Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
zu sein und das war auch der Grund dafür gewesen, weswegen sich einer der Agenten dazu entschlossen hatte, auf einen der Hügel hinter der Stadt zu steigen und es von dort aus zu versuchen. Auch wenn sie lediglich mit Mobiltelefonen und nicht mit Funkgeräten ausgestattet waren, so hatte er dennoch geglaubt, dass es ihm dort oben gelingen würde, eine Verbindung aufzubauen.
Müden Schrittes war er davon gestapft , während sein Partner beim Wagen geblieben war, um Wache zu schieben.
Kurz darauf schien er es sich jedoch anders überlegt zu haben.
Denn kaum war der eine Agent aus Claires Blickfeld verschwunden, war ihm sein Partner auch schon gefolgt.
Geduckt wie ein Dieb und mit gezogener Waffe.
56.
…seine Mutter, sie war verschwunden.
Zugegeben, dachte Andy, nachdem er den Abzug gedrückt hatte, war er selbst sofort in eine tiefe Ohnmacht gefallen:
Kaum hatte er gesehen, wie der Kopf seiner Mutter explodiert war, war es seinem Verstand zu viel geworden und er hatte den Stecker gezogen.
Undurchdringliche Schwärze hatte sich an jenem Morgen über ihn gelegt und ihn unter sich begraben. Das Einzige, was in dieser perfekten Dunkelheit aufblitzte, war der ekelerregende Anblick von Blut und Knochensplittern, die durch den Raum flogen und schmatzend an die gegenüberliegende Schlafzimmerwand klatschten.
Andy durchlebte diesen Augenblick immer wieder von neuem – ebenso den Schrecken, der damit verbunden war.
Er hatte seine Mutter erschossen…
Er war unfähig , sich dagegen zu wehren.
…seine geliebte Mommy …
Doch so schrecklich es auch war, dach te Andy im Nachhinein, so hatte ihm diese Folter dennoch die Gewissheit gebracht, dass er selbst noch am Leben war. Und diese Gewissheit war es auch gewesen, die ihm in seiner dunkelsten Stunde ein bisschen Kraft gegeben hatte.
Nach einer Weile war die Schwärze vor seinen Augen gebröckelt. Sie hatte Risse bekommen und war ausgebleicht. So lange, bis Andy allmählich wieder den Weg zurück in die Realität gefunden hatte.
Doch selbst diese barg für ihn keine Erleichterung:
Denn er sah sofort, dass der Leichnam seiner Mutter verschwunden war.
Oh mein Gott…
Für einen kurzen Augenblick dachte er sogar an einen bösen Traum. Eine Mär, die sich sein Gehirn in dem ganzen Durcheinander zusammengereimt hatte.
Doch gleich darauf sah er das viele Blut – an jener Stelle, wo seine Mutter gelegen hatte. Er sah auch die viele Gehirnmasse, die quer über den Teppich verteilt war und an den Wänden klebte. Und als er sich schließlich aufzurichten versuchte, merkte er, dass er immer noch den Revolver umklammert hielt. Den Revolver, mit dem er sein schreckliches Werk verrichtet hatte.
Der Geruch des Schießpulvers stieg ihm schließlich in die Nase und sorgte endgültig dafür, dass sich all seine Hoffnungen in Luft auflösten.
Von diesem Zeitpunkt bestand kein Zweifel mehr für ihn:
Er hatte t atsächlich seine Mutter getötet – hatte den Abzug gedrückt und ihr mitten ins Gesicht geschossen.
Doch kaum war diese Gewissheit auf den Gr und seines Verstandes gesickert, stieg darin auch sofort eine schreckliche Frage auf:
Warum war er noch am Leben?
Die Kreatur hätte ihn ohne Weiteres töten können, während er bewusstlos dagelegen hatte. Sie hätte ihn packen und bis auf den letzte Tropfen aussaugen können. Ihn für immer zu sich in die Dunkelheit ziehen, dachte Andy und erinnerte sich dabei an die tiefe Stimme der Kreatur, als sie ihn zu sich gerufen hatte:
Komm her, hab ich gesagt!
Dennoch hatte sie es nicht getan, dachte Andy. Und im gleichen Augenblick hatte er auch den Grund dafür erkannt, dass er noch immer am Leben war. Die Sonne stand günstig – selbst durch die beinahe komplett geschlossenen Rollos hatten ihre Strahlen seinen Körper eingehüllt und die Kreatur vermutlich daran gehindert, über ihn herzufallen. Die Sonnenstrahlen hatten ein glühendes Gitter gebildet, das die Kreatur auf Abstand gehalten hatte.
Seit jenem Zeitpunkt, an dem er wieder zu sich gekommen war, war es Andys einziges Bestreben gewesen, seine Mutter zu finden. Was danach kommen sollte, das wusste er nicht. Dennoch gab es einen ganz bestimmten Teil in seinem Verstand, der ihm sagte, dass vielleicht doch noch Hoffnung bestand. Und selbst wenn es nur ein klitzekleiner Funken war, hatte er gedacht, durfte er nichts unversucht lassen, um sie zu retten.
Vielleicht, dachte er, musste er sie einfach nur gefangen nehmen und sie irgendwie in die nächste Stadt
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