Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)
Hugubert wäre niemals freiwillig in die Höhle gegangen. Viel zu viel Schiss.“ Heinrich schien glücklicherweise keinerlei Zweifel zu hegen. „Wird weggerannt sein, als sei der Teufel hinter ihm her, als es zu rumpeln begann.“
Das war – beruhigend.
„Was ist eigentlich geschehen?“ Heinrich klang, als ob er durchaus einen Zusammenhang sah zwischen dem Zusammentreffen von Matthias und Johann – und dem Einsturz.
Was eine Leuchtpistole so alles anrichten kann! Einen Moment erwog Matthias, einen Themenwechsel zu probieren, als ihm die Idee kam. „Komm, ich zeig's dir.“ Er deutete auf Heinrichs Hosenbund. „Damit hat Johann geschossen. Gibst du mir die Pistole mal?“
Heinrich zögerte nur kurz, ehe er sie tatsächlich rausrückte. „Aber keine Scherze mehr damit, ja?“
Nun war es von Vorteil, dass der Junge keine Ahnung von Schusswaffen hatte. Matthias stellte den Rucksack vor sich, öffnete ihn und kramte nach der Ersatzmunition.
„Schau, hiermit lade ich dieses Ding.“ Er schob eine Patrone ins Magazin. „Und wenn ich dann abziehe, knallt und leuchtet es gewaltig.“ Er sah zu Heinrich, der lediglich mäßig interessiert schien. Anscheinend glaubte er ihm kein Wort. Auch gut. „In einem geschlossenen Raum, wie der Höhle, sollte man das nicht unbedingt tun.“
Geschafft. Zufrieden steckte er die geladene Pistole in seinen Hosenbund und nahm den Rucksack wieder auf den Rücken.
„Mila hat erzählt, dass du sehr weit gereist bist“, sagte Heinrich, die Augen auf Matthias Taille gerichtet. „Dort, wo du herkommst, trägt man solche – Dinge bei sich?“
Ach, war da doch eine gewisse Faszination?
„In München, wo ich herkomme, läuft jeder mit so was rum.“ Matthias nickte und bemühte sich, ernst zu bleiben. Das Mittelalter hatte doch durchaus seine angenehmen Seiten.
Als wäre damit ein Bann gebrochen, räusperte Heinrich sich.
„Das da, auf deinem Rücken, was ist das?“ Ihm fiel es offensichtlich schwer, etwas Gängiges mit dem zwar total eingestaubten, jedoch ohne Zweifel sehr unmittelalterlich-roten Rucksack zu verbinden.
„Ihr tragt Säcke oder Bündel, da, wo ich herkomme, nehmen die Leute Trekkingrucksäcke, wenn sie etwas auf dem Rücken zu transportieren haben“, antwortete Matthias. „Sind praktische Teile, weil ne Menge reinpasst.“
Heinrich nickte wissend und fuhr ohne Zögern fort: „Wenn wir nachher bei den Pferden sind, gebe ich dir eine Decke, damit du das Ding da verbergen kannst.“
Das war eine wirklich gute Idee. Dankbar nickte Matthias. Mila hatte diesen Jungen wirklich sehr gründlich auf seine Ankunft vorbereitet. Offensichtlich jedoch, ohne allzu genau zu werden. Dennoch bedeutete das, dass sie Heinrich für vertrauenswürdig hielt. Matthias' Zuversicht wuchs. Angesichts der Umstände war Heinrich ein richtiges Geschenk.
Den beschäftigte jedoch noch mehr. „Junker Johann und du, ihr habt euch ...“ Seine Augen blieben höchst interessiert an Matthias' Gesicht hängen. „Er – hasst dich, oder?“
„Wie man's nimmt.“ Matthias wusste selbst nicht, wie Johann zu ihm stand. Hass? Sicher. Aber auch Faszination und Rivalität. Irgendwie ein ganzes Paket an Empfindungen.
Zu seinem Glück beließ es Heinrich bei dieser vagen Antwort.
„Du solltest dich ein wenig waschen“, sagte der wenig später, als sie am Bach angekommen waren. „Was auch immer in der Höhle geschehen ist, es war staubig.“
An seine äußere Form hatte Matthias seit der Befreiung keinerlei Gedanken mehr verschwendet. Aber wenn er sich so betrachtete ... Er würde duschen müssen, Haare waschen, seine Kleidung ebenfalls. Er schob die Pistole in den Rucksack. Die nutzte ihm momentan noch nichts. Dann zog er sich aus und sprang in den eiskalten Bach.
Heinrich schnalzte anerkennend mit der Zunge, als Matthias in seine gründlich ausgeschüttelte Kleidung zurück schlüpfte. „So kannst du unter Leute gehen, ohne dass sie sich vor dir fürchten.“
Wenn du wüsstest , dachte Matthias, während er dem ihm nun deutlich sympathischer gewordenen Jungen nacheilte. Ihm war beträchtlich wohler, und auch sein Gesicht fühlte sich wieder besser an. Nicht mehr so geschwollen.
In Bichlbächle standen tatsächlich zwei Pferde für sie bereit. Ein edles schwarzes und ein großer Brauner.
„Wieso hast du drei Pferde mitgebracht?“, überlegte Matthias laut, während sie die Tiere sattelten. „Zwei würden mir einleuchten. Eines für dich, eines für Johann.“
„Das habe
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