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Fleischeslust - Erzaehlungen

Fleischeslust - Erzaehlungen

Titel: Fleischeslust - Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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hatten sie es (mit Hilfe des – wie später ermittelt wurde – schlimmsten Blizzards seit zwanzig Jahren) geschafft, State nur ein einziges weiteres Touchdown zuzugestehen, womit es 49:0 stand, Caledonia im Ballbesitz war, und die Uhr tickte.
    Der Schnee pfiff ihnen durch die Zähne. State formierte die Verteidigung. Von den jetzt unsichtbaren Tribünen drang ein schwacher, ferner Anfeuerungsruf. Und dann brach Nummer 95 wie eine Lawine über den Quarterback her, Diderot rutschte wieder der Ball weg, und State griff an. Zwei Spielzüge später, die Uhr zeigte acht Sekunden vor Schluß, hatten sie das Ei in die Endzone gebracht, es stand 55:0, und nur der eine Extrapunkt danach, den der Kick auf die Torpfosten einbringen würde, stand zwischen Caledonia und jener unverzeihlichen, unaussprechlichen Erniedrigung einer zweiten peinlichen Packung von 56:0. Ray Arthur Larry-Pete Fontinot schleppte sich aus der Schneewehe, in der ihn Nummer 95 liegengelassen hatte und wankte steifbeinig zur Scrimmage-Linie zurück, wo er jetzt die Abwehr übernehmen mußte.
    Es gab nur eine Hoffnung, eine einzige Hoffnung auf dieser öden, nackten, toten Aschenbahn von Welt, die Ray Arthur Larry-Pete Fontinot und seine glücklosen Teamgefährten unfreiwillig bewohnten – nämlich daß einer unter ihnen aus seinem Innersten heraus seine letzten Reserven – seine ganze Gewitztheit, Beherztheit und die volle Kraft seiner gestählten jungen Muskulatur – für einen allerletzten Versuch mobilisierte, diesen Schuß zum Extrapunkt abzublocken. Ray Arthur Larry-Pete Fontinot blickte in die furchtsamen Mienen seiner Mitspieler, die bei der Planung des Defensivzugs verzweifelt nach Luft schnappten, und wußte, daß nur er dieser Mann sein konnte. »Ich werde diesen Kick blocken«, sagte er, und seine Stimme klang dem eigenen Ohr seltsam fremd. »Ich komme von der rechten Seite, und ich block ihn einfach ab.« Moss hatte einen glasigen Blick, DuBoy stand an der Seitenlinie und kotzte in seinen Helm. Niemand sagte ein Wort.
    State nahm Aufstellung. Ray Arthur Larry-Pete atmete tief ein. Der Ball wurde abgespielt, die beiden Mannschaften rannten brüllend und ächzend gegeneinander an, und Ray Arthur Larry-Pete Fontinot warf sich wie eine zur Landung ansetzende Raumfähre auf den Spieler im Ballbesitz, und dann plötzlich – Wunder über Wunder! – fühlte er das harte kalte Ei des Lederballs von den bandagierten Stummeln seiner Finger abprallen. Applaus brandete auf, aber während er mit den Rippen voran auf den hartgefrorenen Boden krachte, sah er den Ball senkrecht in die Höhe flutschen und dann zurück in die Arme des Kickers sinken, als wäre er an einer Schnur befestigt, und er wurde ungläubig Zeuge, wie der gegnerische Spieler sich den Ball schnappte und unbehelligt über die Torlinie sprintete – was nicht nur den einen, sondern gleich zwei Extrapunkte einbrachte.
    Wäre Moss nicht gewesen, hätten sie ihn vielleicht nie mehr gefunden. Ray Arthur Larry-Pete Fontinot blieb liegen, wo er hingefallen war, langsam und lautlos von einer Schneewächte zugedeckt, und so lag er noch lange nachdem seine Mannschaft vom Feld gegangen war und sich die Tribünen unter dem Baldachin aus Schnee längst geleert hatten. Dort auf dem Boden, während der stetig fallende Schnee auf der nackten Haut seiner Unterschenkel glitzerte und allmählich die Nummer auf dem Rücken seines Trikots bedeckte, da hatte er eine Zukunftsvision. Er sah sich bei irgendeiner langweiligen, geisttötenden Arbeit, auf die seine sportpädagogische Ausbildung ihn nie im Leben hätte vorbereiten können, sah sich selbst in Fettwülsten versunken – so wie sein Vater jetzt –, an seiner Seite eine blasse, schlichte Frau und zwei Engerlinge von Kindern, und es gab keine Achtzig-Yard-Sprints oder abgeblockte Extrapunkte, auf die er durch den verklärenden Schimmer der Erinnerung zurückblicken konnte, weder Ruhm noch Niederlage.
    Keine Niederlage. Diese Idee verfestigte sich mit einem mal in seinem erschöpften Hirn, und während Moss seinen Namen rief und der Schnee herabstob, gab er sich alle Mühe und konzentrierte sich mit ganzer Kraft darauf, diese Idee festzuhalten.

Ende der Nahrungskette
    Also folgendes, wir hatten da unten ein kleines Problem mit Insekten als Krankheitsüberträgern, und glauben Sie mir, dieses schwächere Zeug – Malathion und Pyrethrum und alle anderen sogenannten umweltfreundlichen Produkte –, das alles hat überhaupt nicht geholfen, null Wirkung,

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