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Fliege machen

Fliege machen

Titel: Fliege machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Danner ließ den Telefonbuchausdruck
mit den beiden eingekreisten Adressen vor Staschek auf den Tisch flattern.

    Staschek griff mit der rechten Hand die Zettel, mit der
linken das Bierglas, das Molle ihm hinschob.

    Â»Geht doch«, brummte er nach dem ersten Schluck Bier
einigermaßen verträglich.

    Â 

35.

    Die Matratze war wunderbar weich, die
dicke Daunendecke mollig warm. Mit geschlossenen Augen blieb ich liegen und
genoss das Kitzeln von Danners Brusthaaren an meinem nackten Rücken, das
Gewicht seines Armes auf meiner Taille, seinen kräftigen Oberschenkel zwischen
meinen Beinen.

    Es war Dienstag und wir hatten frei.

    Bis das Telefon klingelte.

    Ich öffnete ein Auge. Danner zog mich brummend dichter an
sich.

    Es klingelte laut, drängelnd. Das Telefon musste ganz in
der Nähe sein, doch ich konnte es nirgends entdecken.

    Danner zog sich die Decke über den Kopf und wartete darauf,
dass der Anrufer aufgab.

    Doch das Gerät läutete hartnäckig weiter.

    Genervt rollte Danner sich auf den Rücken und tastete mit
einer Hand den Fußboden neben dem Bett ab.

    Meine Augen wanderten über seine Glatze, den mittlerweile
blasser werdenden Bluterguss unter seinem Auge, das unrasierte Kinn, seine
trainierten Schultern, hinunter zu der schwarz, blau, grün und gelb
schillernden rechten Rumpfseite.

    Endlich angelte Danner das Telefon hervor.

    Â»Was willst du, Lenny?« schnauzte er nach einem Blick
aufs Display.

    Ich fuhr mit den Fingerspitzen über seine blutunterlaufene
Rumpfseite.

    Â»Tatsächlich?« Danners graue Augen wanderten zu mir.
»Zufällig ist sie da.« Er hielt mir den Apparat hin.

    Â»Lila?«, fragte Staschek am anderen Ende. »Ich geb mal
weiter.«

    Häh?

    Danners warme, raue Hand strich meinen Oberschenkel
hinauf.

    Â»Lila?« Ich erkannte Engels Stimme am anderen Ende der
Leitung. Aufregung ließ sie zittern. »Die denken, ich habe was mit Edgars Tod
zu tun.«

    Tja, das dachte ich auch. Deswegen war sie ja auf dem Polizeirevier.

    Â»Die machen hier voll die Welle, wollen mich nicht weglassen«,
stammelte Engel atemlos. »Die meinen, ich würde die Biege machen. Die haben
meinen Alten angerufen, der ist auf hundertachtzig. Und Hagen haben sie
hergepfiffen. Der will mir das Baby wegnehmen, wenn ich es im Knast kriege.«

    Â»Und was soll ich dagegen machen?«, fragte ich verwirrt.

    Â»Du bist doch Detektivin, nicht?«

    Oh, oh.

    Ich drückte die Lautsprechertaste des Telefons.

    Â»Du könntest doch beweisen, dass ich Edgar nix getan
habe, oder?«

    Danner ließ meinen Oberschenkel los, damit er abwinken
konnte. Lautlos, aber eindeutig formten seine Lippen ein entschiedenes: Nein.
Neinneinneinneinnein. Nein!

    Â»Sorry, Engel, aber wir arbeiten nicht umsonst.«

    Â»Ich hab Geld. Wirklich.«

    Â»Und ich bin Lady Gaga – ohne Maske.«

    Â»Du bist mir das schuldig«, wurde Engels Stimme schrill.
»Ohne dich säße ich doch gar nicht in dieser Scheiße, du blöde Kuh! Sieh dir
Mückes Halsband an, wenn du mir nicht glaubst, aber komm endlich her! Ich habe
sonst niemanden, der mir helfen könnte.«

    Mühsam hatte Danner den Oberkörper aufgerichtet. Auf die
Unterarme gestützt hatte er zugehört. Als Engel den Hundenamen erwähnte,
bildete sich über seiner Nasenwurzel eine kleine Falte.

    Â»Na schön«, gab er jetzt nach. »Wir werfen einen Blick
auf die Katzenmahlzeit und kommen dann aufs Revier.« Ächzend rollte er sich auf
die unverletzte Seite, bevor er aufstand.

    Â»Na schön. Wir kommen«, wiederholte ich für Engel Danners
Worte. »Sag einfach gar nichts, dann muss Lenny halt warten.«

    Â»Lenny? Wer …?«

    Â»Hey! Das hier ist eine polizeiliche Zeugenanhörung«,
polterte Staschek, der Engel das Telefon offenbar weggenommen hatte. »Ihr
spielt nicht mehr mit, schon vergessen?«

    Â»Wir sind in einer Viertelstunde da.« Danner hatte
bereits seine Hose an und zog sich einen schwarzen Rollkragenpulli über die
Glatze.

    Â 
    Mückes dunkles Fell glänzte seidig und glitt mir
frisch gebürstet durch die Finger.

    Weil das winzige Raubtier knurrend seine spitzen, gelben
Zähnchen fletschte, sobald Danner nach ihm griff, blieb mir die ehrenvolle
Aufgabe, sein Halsband genauer unter die Lupe zu nehmen. Es kostete mich einige
Mühe, den Lederstreifen zwischen den dichten Hundehaaren

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