Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
Nein, dachte Teddy, vielmehr begrüßte er sie sogar und empfing sie mit offenen Armen.
„Darf’s noch einer sein, Kumpel?“, fragte der Barkeeper, so als hätte er Teddys Gedanken gelesen und all die Zweifel erraten, die durch seinen Verstand schwirrten.
Was zum...?
„Nein“, sagte Teddy, gedankenversunken und ohne den Blick von der Flasche zu nehmen, „lieber nicht.“
Seine Stimme klang dabei schwach und wenig überzeugend.
„Nicht mal einen kleinen Schluck – einen auf den Weg?“
Obwohl Teddy nicht sehr viel Erfahrung in diesen Dingen hatte, so fühlt e er sich dennoch sehr geschmeichelt dadurch, dass der Barkeeper derart um seine Gunst buhlte.
Es ging zwar alles vor die Hunde, dachte Teddy, doch dieser Junge wusste verdammt nochmal ganz genau, wie man einen Gast bei Laune hielt.
Ja Sir, allererste Sahne...
Nicht zuletzt deswegen schwanden seine Zweifel und machten der Vorfreude Platz, die sich in seinem Inneren breitmachte. Doch es war nicht nur die Vorfreude auf den Whiskey, die er in diesem Augenblick empfand. Denn da war noch ein anderes Gefühl, das mit jeder Sekunde an Intensität gewann. Ein Gefühl...
... hau ab, Ted! Flieh, so schnell du kannst, verdammt!
„Na gut , überredet“, sagte Teddy schließlich, „aber nur einen winzigen Schluck.“
Ohne etwas zu sagen, griff der Barkeeper nach der Flasche und schenkte ein. Teddy sah ihm dabei zu. Kaum war die Flasche aus seinem Blickfeld verschwunden, griff Teddy auch schon wieder nach dem Glas.
Was zum Teufel machst du da? Mach, dass du von hier verschwindest...
Der Gedanke kam unvermittelt, doch Teddy schenkte ihm keine Beachtung. Nein, vielmehr würgte er ihn gezielt ab, weil er nicht an all das denken wollte, was sich vielleicht dahinter verbarg. Und dass sich etwas dahinter verbarg, daran bestand für Teddy kein Zweifel.
Trotzdem wollte er in diesem Augenblick nichts weiter tun, als das verdammte Glas zu leeren, das er in der Hand hielt. Wollte in die Verheißung des Vergessens eintauchen und vollkommen darin versinken, wie in einem dunklen See.
Danach, dachte er, war noch genug Zeit, um sich den Kopf zu zerbrechen.
Oder zu sterben.
Fürs Sterben blieb immer genug Zeit.
Einen Schritt nach dem anderen, Teddy-Boy...
Schließlich führte er das Glas an die Lippen und leerte es in einem Zug. Innerlich bereitete er sich dabei auf das Brennen vor, das mit jedem Schluck des Whiskeys einherging. Er biss die Zähne aufeinander und wartete einige Sekunden.
Doch nichts geschah.
Kein Brennen und kein Würgen.
Absolut nichts.
Stattdessen machte sich ein anderer Geschmack in seinem Mund breit und es dauerte nicht lange, bis es Tedd y gelang, ihn zu identifizieren: Es schmeckte, wie...
...ein rostiger Nagel.
„Stimmt was nicht, Kumpel?“, fragte der Barkeeper.
Oh Gott...
Teddy erwachte aus seiner Beklemmung wie aus einem Traum. Doch auch das brachte ihm keine Erleichterung. Vielmehr ahnte er bereits, dass er einen Fehler gemacht hatte.
Einen mächtigen Fehler...
Angst schlang sich um seine Brust, wie eine glühende Kette. Er senkte das Glas und stellte es auf dem Tresen ab.
Währenddessen hob er langsam den Blick – in die Richtung, aus der die Stimme des Kellners erklungen war.
Es war totenstill in der Kneipe.
Das einzige Geräusch, das Teddy vernahm, war das Pochen seines eigenen Herzens. Es war ein dumpfer, aufgebrachter Laut.
Der Trommelwirbel des Grauens, dachte Teddy, währen d er immer weiter den Blick hob...
Andys Geschichte.
Erster Teil.
„Grippe. Am Anfang dachten alle, es sei die Grippe, die in Plain Rock ihr Unwesen trieb. Und ich muss zugeben - es sah auch verdammt noch mal danach aus:
Einzelne Kinder fehlten in der Schule, einige Läden in der Mainstreet blieben geschlossen und im Krankenhaus starben ein paar alte Menschen. Es war nichts Besonderes - so etwas hatte es hier zuvor auch schon gegeben.
Denn gerade im Frühling waren die Menschen anfällig für all die Keime und Bazillen, die durch die Luft schwirrten. Das hat zumindest meine Biologielehrerin, Miss Gomez, immer gesagt. Mag sein, dass sie in solchen Dingen für gewöhnlich recht hatte, Miss Hagen, aber dieses eine Mal hatte sie sich geirrt.
Gewaltig sogar.
Wie gesagt, glaubten alle daran, dass die Grippe für all das verantwortlich war, was in der Stadt vorging. Es dauerte für gewöhnlich meist eine Woche, bis sich die Lage wieder etwas beruhigte und das Leben in der Stadt zur Normalität zurückkehrte. Deswegen zerbrach sich
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