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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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steinzeitlichen Sümpfen gewirkt haben musste. Sie hatte mich in ihrer Gewalt. Ich hörte sofort auf, mich zu sträuben, und nickte. Sie nahm die Hand von meinem Mund.
    »Sucht die Polizei nach mir?«, fragte sie.
    »Ich … ich glaube nicht. Keine Ahnung. Ich gehöre nicht zum inneren Kreis der Informanten.«
    Ich war immer noch ein wenig angefressen, weil sie mich festgehalten und geschüttelt hatte.
    »Stell dich nicht so an, Flavia!«, sagte sie. »Ich muss es wissen! Werde ich gesucht?«
    »Seit Samstagabend bin ich keinem Polizisten mehr begegnet«, antwortete ich. »Seit Rupert … seit jemand Rupert …«
    Obwohl ich eigentlich keine Schwierigkeiten mit dem Wort
habe, brachte ich es nicht über mich, es Nialla ins Gesicht zu sagen.
    »Umgebracht hat«, beendete sie den Satz selbst und ließ sich in den Sitz zurücksinken. »Ich auch nicht. Aber am Samstag wollte der Inspektor gar nicht mehr aufhören, mir Fragen zu stellen. Es war schrecklich.«
    »Umgebracht?« Ich spuckte das Wort aus, als wäre mir der Gedanke noch nie in den Sinn gekommen. »Wie kommst du darauf, dass Rupert umgebracht wurde?«
    »Alle sind dieser Meinung, die Polizei, und du anscheinend auch. Du hast gesagt, ›seit jemand Rupert …‹ - das hast du doch nicht einfach so dahingesagt. Sonst hättest du sagen können: ›seit Ruperts Tod‹. Ich bin nicht dumm, Flavia, also behandele mich bitte nicht wie ein Dummchen.«
    »Vielleicht war es ja ein Unfall«, sagte ich, um Zeit zu gewinnen.
    »Hätten die Beamten die halbe Nacht damit zugebracht, die Zuschauer zu verhören, wenn sie von einem Unfall ausgehen würden?«
    Da war was dran.
    »Noch schlimmer ist allerdings«, fuhr sie fort, »dass sie mich für die Täterin halten.«
    »Das kann ich nachvollziehen«, sagte ich.
    »Wie bitte? Auf wessen Seite stehst du eigentlich? Ich habe gesagt, dass ich deine Hilfe brauche, und jetzt beschuldigst du mich des Mordes?«
    »Ich beschuldige dich doch gar nicht. Ich stelle nur das Offensichtliche fest.«
    »Nämlich?«
    Sie wurde immer wütender.
    Ich holte tief Luft. »Dass du dich versteckst, dass Rupert dich geschlagen hat, dass es eine andere Frau gab, und dass du schwanger bist.«
    Damit lehnte ich mich zwar ziemlich weit aus dem Fenster,
aber meine Worte hatten doch eine erstaunliche Wirkung. Ich dachte schon, Nialla würde mir eine runterhauen.
    »Ist es denn so offensichtlich?«, fragte sie mit zitternder Unterlippe.
    »Für mich schon. Für andere kann ich nicht sprechen.«
    »Glaubst du denn, dass ich es getan habe? Rupert umgebracht, meine ich.«
    »Keine Ahnung. Ich persönlich würde dir eine solche Tat nicht zutrauen, aber ich bin nicht Spilsbury.«
    Der Pathologe Sir Bernard Spilsbury hatte sich hervorragend darauf verstanden, Mörder zu überführen, darunter die berüchtigten Giftmörder Dr. Crippen und Major Armstrong. Kurioserweise hatte er später Selbstmord begangen, indem er sich in seinem eigenen Labor vergaste. Trotzdem, dachte ich, wenn Spilsbury noch am Leben wäre, würde er wohl als Erster darauf hinweisen, dass Nialla sowohl ein Motiv als auch die Gelegenheit gehabt hatte.
    »Red keinen Stuss«, sagte Nialla unwirsch. »Glaubst du, dass ich Rupert umgebracht habe?«
    » Hast du ihn denn umgebracht?«, konterte ich mit einer Gegenfrage.
    »Das kann ich nicht beantworten«, lautete ihre Erwiderung. »Das darfst du mich nicht fragen.«
    Derlei weibliche Wortgefechte waren mir nicht fremd. Elf Jahre unter einem Dach mit Feely und Daffy hatten mich gegen derlei Ausfälle und Täuschungsmanöver unempfindlich gemacht.
    »Na schön«, bohrte ich weiter, »aber wenn du es nicht warst - wer dann?«
    Inzwischen hatte ich mich an das Zwielicht gewöhnt und sah, dass Niallas Augen groß wurden wie zwei leuchtende Zwillingsmonde.
    Eine lange und ziemlich peinliche Stille trat ein.
    »Wenn du es nicht warst«, nahm ich den Faden schließlich wieder auf, »warum versteckst du dich dann hier?«

    »Ich verstecke mich nicht! Ich musste nur weg von dort. Das habe ich dir doch schon erklärt. Die Polizei, die Mullets …«
    »Das mit den Mullets kann ich dir nicht verdenken. Ich würde auch lieber einen Vormittag auf dem Zahnarztstuhl verbringen als eine Stunde Mrs Mullets Gequassel ausgeliefert zu sein.«
    »So was darfst du nicht sagen«, rügte mich Nialla. »Die beiden waren furchtbar nett zu mir, besonders Alf. Er ist ein reizender alter Herr … Er erinnert mich an meinen Großvater. Aber ich musste trotzdem weg, irgendwohin, wo

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