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Fleisch ist mein Gemüse

Fleisch ist mein Gemüse

Titel: Fleisch ist mein Gemüse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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es mahnende Worte. «Hast du dir das gut überlegt?»
    «Ich will leben», sagte ich. Was für eine Antwort! Das nahm auch dem letzten Zweifler den Wind aus den Segeln! Köstlich schmeckte das frisch gezapfte Bier und ich fühlte mich schon nach wenigen Schlucken beschwingt. Was ist Alkohol doch für ein kostbares Geschenk, mit dem viele nur nicht angemessen umzugehen wissen! Ich freute mich schon auf das George-Baker-Medley und war mir plötzlich sicher, dass es doch noch ein schöner Abend werden würde. Der bärtige Holländer hatte in den siebziger Jahren einige große Hits landen können:
Morning Sky, La Paloma Blanca
und das völlig unterschätzte
Santa Lucia by Night
. Aus Freude sang ich mit:
    «Santa Lucia by night,
    romantic feelings under the starry light.
    No more worrys,
    no more trouble to care.
    It’s love that we share,
    it’s love that we share.»
    Die Leute tanzten fleißig und kamen wieder besser drauf.
    «Santa Lucia by night,
    sail on the wings of love when you hold me tight.
    There’s a place for you and I in this time.
    If you will be mine,
    if you will be mine.»
    Dann die schönste Stelle:
    «Come and sing this happy melody.
    Sing it with your soul,
    it makes you free.
    Listen to the music of your heart.
    In the Italian night, we can be alright!»
    Ich bestellte noch ein Bier. Ein Medley jagte jetzt das nächste.
    «Ich mach ein glückliches Mädchen aus dir,
    jeden Tag, jede Nacht.»
    Unverwechselbar Chris Roberts! Ich musste an Rosemarie den ken.
Ich bin verliebt in die Liebe, sie ist okay, hey, für mich
.
    Mir fielen zwei Frauen auf, die sich trotz eher jugendlichen Alters auf diese Veranstaltung verirrt hatten. Sie waren offenbar ohne männlichen Anhang gekommen und schienen fest entschlossen, sich zu amüsieren. Die Mucke lief zusehends besser. Das Essensdesaster war schon vergessen. Nützt ja auch nix, dachte ich und bestellte noch ein Bier. Es war schon nach elf und die
Goombay Dance Band
immer noch nicht in Sicht. Eine derartige Topband war heute Nacht natürlich auf mehreren Partys gebucht, vielleicht hatten sie anderswo auch länger als erwartet Autogramme geben müssen, haha. Nächstes Jahr würden wahrscheinlich die
Puhdys
oder
Karat
hier an ihrer Stelle stehen. Der Veranstalter wurde nervös.
    24   Uhr. Ich hatte mich schon auf ein prickelndes Glas Sekt zum Anstoßen gefreut, auch und vielleicht gerade wegen des anderen Mundgeschmacks. Ich stieß mit den Kollegen an und umarmte sie.
Meine Jungs
! Die Leute stürmten nach draußen zum Knallen. Ein Feuerwerk über dem Brunsbüttler Himmel. Diese stolze Stadt, die schon so viel hatte ertragen müssen! Ich hatte Pipi in den Augen vor besoffener Rührung. Wie der deutsche Bundeskanzler Dr.   Helmut Kohl war ich in Wahrheit gerührt über mich selber. Ich war gerührt darüber, überhaupt gerührt sein zu können. Egal, worüber. Aus Angst, in ein mit atomarem Kühlwasser gefülltes Schlagloch zu treten oder gar mit Polenböllern beschmissen zu werden, blieb ich lieber drinnen.Dann zogen wir uns um. Die Leute würden Augen machen, wenn sie durchgefroren und taub von der Knallerei wieder in den Saal kämen, und da steht dann eine frische, unverbrauchte Band in pinkfarbenen Sakkos. Doch dann, bei genauerem Hin gucken:
Ja, leck mich doch am Arsch, das sind doch die Teufelskerle von
Tiffanys!
    Die Karibikshow war längst überfällig. Handys gab es damals noch nicht. Für den Veranstalter ging es um die Wurst. Wir hätten jetzt eigentlich laut Vertrag eine halbstündige Pause gehabt. Flehenden Blickes kam er auf uns zu.
    «Sorry Jungs, ihr macht das wirklich gut. Lasst mich bitte nicht hängen. Kommt, spielt einfach weiter, die kommen bestimmt gleich.» Wir ließen Gnade vor Recht ergehen.
    Der alte Herr von Lichtenstein, JAJAJA
. Die Stimmung war ast rein.
    Um ein Uhr kam dann endlich die
Goombay Dance Band
in Gestalt von Bandleader, Performer und Sänger Oliver Bendt. Im Schlepptau hatte er zwei farbige Tänzerinnen in hawaiiartiger Verkleidung. Die
Goombay Dance Band
war 1980 mit
Sun of Jamaica
sogar in England auf Platz eins gewesen. Im
Hotel Sievers
war jetzt Endstation. Oliver Bendt rauchte Kette und wirkte sehr nervös. Er trug eine sehr schüttere Miniplifrisur, hatte eine enge, schwarze Showhose und ein weit offenes Rüschenhemd an. Der Veranstalter war stinksauer, ließ sich jedoch nichts anmerken. Erst mal musste jetzt gut abgeliefert werden, noch einen Reinfall würde das Publikum sicher nicht verzeihen.
    «Okay,

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