Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
und gezackt ...
Oh mein Gott, was geht hier vor sich?
... und ungewöhnlich lang.
An der Stelle, an der Claire Amanda berührt hatte, waren die Haare verbrannt und die Kopfhaut darunter war verkohlt. Dünne Rauchschwaden kräuselten sich über der Wunde. Claire wich noch einen Schritt zurück und dann noch einen – bis ihr Rücken die Tür berührte, durch die sie zuvor den Raum betreten hatte.
Oh mein Gott! Ich sitze in der Falle!
„Du wolltest mich umbringen , du verdammte Fotze “, fauchte Amanda. Sie schwebte immer noch an der Wand, den Kopf zur Seite geneigt und die Zähne gebleckt.
„Mit wem hast du dich eingelassen, Claire? Warum versuchst du mich zu töten?“
Der Anblick von Amanda , die in der Luft schwebte, war zu viel für Claire . Sie spürte, wie sämtliche Kraft aus ihrem Körper wich. Dunkle Flecken begannen vor ihren Augen zu fl immern . Zuerst waren sie klein. Doch mit jedem Herzschlag konnte Claire spüren, wie sich die Dunkelheit immer mehr ausbreitete und Besitz von ihr ergriff.
Sie hörte noch , wie hinter ihr der Schl üssel im Schloss gedreht wurde. D ann legte sich die Dunkelheit endgültig über sie , wie ein Grabtuch, und Schwerelosigkeit bemächtigte sich ihres Körpers und ihrer Gedanken.
Claire widersetzte sich nicht, sondern tauchte ein in diese Gleichgültigkeit .
14.
Als Claire die Augen öffnete, blickte sie in das besorgte Gesicht der Krankenschwester, die sie kurz zuvor zu Amandas Zimmer gebracht hatte.
„Bleiben Sie liegen, bis ich einen Arzt hole . Sie haben sich mächtig den Kopf gestoßen“, sagte die Schwester . Sie strich Claire eine Strähne aus der Stirn und als sie die Hand wieder wegnahm, sah Claire , dass Blut an ihren Fingern war.
„Was ist passiert?“, fragte Claire und richtete sich auf.
Ihr Schädel pochte und Lichtpunkte schwirrten ihr vor Augen, wie ein aufgebrachter Schwarm Glühwürmchen. Die Erinnerung, an das was geschehen war, ruhte tief in ihrem Verstand, wie auf dem Grund eines zugefrorenen Sees. Es waren nur kleine Fetzen, die Claire ins Bewusstsein stiegen .
Der Geruch von verbranntem Haar.
Füße, die in der Luft schweben.
„Sie haben an der Tür gelehnt, als ich aufschloss“, sagte die Schwester , „die Tür sprang auf und S ie fielen hin. Oh mein Gott, es tut mir so leid. Ich konnte ja nicht wissen, dass sie gleich hinter der Tür waren.“
„Ist schon gut , mir geht’s schon viel besser “, sagte Claire und versuchte aufzustehen.
Ihr war immer noch schwindlig und das Karo des Fliesenbodens, auf dem sie lag, verschwamm vor ihren Augen zu einem verworrenen geometrischen Gewi rr. Wenn sie die Augen schloss, um dem Schwindel zu entkommen, sah sie ein neues Bild, von dem sie nicht wusste, was es zu bedeuten hatte.
Feuerrote Augen.
Gleichzeitig erklang Johns Stimme in ihrer Erinnerung.
S eine Augen glühten wie die Kohlen in einem Feuer...
„Warten Sie, ich helfe Ihnen“, sagte die Schwester . Sie packte Claire an den Oberarmen und zog sie hoch, bis Claire wieder auf eigenen Beinen stand. Sie tat es mit einer Kraft, die Claire ihrem Körperbau nicht zugetraut hätte.
„Können Sie stehen?“, fragte sie schließlich , ohne den Griff zu lockern. Claire konnte spüren, wie sich ihre Fingernägel selbst durch ihren Mantel hindurch in ihre Haut bohrten.
„Ja, ich denke schon“, sagte Claire.
Die Krankenschwester ließ sie los, entfernte sic h jedoch kein bisschen von ihr. Claire bedankte sich mit einem verlegenen Lächeln. Dann griff sie sich an die Stirn, um das Ausmaß ihrer Verletzung zu erfühlen. Ihre Finger ertasteten nur einige verklebte Haarsträhnen. Als sie die Hand wieder senkte und ihre Fingerkuppen besah, konnte sie sehen, dass das Blut bereits zu gerinnen begann .
„Es ist halb so schlimm“, sagte die Krankenschwester, „kaum mehr als ein Kratzer. Wunden am Kopf sehen immer schlimmer aus , als sie sind. Trotzdem sollten Sie sich untersuchen lassen. “
Claires Schwindel legte sich allmählich und ihre Gedanken verließen das Abstellgleis und nahmen langsam wieder Fahrt auf. Sie wischte das Blut am Mantel ab und im gleichen Moment kehrte die Erinnerung daran zurück, was gerade in Amandas Zimmer vorgefallen war.
Zähne. Lange, spitze Zähne. Die Zähne eines Raubtiers.
„Oh mein Gott“, sagte Claire und stürzte zur Tür von Amandas Zimmer. Ihre Schritte waren unsicher und zögerlich, wie die eines Matrosen bei starkem Seegang. Die Krankenschwester versuchte sie festzuhalten, doch Claire
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