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Fliege machen

Fliege machen

Titel: Fliege machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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hast.«

    Engel rückte mit ihrem Stuhl ein Stück von dem Streetworker
weg. Ihr Blick fiel auf Danner.

    Â»Das ist mein Kollege Ben Danner«, stellte ich ihn vor.

    Staschek nahm Engel gegenüber Platz. Seine Kollegin Frau
Wegner, die mit Staschek zusammen die Ermittlungen im Fall Fliege übernommen
hatte, machte es ihm nach. Stocksteif und mit strenger Miene saß die Kriminalbeamtin
neben ihm.

    Kein Wunder, dass die Fünfzehnjährige unsicher wurde.

    Dabei war es für die junge Polizistin wahrscheinlich auch
kein Vergnügen, in diesem Fall so eng mit ihrem Chef zusammenzuarbeiten.

    Danner und ich blieben stehen.

    Â»Arbeitet ihr denn jetzt für mich?«, fragte Engel aufgelöst.

    Â»Wir werden sehen.« Danner musterte das Mädchen abschätzend.

    Wir wussten nicht einmal, ob es diesen Schließfachschlüssel
wirklich gab. Und wenn ja, bezweifelte ich stark, dass wir wirklich Geld darin
fanden. Na ja, vielleicht fünfzig Euro, das war für einen Bettler beinahe ein
Monatslohn.

    Doch immerhin war Engel schlau genug gewesen, vor den
Polizisten nicht zu erwähnen, dass sie uns mit Geld bezahlen wollte, das Fliege
ihr vielleicht hinterlassen hatte. Denn dann wäre die Spurensicherung längst
dabei, die Schließfächer am Bahnhof auseinanderzunehmen.

    Â»Was sollen wir denn überhaupt machen für dich?«, wollte
ich wissen.

    Â»Sag denen, dass ich nichts mit Edgars Tod zu tun habe!«
Engel strich sich eine rot-schwarze Haarsträhne hinters Ohr und deutete auf den
Krötenretter und die Polizisten.

    Â»Kann ich nicht«, schüttelte ich den Kopf.

    Â»Wieso nicht?«

    Â»Weil ich nicht weiß, ob du nichts damit zu tun hast.«

    Â»Aber ich habe doch nichts gemacht! Und diese Arschlöcher
nehmen mir mein Baby weg!« Engel umklammerte mit beiden Händen ihren Bauch.

    Der Krötenretter legte ihr eine Hand auf die Schulter.

    Â»Ich versuche die ganze Zeit, es dir zu erklären, Nina«,
seufzte der Sozialarbeiter, ohne das Mädchen wieder loszulassen. »Natürlich ist
es unser erstes Ziel, Kinder bei ihren Eltern zu lassen und die bei der
Erziehung zu unterstützen.«

    Â»Warum sagst du dann immer, dass du mir das Kind wegnimmst?«

    Â»Weil du auch mitarbeiten musst.«

    Genau registrierte ich Borze-Filzhuts Hand, die noch
immer auf Engels Schulter lag.

    Â»Aber du lässt mich jedes Mal hängen«, beschwerte sich
der Sozialarbeiter vorwurfsvoll. Seine Finger krallten sich um Engels
Schlüsselbein. »Du machst keinen Entzug, du willst nicht ins Mutter-Kind-Haus,
du bist Verdächtige in einer Todesfallermittlung und kooperierst nicht mit den
Bullen.«

    Staschek zog die Brauen hoch.

    Â»Polizeibeamten, Entschuldigung«, korrigierte sich der
Mann eilig. »Dein Kind ist bei dir im Augenblick einfach nicht gut aufgehoben
und das muss ich den Kollegen von der Jugend- und Familienhilfe mitteilen.«

    Â»Im Augenblick handelt es sich hier lediglich um eine
Zeugenvernehmung«, bremste Danner den Sozialarbeiter aus.

    Und das, obwohl noch gar nicht geklärt war, ob Engel unsere
Rechnung tatsächlich bezahlen konnte.

    Â»Oder ist unsere Mandantin als Verdächtige geladen, Herr
Staschek?«, erkundigte sich Danner scharf.

    Staschek zuckte zusammen. Ȁh – bis jetzt nicht?!«

    Â»Dann wird Frau Caspari nach der Befragung selbstverständlich
gehen können.«

    Â 
    Â»Frau Caspari wird nach der Befragung natürlich nicht gehen können«, stellte Staschek klar, kaum dass die schalldichte Tür der Folterkammer
hinter uns zugefallen war.

    Mit knirschenden Zähnen hatte der Kommissar uns auf den
Flur kommandiert. Jetzt funkelten seine sonst so sanften Augen Danner wütend
an, sein solariumbraunes Gesicht färbte sich zusehends dunkler.

    Â»Frau Caspari sitzt in Untersuchungshaft, weil Lila
darauf hingewiesen hat, dass sie verdächtig ist. Und Lila hat recht. Euer Engel
ist sehr verdächtig. Und weil sie keinen festen Wohnsitz hat, besteht dringende
Fluchtgefahr. Ich werde sie also bestimmt nicht laufen lassen, nur weil sie
euch seit Neuestem bezahlt – oder auch nicht.«

    Danner grinste.

    Stascheks schmales Gesicht leuchtete jetzt dunkelrot. »Ich
werde sie jedenfalls keine Minute früher aus der U-Haft entlassen, als ich
muss.«

    Â 
    Â»Im Übrigen hatten auch Miriam Meier und Kevin
Bonetzki Motiv und Gelegenheit für die

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