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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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zurück.
    »Nun, falls die Villa – rein hypothetisch – geladen ist«, meldete sich Nyvysk wieder zu Wort, »dann neigen die externen Kräfte, die ich zuvor erwähnt habe, in der Regel dazu, Agnostiker und Atheisten zu manipulieren. Glaube kann eine Waffe sein. Mangelnder Glaube kann das Gegenteil bewirken. Adrianne und ich beispielsweise sind die einzigen echten Christen in dieser Runde. Die anderen hier anwesenden Paraforscher sind multikonfessionell. Falls Sie also bislang keinerlei religiöse Überzeugungen haben ... vermute ich, dass sich das ändern wird, bis Sie das Haus verlassen.«
    Adrianne verdrehte unter den halb geöffneten Lidern die Augen. »Wirst du wohl damit aufhören! Nyvysk ist immer so überdramatisch. Eigentlich sollte er Wissenschaftler sein, trotzdem versucht er ständig, die Menschen in seine Richtung zu beeinflussen.«
    »Wir werden ja sehen.«
    Westmore fühlte sich gründlich verwirrt. »Hier sind also noch zwei andere, äh ...«
    »Paraforscher«, half ihm Nyvysk aus der Verlegenheit. »Sie werden sie beim Abendessen kennenlernen. Cathleen erkundet gerade das Gelände, wovon ich übrigens nach Einbruch der Dunkelheit dringend abrate.«
    »Jetzt fängt er schon wieder an«, beklagte sich Adrianne, bevor sie sich auf der Couch sinken ließ. Sie drückte sich ein Samtkissen gegen die Brust.
    Karen ergriff Westmores Arm. »Ich unterstütze diesen Vorschlag. Gehen Sie nach Einbruch der Dunkelheit nicht nach draußen.«
    »Ich sage nicht, dass ich Atheist bin, aber ich sage sehr wohl , dass ich nicht an Geister glaube«, versicherte Westmore. »Soweit es mich betrifft, ist dieser Ort nur ein großes, überkandideltes Haus.«
    Karen war zum Fernseher geschlendert und hatte ihm nicht zugehört. Adrianne verharrte mit ausdruckslosem Blick auf der Couch. Nyvysk lächelte ungebrochen weiter vor sich hin.
    »Was die Unterbringung angeht«, ergriff der bärtige Mann wieder das Wort, »verlangen wir nur, dass Sie mit dem Rest von uns in diesem Raum schlafen. Mir ist Ihr Laptop aufgefallen – Sie können sich jedes Zimmer im Haus als Büro aussuchen. Wir anderen haben vorwiegend hier unseren Stützpunkt. Falls ich mal nicht hier bin, finden Sie mich mit hoher Wahrscheinlichkeit oben in der Sicherheits- und Kommunikationszentrale.«
    »Prima«, meinte Westmore. Er wandte sich an Mack. »Was dagegen, wenn ich ein wenig herumschnüffle und mir das Haus in Ruhe ansehe?«
    »Nur zu«, erwiderte Mack. »Und wenn Sie sich frisch machen wollen, ist neben der Küche ein großes Bad mit Dusche. Sie können aber auch jedes andere Badezimmer benutzen – im Haus sind überall welche.«
    »Nur nicht nachts«, beharrte Nyvysk.
    Westmore lächelte. »Verstanden. Dann bis später.«
    Als er hinausging, wobei er an sich halten musste, um nicht den Kopf zu schütteln, hörte er Karen sagen: »Wo ist Willis?«
    »Er meinte, er würde in das Zimmer gehen, in dem die Prostituierten ermordet wurden, oder?«, sagte Nyvysk.
    »Ja, aber vor ein paar Stunden schon«, warf Adrianne ein.
    Westmore kehrte durch die palastartige Doppeltür in den Hauptflur zurück und hörte Nyvysk mit der Videokommunikationsanlage hantieren. »Willis? Willis? Wo steckst du?«
    II
    Willis kniete im ersten Stock im Jean-Brohou-Salon. Er kämpfte gegen einen Würgereiz an, fühlte sich hundeelend und durch die Wucht der Visionen, die ihn überkamen, regelrecht blind. Er war durch das, was er gesehen hatte, völlig unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen oder etwas zu tun. Nur eins ging ihm durch den Kopf: Verschwinde ... Verschwinde aus diesem Zimmer . Er hörte einen langen, ohrenbetäubenden Schrei, gefolgt von einem Geräusch, das klang, als würde Knorpel durchschnitten.
    Dann folgte das Platschen und Gluckern einer zähen Flüssigkeit.
    Er konnte nicht atmen; stattdessen japste er, während sich seine Knie und Handflächen schmatzend durch dicke, aufgeweichte Teppiche bewegten und hinter ihm gurgelnde Todeslaute ertönten. Schon beim Betreten des Zimmers hatte er sich spontan übergeben müssen, weshalb sein Magen, der sich nach wie vor zusammenkrampfte, nichts mehr enthielt, was noch aus ihm herauskonnte. Sein einziger Instinkt war Flucht, allerdings hatte er beim Hereinkommen versehentlich die Tür hinter sich zugezogen. Würgend streckte er den Arm aus und tastete mit den Fingern verzweifelt nach dem Messinggriff. Einen Moment lang glaubte Willis, er müsste tatsächlich sterben, bevor es ihm gelang, die Tür zu öffnen.
    Dunkle,

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