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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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nennen. Ihre Tutorin war Malvina Zorn. Sie können den Fachbereich Psychologie anrufen und sich Malvinas Nummer geben lassen. Sie ist angewiesen worden, Ihnen die Namen der Studenten in der Gruppe zu geben. Der Fachbereichsleiter und ich haben die entsprechenden Genehmigungen unterschrieben. Das dürfte alles sein, was Sie brauchen.«
    »Vielen Dank, Professor.«
    »Gern geschehen.« De Maartens schwankte ein wenig, stand dann aber wieder gerade. »Was genau ist mit Ms. Teague geschehen?«
    »Jemand hat sie erschossen«, sagte Milo. »Sie können es in der Zeitung lesen -« Er wurde knallrot.
    De Maartens lachte laut auf und zauste dem Hund das Fell. »Vielleicht kann Vincent hier es mir vorlesen. Nein, ich bin überzeugt, meine Frau wird mir kein Detail ersparen. Sie verschlingt alles über Verbrechen und Unheil, das sie in die Finger kriegt, weil sie diese Stadt beängstigend findet.«
    Als wir wieder im Wagen saßen, sagte ich: »So viel dazu.«
    Milo sagte: »Ich glaube ohnehin nicht, dass Laurens akademisches Leben hier irgendeine Rolle spielt. Ich bin an den Leuten interessiert, über die sie nicht gesprochen hat. Trotzdem werde ich in dem Psycho-Fachbereich anrufen und mir die Namen der Studenten geben lassen.«
    Er rief an, schrieb eine Liste von neun Studenten auf, die ich durchsah, während wir losfuhren. Drei Studenten, sechs Studentinnen.
    »Alle in den Quartalsferien«, murmelte er. »Das macht Freude.«
    »Ich hab auch nicht mehr Erfolg gehabt als du.« Ich erzählte ihm, wie ich Benjamin Dugger nachgefahren war. Er war so freundlich, nicht zu lachen.
    »Er fährt also einen alten Volvo und bringt den Kindern an der Kirche ein paar Leckerbissen vorbei?«
    »Genau«, sagte ich. »Nimm noch seine ehrenamtliche Arbeit für das Frauenhaus in Chicago hinzu, und er ist Mutter Theresa in Tweed. Du hast Recht, Typen wie er haben Lauren nicht in die Bredouille gebracht. Sie lebte in einer völlig anderen Welt.«
    »Wo du gerade davon anfängst«, sagte er. »Ich dachte, ich statte Gretchen Stengel mal einen Besuch ab.«
    »Ist sie nicht mehr im Gefängnis?«
    »Vor einem halben Jahr auf Bewährung entlassen worden. Sie hat ein neues Tätigkeitsfeld gefunden.«
    »Und das wäre?«
    »So ähnlich wie ihr alter Job, aber legal. Sie bekleidet die Unsicheren.«
     
    Die Boutique lag an der Robertson, unmittelbar südlich vom Beverly, fünf Türen nördlich eines derzeit angesagten Restaurants, wo Parkwächter Ferraris hin und her schoben und im Freien tafelnde Gäste zu laut lachten, während sie in Flaschen abgefülltes Wasser und Smog inhalierten.
    Déjà View Couture mit einer Vergangenheit
    Zweieinhalb Meter Ladenfront, das Schaufenster mit schwarzem Jerseystoff ausgelegt und von einem einzigen kahlen, gesichtslosen Chrom-Mannequin in einem sich bauschenden scharlachroten Abendkleid besetzt. Man musste einen Klingelknopf bedienen, um eingelassen zu werden, aber Milos massige Gestalt hielt den, der am Drücker saß, nicht davon ab, uns aufzumachen.
    Im Innern vibrierten die verspiegelten Wände und der Granitboden des Ladens zu David Bowies »Young Americans«. In den Spiegel waren Bolzen aus Roheisen geschlagen, von denen Kleidungsstücke an Chrombügeln baumelten. Samt, Crêpe, Leder, Seide; breite Skala von Farben, nichts größer als 38. Zwei orangefarbene Art-deco-Stühle, die ein Sadist entworfen hatte, standen in der Mitte des Raumes. Hefte der Vogue, von Talk und Buzz lagen fächerförmig auf einem Glastrapez, das als Tisch fungierte. Keine Theke, keine Kasse. Spuren in der Rückwand deuteten auf Umkleidekabinen hin. Zur Rechten sah man eine Tür, die als PRIVAT gekennzeichnet worden war. Die nach vergorenem Mais riechende Süße guten Marihuanas durchzog die Luft.
    Eine gefährlich dünne junge Frau, die einen himmelblauen Bodysuit und eine Peter-Pan-Frisur im Rosenholzton trug, stand mit nach vorn geschobenen Hüften und wachsamen Augen hinter einem der orangefarbenen Stühle. Weiße Sandalen mit Stilettoabsätzen brachten sie auf Milos Augenhöhe. Rosafarbene Augen und erweiterte Pupillen. Kein Aschenbecher oder Joint, also hatte sie ihn vielleicht verschluckt. Der Bodysuit war hauchdünn, und die Tönung ihres Fleisches unter dem Stoff verlieh dem Blau eine Perlmuttfärbung. Sie schien zu viele Rippen zu haben, und ich ertappte mich beim Zählen.
    »Ja?« Heisere, fast maskuline Stimme.
    »Ich brauche etwas in Größe vierundzwanzig«, sagte Milo.
    »Für ...?«
    »Meinen Daumen.« Er trat näher. Die

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