Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
Minuten dauern konnte, bis sich die menschlichen Pupillen ausreichend weiteten, um selbst in einer derartigen Finsternis etwas zu sehen.
Und es klappte: Mit jeder Minute, die verging, nahm Teddy me hr Umrisse und Konturen wahr. Zuerst konnte er die Straße sehen, auf der er gefahren war. Sie war heller, als das öde Umland, das sie umgab. Gleich darauf erkannte er auch die Absperrung, gegen die das Motorrad gerauscht war.
Jackpot , dachte Teddy, und setzte sich in Bewegung.
Das Gehen fiel ihm nicht besonders schwer. Er ahnte zwar, dass er beim Sturz einige blaue Flecke und Quetschungen davongetragen haben musste, doch in diesem Augenblick war das alles nichts im Vergleich zu dem Schmerz in seinem Arm.
Er beschleunigte seinen Schritt, bis er schließlich Sand und Gestrüpp unter den Absätzen seiner Stiefel spürte. Anschließend arbeitete er sich langsam voran, um nicht zu stolpern oder auszurutschen. Nach etwa zwei Minute n des vorsichtigen Herantastens erreichte er das Motorrad. Es lag auf der Seite wie ein totes Pferd. Der schwache Abglanz der Sterne spiegelte sich in der Windschutzscheibe und verriet Teddy, wo vorne und wo hinten war.
Er ging in die Hocke, ließ den Verschluss vom Topcase aufschnappen und begann darin zu wühlen. Seine Finger glitten durch das Durcheinander der Habseligkeiten, die er auf seine Reise mitgenommen hatten, als sie plötzlich etwas zu fassen bekamen, was ihm vorerst noch wichtiger erschien als das Verbandszeug oder die Schmerzmittel.
Er umfasste den Gegenstand und zog ihn heraus. Dann betätigte er den Schalter auf seiner Seite und im gleichen Augenblick fraß sich ein greller Lichtkegel durch die Dunkelheit um ihn herum.
Teddy dankte Gott dafür, dass die Taschenlampe trotz des Aufpralls keinen Wackelkontakt davongetragen hatte. Denn selbst im Schein der winzigen Glühbirne kam ihm die Situation, in der er sich befand, plötzlich weit weniger bedrohlich vor.
Er richtete den Strahl auf den Inhalt des Topcases und im gleichen Augenblick durchströmte ihn eine weitere Woge heller Freude: Die Whiskeyflasche hatte den Unfall ebenfalls heil überstanden.
Von diesem Augenblick an verlor Teddy keinen Gedanken mehr an das Verbandszeug oder die Schmerzmittel. Stattdessen zog er die Whiskeyflasche heraus, klemmte sie sich zwischen die Oberschenkel und riss den Verschluss auf. Dann setzte er an und nahm einige große Schlücke. Auch wenn er nie in seinem Leben ein großer Trinker gewesen war, so wusste er, dass das mit Abstand die effektivste Methode war, um Schmerzen zu bekämpfen, wenn man sonst nichts zur Hand hatte. Und das wiederum war eine Lehre, die er nach einem Bauchschuss im tiefsten Dschungel davongetragen hatte.
Die Wärme des Whiskeys durchströmte seinen Körper und trieb ihm Schweißperlen in die Stirn. Trotzdem nahm Teddy noch einen Schluck und gleich darauf noch einen. Und mit jedem Mal, das er die Flasche zum Mund führte, klangen die Schmerzen in seinem Arm weiter ab. So lange, bis nur noch ein leichtes Pochen übrig war.
Ein Pochen, dachte Teddy, mit dem er durchaus leben konnte.
Er schloss die Flasche wieder und schob sie in die Seitentasche seiner Motorradjacke. Dann überlegte er, ob es ihm wohl gelingen wü rde, das Motorrad aufzurichten.
Minutenlang stand er da und betrachtete die Maschine. Schließlich fiel sein Blick auf das Vorderrad und er erkannte sofort, dass es beim Aufprall aus der Aufhängung gesprungen war. Außerdem war die Federgabel vollkommen verbogen. Deswegen wusste Teddy, dass es keinen Sinn machte, es überhaupt zu versuchen. Denn in diesem Zustand würde er es weder fahren noch schieben können.
Deswegen tat er das Einzige, was er in diesem Augenblick tun konnte. Er stopfte sich die Taschen mit etwas Proviant voll und ging anschließend wieder zurück zum Highway.
Anschließend überlegte er, welchen Weg er einschlagen sollte. Er war aus Norden gekommen und wusste daher, dass er die letzte Stadt vor mehr als 20 Meilen hinter sich gelassen hatte. Deswegen entschied er, dass es besser wäre, nach Süden zu marschieren.
Es war keine Entscheidung, die auf irgendeiner Form von Wissen beruhte. Vielmehr war es der reine Instinkt, der ihm sagte, dass er schneller Hilfe finden würde, wenn er nach Süden marschierte.
Und das tat er dann auch. Er vertraute auf seinen Instinkt und lief los. Nach etwas mehr als zehn Minuten blieb er stehen, zog den Gürtel aus den Schlaufen seiner Hose und formte sich daraus eine Schlinge, in die er seinen
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