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Fleischessünde (German Edition)

Fleischessünde (German Edition)

Titel: Fleischessünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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zurück.“ Sie ließ die Klinge aufblitzen.
    „Du wirst mich nicht töten! Nein, bitte nicht!“ Die Kette rasselte wieder, so sehr zitterte der Kerl.
    „Nein, ich werde dich nicht töten.“ Naphré deutete auf den Autofriedhof. „Schau dir diesen Schrottplatz an. Alles alt und gammelig. Und der Typ, der ihn unterhält, ist überhaupt nicht auf dem Laufenden. Er macht seinen Stiefel wie vor dreißig Jahren, dieser Geizhals. Keine Alarmanlagen, keine Security – nichts. Nicht einmal Stacheldraht.“
    Sie nahm seinen Zeigefinger und holte ihm erneut sorgfältig mit der Messerspitze den Dreck unter dem Fingernagel heraus.„Aber dafür hat er Hunde. Er liebt diese Tiere, und darum belohnt er sie manchmal mit einem Leckerli.“ Sie fasste ihn scharf ins Auge. „Natürlich Fleisch, frisch und saftig. Am besten eine lebendige Beute, mit der sie dann spielen können.“
    Naphré brachte ihm einen leichten Schnitt im Unterarm bei. Jeffy Prince schrie auf und versuchte auszuweichen, aber die Kette hielt ihn fest.
    „Und weißt du“, fuhr Naphré fort, „warum sie noch nicht hier sind? Kerouik, der alte Knacker, lässt sie nie vor elf Uhr abends los.“ Sie tat so, als blicke sie auf ihre Armbanduhr. „Es ist gleich elf.“
    „Ich habe diesen verdammten Kasten nicht. Wirklich nicht.“
    „Wer hat ihn dann?“
    „Woher zum Teufel soll ich das wissen?“
    „Falsche Antwort. Erzähl mir, was ich hören will. Dann gehen wir beide hier ganz gemütlich raus. Wenn nicht, kannst du den Abend mit Kerouiks kleinen Lieblingen verbringen.“
    „Dieser Kerl. Dieser Kerl hat das Kästchen genommen. Ich hab’ es gesehen.“
    Naphré musterte ihn und fragte sich, ob er die Wahrheit sagte. Wahr oder nicht, er schien jedenfalls zu glauben, was er sagte. Aber es ergab keinen Sinn. Sie wusste, dass ein Reaper in der Nähe gewesen war. Aber wenn ein Reaper den Kasten hatte, müsste Alastor es doch wissen.
    Als Alastor ihr von dem Sarg erzählt hatte, der bei Sutekh aufgetaucht war und in dem sich Lokans Überreste befanden, hatte sie bei seiner Beschreibung dieser Kiste sofort an das Kästchen aus dem Café denken müssen, so genau passten die Einzelheiten der Verzierungen auf dem Deckel und an den Seiten zusammen. Aber Alastor hatte kein kleineres Kästchen erwähnt. Was hatte das zu bedeuten?
    „Es war dieser Typ“, wiederholte Prince in weinerlichem Tonfall.
    Naphré gab sich mit der Auskunft zufrieden. Sie wandte sichum und war im Begriff zu gehen. Jeffy rief verzweifelt hinter ihr her. Sie blieb stehen und drehte sich noch einmal zu ihm um.
    „Dass du die beiden Mädchen an Big Ralph verkauft hast, war ziemlich mies. Und genauso mies werde ich jetzt zu dir sein. Ich hoffe, du magst Hunde.“ Darauf machte sie sich endgültig auf den Weg.
    Sie hatte das Tor fast schon erreicht, als sie plötzlich wahrnahm, wie die Luft vor Spannung vibrierte. Fast hätte man sehen können, wie die Funken flogen. Da Naphré sich zuvor an Alastors Blut gestärkt hatte, war sie auch imstande, übernatürliche Kräfte zu registrieren, wenn sie auftauchten. Und was jetzt in der Luft lag, war von einer immensen Gewalt.
    Sie drehte sich um, konnte jedoch nichts entdecken. Dann drehte sie sich zur anderen Seite. Ihre Sinne waren aufs Äußerste geschärft. Das Messer hielt sie noch immer in der Hand. Endlich sah sie sie vor sich und erstarrte. Eine Frau stand da – das heißt, dass sie stand , war vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Naphré hatte den Eindruck, als berührte sie den Boden gar nicht.
    Die Frau war in ein weites Gewand aus rotem, mit Schwarz durchwirktem Samt gehüllt. Das Gesicht war unter einer tief heruntergezogenen Kapuze verborgen. Um den Hals trug sie sichtbar eine goldene Kette, an der ein Amulett hing – die Kartusche der Isis.
    Ein Schauer lief Naphré über den Rücken. Ungläubig starrte sie die Erscheinung an. Ohne Zweifel war es eine der Matriarchinnen, auch wenn es hieß, dass diese ihr Terrain niemals verließen. Aber hier stand leibhaftig eine. Das konnte nichts Gutes bedeuten.
    „Naphré Kurata“, sprach die Frau sie an, und Naphré war, als hörte sie die Stimme nicht von außen, sondern in ihrem Kopf.
    „Äh, du erwischst mich auf dem falschen Fuß, fürchte ich“, erwiderte Naphré verwirrt.
    „Ich bin Hathor. Ich bin gekommen, dich zu holen.“
    „Das sehe ich.“
    Hathor machte eine Handbewegung, mit der sie die andere aufforderte voranzugehen, und obwohl Naphré nicht gewillt war, auch nur einen

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