Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
während die Erinnerung in Peters Kopf auflebte, fuhr Davis fort und riss ihn aus seinen Gedanken:
„Die beiden Staties waren mit Handschellen an die Stoßstangen ihrer Einsatzwagen gefesselt. Man hatte ihnen die Waffen und Funkgeräte abgenommen und von der angehaltenen Person fehlte zu diesem Zeitpunkt bereits jede Spur.“
„Ich verstehe nicht“, sagte Peter, „wie zum Teufel hängt diese Gesc hichte mit meinem Fall zusammen?“
Davis nahm einen weiteren Schluck von seinem Getränk und blickte Peter anschließend tief in die Augen.
„Bei der angehaltenen Person...“, sagte er.
„Ja?“
„...handelte es sich um Claire Hagen. Darüber besteht kein Zweifel.“
Peters Aufregung wuchs. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und seine Fingernägel bohrten sich in die weiche Haut seiner Handflächen.
„Wie können Sie sich da so sicher sein?“, fragte er.
„Die Spurensicherung hat einen Fingerabdruck gefunden. Sie hat ihn auf einer der Handschellen hinterlassen. Es ist zwar nur ein Teilabdruck des Daumens, doch die Übereinstimmung ist perfekt – ich habe sie selbst überprüft. Wir haben ein Lebenszeichen von Miss Hagen, Peter.“
7.
Teddy Barnes hatte lange gebraucht, um das richtige Tempo zu finden. Denn nach mehreren Wochen auf dem Motorrad war sein Rücken steif geworden und seine Beine schwer. Außerdem machte seine gebrochene Hand den Marsch nicht wirklich erträglicher.
Doch al l diesen Hindernissen zum Trotz hatte er für die vier Meilen nach Plain Rock nur gut eine Stunde gebraucht. Das entsprach in etwa dem Marschtempo der Marines in unwegsamem Gelände. Obwohl der Highway flach und gerade war, war Teddy dennoch sehr stolz auf sich.
Immer noch gut in Schuss, was Teddy alter Junge.
Außerdem hatte der Whiskey dafür gesorgt, dass er die Anstrengungen kaum wahrnahm. Sie waren einfach an ihm vorbeigezogen, ohne Spuren zu hinterlassen. Er war einfach weiter gelaufen und hatte sich gefragt, ob es in Plain Rock wohl eine nette Krankenschwester geben würde, die sich um ihn und seinen Arm kümmert. Der Gedanke daran belebte schlagartig die Erinnerungen an seine Dienstzeit und die schönen Tage, die er in einem Lazarett in der Nähe von Hanoi verbracht hatte. Damals, dachte er, als ihm ein Schrapnell fast die Eier abgerissen hatte. Die Verletzung war zwar schlimm gewesen, aber dennoch nicht so schlimm, als dass er das tägliche Wechseln der Verbände nicht zumindest ein bisschen genossen hätte.
Oh, ja...
Jede Erinnerung führte zu einer anderen. Und so lief Teddy immer weiter in Richtung Stadt, während er in der Vergangenheit wühlte, wie in einem riesigen Berg Schmutzwäsche. Die Zeit verging für ihn daher wie im Flug.
Als er Plain Rock endlich erreichte, fand er jedoch nicht das vor, was er eigentlich erwartet hatte.
Er wusste auf Anhieb, dass irgendetwas nicht stimmte.
Zunächst war es nur ein eigenartiges Gefühl, das er nicht genau einordnen konnte. Es überkam ihn gleich, als er den Ortseingang passierte.
Denn auf den ersten Blick schien die Stadt wie ausgestorben. Nichts regte sich. Während Teddy durch die Hauptstraße schritt, sah er eine Menge Bars und Kneipen. Doch in keiner einzigen brannte Licht oder dröhnten die Klänge von Westerngitarren, die für diese Gegend so typisch waren. Und auch ansonsten war kein einziges Licht in den Fenstern der Häuser zu erkennen. Sie waren allesamt dunkel und ausdruckslos wie die Augenhöhlen eines Totenkopfes.
Schwarze Höhlen in einer noch schwärzeren Nacht.
Gut, dachte Teddy, immerhin war es schon fast Mitternacht und vielleicht war deswegen nichts los. Vielleicht gab es aber auch einen Stromausfall oder so etwas in der Art. Gerade in diesen kleinen Käffern hier im Süden stand das doch auf der Tagesordnung.
Mit solchen und ähnlichen G edanken versuchte er sich zu beruhigen, während er durch die Straße lief. Doch es wollte ihm einfach nicht gelingen. Stattdessen beschlich ihn immer mehr ein ungutes Gefühl. Ein Gefühl, das ihm sagte, dass es am besten wäre, auf dem Absatz Kehrt zu machen und aus dieser verdammten Stadt zu verschwinden.
Mach, dass du hier wegkommst, Ted!
Teddy wusste sofort, dass es Angst war, die mit knochigen Fingern an die Pforten seines Verstandes klopfte, um ihm zu sagen, dass er aus der Stadt verschwinden sollte. Und vielleicht hätte Teddy diesem Impuls auch nachgegeben, wenn der Whiskey nicht gewesen wäre.
Der Whiskey und sein eigener Stolz.
Anstatt kehrtzumachen, ging er immer weiter
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