.«
    Er strahlte mich an, als könnte ich gar nicht Nein sagen.
    »Einverstanden!«, sagte ich. »Ich habe Geld gefunden – ziemlich viel sogar. Sechshundert Pfund, in einer alten Zigarettendose unter dem Bett.«
    »Uff! Und die Polizei hat die Dose übersehen?«
    »Scheint so«, erwiderte ich, und er lachte noch mehr.
    »Und jetzt sind Sie dran. Die Autopsie. Wie haben Sie davon erfahren? Haben Sie Dr. Darby ausgehorcht?«
    »Um Himmels willen! Der gute Dr. Darby ist viel zu verschwiegen. Ich habe mich einfach mit meinem Cousin Wilfred unterhalten.«
    Ich muss ein verständnisloses Gesicht gemacht haben.
    »Wilfred Sowerby von Sowerby & Söhne, euer Bestatter hier im Ort. Bestattungen und Särge aller Art! «
    Ach so! An diese Verbindung hatte ich gar nicht mehr gedacht.
    »Sie meinen den Teil Ihrer Verwandtschaft, der den Tod gewählt hat, wogegen sich Ihre Seite der Familie für das Leben entschieden hat«, sagte ich. »Ich erinnere mich.«
    Ganz ähnlich wie bei den de Luces, hätte ich beinahe angefügt, behielt den Gedanken aber dann doch lieber für mich.
    »Ja«, erwiderte Adam. »Die düsteren Sowerbys.«
    »Und?«
    »Und was?«
    Er spielte mal wieder den Dummen.
    »Ach ja, die Autopsie«, sagte er, als ich seinen albernen Köder nicht schluckte. »Wilfreds Auskunft war sehr aufschlussreich. Risse der inneren Organe. Von der Speiseröhre bis zu gewissen Stellen südlich des Äquators. Wilfred sagte, so eine Verwüs-tung hätte er noch nie gesehen. Sehr eindrucksvoll, meinte er.«
    »Hervorgerufen wodurch?«
    Ich konnte mich kaum noch beherrschen, blieb aber nach außen hin ganz ruhig.
    »Das weiß niemand. Jedenfalls bis jetzt noch nicht.«
    Ich musste das Thema wechseln. Und zwar sofort.
    »Hmmm«, machte ich scheinbar unbeteiligt. »Ist ja seltsam.«
    Wir fuhren eine Weile weiter, ohne zu sprechen, jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Dann sagte ich: »Aber Moment mal – wieso wird St. Tankred denn nun doch exhumiert? Ich dachte, der Bischof hätte es verboten?«
    »Anscheinend hat er es sich anders überlegt. Und sein Justiziar, Mr. Ridley-Smith, auch.«
    »Wie bitte?«
    »Doch, tatsächlich«, sagte Adam. »Obwohl Bischöfe nicht eben für ihre Nachgiebigkeit bekannt sind, sieht es ganz so aus, als hätte unser Mann bei dieser Angelegenheit eine Kehrtwendung gemacht. Er hat die Zurücknahme des Dispens wieder zurückgenommen.«
    »Aber warum nur?«
    »›Tja, es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, Horatio, als Eure Schulweisheit sich träumen lässt‹«, sagte Adam mit öligem Filmstar-Grinsen.
    Warum kamen mir die Leute andauernd mit diesem abgeschmackten Zitat? Zuletzt hatte ich es von Dr. Darby gehört, und davor von meiner Schwester Daffy.
    Und überhaupt: Warum zitieren die Leute immer Hamlet, wenn sie besonders schlau wirken wollen?
    Shakespeare wird überschätzt, finde ich!
    »Soll heißen?« Ich fuhr Adam regelrecht an, auch wenn das gar nicht meine Absicht war.
    »Vielleicht hat man ihn ja gezwungen.«
    »Ha! Ein Bischof lässt sich von niemandem was sagen.«
    Ich war zwar keine Expertin für Theologie, aber sogar ich wusste das.
    »Ach nein?«, gab Adam eine Spur zu selbstgefällig zurück.
    »Sie verschweigen mir etwas«, konstatierte ich.
    »Kann schon sein.« Er sah der Grinsekatze aus Alice im Wunderland von Sekunde zu Sekunde ähnlicher.
    Der Mann konnte einen wahnsinnig machen!
    »Sie wissen, wer den Bischof dazu verdonnert hat, aber Sie wollen es mir nicht sagen, stimmt’s?«
    »Ich darf es dir nicht sagen. Das ist ein Unterschied.«
    Wir hatten die Feuchtwiesen an der Kirche erreicht. Adam bremste, weil eine Ente über die Straße watschelte.
    Ich sprang aus dem Wagen und knallte die Tür zu.
    Den Blick stur geradeaus, marschierte ich weiter und ließ den oberschlauen Adam Tradescant Sowerby, M. A., Mitglied der Königlichen Gartengesellschaft etc., in seinem eigenen Saft schmoren.
    »Da bist du ja, Flavia«, begrüßte mich der Vikar, als ich mir einen Weg durch den Schutt in der Krypta bahnte. »Wir haben dich schon erwartet.«
    »Es ist wirklich sehr nett von Ihnen, dass Sie mir Bescheid gegeben haben«, erwiderte ich und spähte mit gerecktem Hals an ihm vorbei. George Battle und seine Kollegen hatten dicke Ringbolzen in der erhöhten Steinplatte verankert, die den Boden der Kammer bildete und auf der Mr. Collicutts Leiche wie

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