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Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)

Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)

Titel: Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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voller Unwillen und Abwehr. Er sah erst zur einen, dann zur anderen niedergebrochenen Wand. „Beide Ausgänge sind verschüttet. Sagst du mir, wo wir anfangen sollen?“
    „Werter Junker, Ihr scheint nicht zuzuhören.“ Übertrieben ehrerbietig verneigte sich Matthias vor dem thronenden Johann. „Ich sagte es doch bereits. In der Zukunft wird es nur noch den Hauptausgang geben.“
    Johann hob den Kopf. „Bist du sicher?“
    Matthias schnaubte. „Ich war grade noch dort. Und glaube mir, ich habe lange nach dem Hinterausgang gesucht, ehe ich akzeptieren musste, dass er verschüttet ist. Dass ich ein paar Minuten später dabei sein würde, wie du Idiot diesen Einsturz verursachst ...“ Demonstrativ wandte er Johann den Rücken. „Im Übrigen – wir werden all das Geröll in das Loch dort bringen. Zum Schluss ist es voll und hier ist alles wie neu.“ Er bückte sich, nahm den ersten Stein, schleppte ihn an Johann vorbei und warf ihn in die Grube. „Bewegt Euren hochwerten Arsch, edler Junker, dann geht es schneller.“
    Einige Augenblicke später war Johann zur Stelle. „Es mag in deiner Zukunft aufgeräumt sein. Siebenhundert Jahre sind schließlich eine Menge Zeit. Für jetzt reicht es, wenn wir hindurchkommen.“ Er schob Geröll zur Seite, kletterte auf Felsbrocken, über herabgebrochene Tropfsteine, turnte möglichst nahe an die Höhlenwand heran und begann von dort aus zu graben. „Wer auch immer in Zukunft für Ordnung gesorgt haben wird, ich bin es ganz gewiss nicht gewesen.“
    „Soll mir recht sein“, brummte Matthias und kletterte ihm nach.
    Schweigend arbeiteten sie. Nebeneinander, miteinander. Im bald schwächer werdenden Taschenlampenlicht trugen sie Stein um Stein ab, bahnten sich einen schmalen Pfad in Richtung Höhlenausgang.
    Schließlich funzelte die Taschenlampe nur noch. „Wir brauchen mehr Licht“, stellte Johann fest.
    „Du brauchst vielleicht mehr Licht, ich brauche eine Pause.“ Er mochte von Johann halten, was er wollte. Zäh und ausdauernd war er, der doch eher schmale Bursche. Gegen den agilen Junker fühlte sich Matthias wie ein ungehobelter Klotz. Außerdem juckte sein ganzer Körper. Der Schweiß, der ihm in Strömen über Gesicht und Rücken lief, verband sich mit dem Staub zu einer unangenehm juckenden Schicht. Sein Mund war wie ausgedörrt, seine Augen brannten und seine Hände waren an mehreren Stellen blutig aufgerissen. Zusammen mit dem noch immer vor Schmerz dröhnenden Kopf und dem pochenden Bein fühlte er sich selbst wie eine Großbaustelle. Lieber jetzt als nachher hätte er sich hingelegt und ausgeruht. Angesichts ihrer Lage würde er sich jedoch damit begnügen, seinen Durst zu löschen und etwas zu essen, um wieder zu Kräften zu kommen.
    Im viel helleren Licht der mit frischen Batterien bestückten Taschenlampe wirkte Johanns Gesicht wie eine verquollene Maske. Die Strapazen gingen also auch an ihm nicht spurlos vorüber. Doch als echter Mittelalterrecke ließ er sich davon nichts anmerken. Schweigend reichte ihm Matthias eine kleine Flasche Mineralwasser. Als die beim Öffnen zischte, zuckte Johann zwar kurz, tat es dann aber Matthias gleich und nahm einen tiefen Schluck. Doch damit schien seine Toleranz erschöpft. Er verzog das Gesicht. „So was trinkt ihr in der Zukunft?“
    Matthias lachte. „Was da so sprudelt, nennt sich Kohlensäure. Das ist zu meiner Zeit in vielen Getränken. Aber nicht in allen. Man sucht sich einfach aus, was man haben will.“ Er zog die Plastiktüte mit den Wurstbroten hervor. „Magst du?“
    Johann nickte wieder, diesmal jedoch deutlich vorsichtiger.
    Doch seine Skepsis verflog, nachdem er einen vorsichtigen Bissen gekostet hatte. Drei Happse – und er schielte hungrig auf das Paket in Matthias' Schoß.
    Der beschloss, einen Deal zu wagen. „Noch ein Brot, wenn du mir erzählst, warum ausgerechnet du dich in dieser Höhle herumtreibst, wenn ich hier ankomme.“
    Johann musste nicht lange überlegen. „Nenn es Zufall. Aber ich hatte – Besuch.“
    „Ah, ja. Du bekommst zufällig Besuch und führst den zufällig hier auf den Berg in zufällig diese Höhle. Klar, das mach ich auch immer so.“
    Johann brummte unbestimmt und sah wieder auf das Essenspaket. Er schien abzuwägen, was schlimmer war: Matthias etwas preiszugeben oder zu hungern.
    Um ihm die Entscheidung zu erleichtern, zog sich Matthias ein weiteres Brot aus der Tüte und biss herzhaft hinein. „Hm, lecker.“
    „Ich habe auf Zeitreisende gewartet.“

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