Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
Vom Netzwerk:
Säuretropfen in das Glas fallen.
    »Danke«, sagte ich und übernahm wieder.
    Ich erhitzte die Flüssigkeit ganz langsam, wobei ich das Glas immer wieder schwenkte und beobachtete, wie die verdünnte Salpetersäure den Fleck rasch löste.
    Schließlich war die Flüssigkeit so gut wie verdampft, und auf dem Boden des Röhrchens blieb nur noch ein schlammiger Rückstand. Ich gab ein wenig Alkohol dazu, dann filterte ich das Gemisch und stellte es zum Abkühlen beiseite.
    Ich wandte mich wieder Adam zu. »Welche Sorte Blut tropft wohl aus einer geschnitzten Heiligenfigur heraus? Arterielles Blut hat mehr Sauerstoff und weniger Stickstoff, wogegen es bei venösem Blut umgekehrt ist. Ein Holzheiliger atmet nicht – wie ist es da wohl um die chemische Zusammensetzung seines Blutes bestellt?«
    Adam antwortete nicht, fing jedoch meinen Blick auf und hielt ihn fest.
    Er hatte begriffen, dass sich meine Frage nicht nur um Chemie drehte.
    Jetzt gab ich einen Tropfen des Rückstands auf einen Objektträger und schob ihn unter das Mikroskop. Als das Bild scharf wurde, musste ich schmunzeln.
    Adams warmer Atem streifte angenehm meine Schulter.
    »Sehen Sie«, sagte ich. »Vierseitige Prismen. Aus nadelförmigen Kristallen zusammengesetzt«, erklärte ich, für den Fall, dass er sich in dieser Hinsicht nicht so genau auskannte. »Wie lauter kleine Stacheln. CH 4 N 2 O.«
    »Ganz schön schlau«, sagte Adam anerkennend. »Verdammt schlau von dir, dass du daran gedacht hast.«
    Ich war ganz seiner Meinung.
    »Aber Sie sagten vorhin, das Haarband sei nur ›der erste Grund‹ für Ihren Besuch. Wie lautet der zweite?«
    »Grund Nummer zwei? Ach ja. Ich dachte, es interessiert dich vielleicht, dass in diesem Augenblick der heilige Tankred exhumiert wird.«
    »Was?!!!«, rief ich mit mehreren Ausrufezeichen.
    »Ich dachte, du willst vielleicht gern zuschauen. Soll ich dich hinfahren?«
    »Worauf Sie Gift nehmen können!«

22
    W ir rumpelten in Nancy, Adams offenem Rolls-Royce, über die Straße nach Bishop’s Lacey. Der Wind pfiff uns um die Ohren.
    »Sie haben beschlossen, es einfach zu machen, bevor wieder jemand Einspruch erhebt. Der Vikar hat mir Bescheid gegeben«, übertönte Adam das Poltern und Scheppern der abgesägten Karosserie. »Mir war klar, dass du es mir nie verzeihen würdest, wenn ich dich nicht einweihe.«
    »Aber warum?«, fragte ich wohl schon zum dritten Mal. »Sie hätten mich nicht einweihen müssen .«
    »Einigen wir uns darauf, dass ich ein netter alter Knacker bin.«
    »Nein«, widersprach ich energisch. »Ich will die Wahrheit wissen.«
    »Na ja, ich war schon immer der Meinung, dass die Gebeine berühmter Persönlichkeiten stets im Beisein der jüngsten verfügbaren Person geborgen werden sollten. Weil so jemand am längsten zu leben hat und die Erinnerung daran, der Geschichte von Angesicht zu Angesicht begegnet zu sein, am weitesten in die Zukunft tragen kann.«
    »Und ich bin zufällig die jüngste verfügbare Person? Ist das der einzige Grund?«
    »Ja.«
    Mistkerl!
    »Außerdem dachte ich, dass du vielleicht gern als Erste einen Blick auf Luzifers Herz werfen möchtest.«
    Schon grinste ich wieder wie ein Honigkuchenpferd.
    Luzifers Herz!
    Mir kam eine geniale Eingebung.
    »Wenn Sie recht haben und sich herausstellt, dass der heilige Tankred tatsächlich ein de Luce war, müsste dann Luzifers Herz nicht rechtmäßig unserer Familie gehören?«
    Adam überlegte und entgegnete: »Die Kirche sieht das womöglich anders.«
    »Ach, die Kirche! Wenn die so blöd waren, einen unschätzbar wertvollen Diamanten in eine Gruft zu werfen, war ihnen der Stein offenbar nicht besonders wichtig. Bestimmt ist das wieder mal ein Fall für solche speziellen Gesetze, so wie die Frage, ob Treibgut dem Finder gehört. Ich frage Daffy, die weiß so was.«
    Daffy hatte uns aus einem von Victor Hugos Romanen vorgelesen, in dem die Rechtslage bezüglich Treibgut so ausführlich erläutert wurde, dass man vom Zuhören seekrank wurde.
    »Auf jeden Fall dürfte es spannend werden«, sagte Adam. »An deiner Stelle würde ich mir aber trotzdem keine allzu großen Hoffnungen machen.«
    Die entmutigende Wirkung, die seine Worte auf mich hatten, entging ihm nicht.
    »Pass mal auf«, fuhr er fort. »Ich hab mir da was überlegt.«
    Ich blieb stumm.
    »Ich hab mir gedacht, wir könnten doch einen Tauschhandel machen. Skandal gegen Skandal – Wurst gegen Wurst.«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie anspielen.« Ich wollte meinen Vorteil

Weitere Kostenlose Bücher