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Fliege machen

Fliege machen

Titel: Fliege machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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sonst könnte sie
uns den Nachnamen unseres Hundefreundes verraten.«

    Er machte einen auf Held und zog den eckigen Gegenstand
vollkommen ekelfrei heraus.

    Ich biss mir wütend auf die Unterlippe. Ich hatte mich
benommen wie eine Zwölfjährige, über deren Bett eine Spinne baumelte.

    Danner pfiff durch die Zähne: »Wem hat er das denn geklaut?«

    Ein Portemonnaie. Teures Teil: echtleder, schwarz, trotz
der Schweineohrenkrümel samtig, elegant, mit einem silbernen Emblem, das sich
aus einem G und einem C zusammensetzte. Gucci?!

    Danner klappte die Geldbörse auf. »Wow!«

    Das Fach für die Scheine war prall gefüllt mit bunten
Banknoten. Engel hatte die Wahrheit gesagt!

    Â»Dumm gelaufen für unser Engelchen, aber für gestohlene
Kröten arbeiten wir nicht.« Danner zählte grob durch. »Das müssen um die
zehntausend Euro sein.«

    Wahnsinn!

    Er durchsuchte die Geldbörse weiter, zog einen Reißverschluss
auf und zum Vorschein kamen Personalausweis, Führerschein, ein Reisepass.

    Neugierig spähte ich Danner über die Schulter, als er den
Ausweis herausnahm und betrachtete. Das Passfoto zeigte einen Mann Mitte
dreißig, nicht unattraktiv: markantes Gesicht mit kämpferischem Kinn und
wachen, dunklen Augen. Gepflegtes, dunkelblondes Haar und rasierte Wangen,
Krawatte und Sakko.

    Edgar Guski, lautete der Name neben dem Foto.

    Â»Ist ’n Witz, oder?! Zeig mal her.« Ich schnappte Danner
den Perso aus den Fingern.

    Außer dem Sakko war auf den ersten Blick keine Ähnlichkeit
mit dem hochroten, faltigen und verschmutzten Gesicht des Penners erkennbar.
Von geplatzten Adern und faulen Zähnen keine Spur. Auch schien der Mann auf dem
Foto eine kleinere Nase zu haben als der Besoffene, dem wir in Molles Kneipe
begegnet waren.

    Ich kniff die Augen zusammen. Winzige, dunkle Stellen auf
den Wangen deuteten auf eine Unschärfe des Passbildes hin. Oder auf
Unebenheiten der Haut?

    Â»Sieh dir das mal an.« Danner hielt mir den Reisepass unter
die Nase.

    Dubai, las ich
den Eintrag auf der Seite. Daneben Moskau.

    Â»Und Krakau«, Danner schob seine Mütze ins Genick und
kratzte sich die Stirn.

    Â»Vielleicht ist das Portemonnaie tatsächlich geklaut?«,
mutmaßte ich, weil die Gucci- Geldbörse
einfach nicht zu einem Penner passen wollte.

    Â»Und Fliege hat die ganze Zeit die Identität eines Fremden
benutzt? Wozu?« Danner nahm mir den Ausweis wieder aus der Hand und drehte ihn
um. »1996 lebte Edgar Guski in Grumme, am Kötterberg.« Er ließ die Brieftasche
in seiner Joggingjacke verschwinden. »Ich schlage vor, bevor die Polizei die
Scheinchen kassiert, finden wir erst mal raus, ob dieser Edgar Guski
verschwunden ist oder ob dem Mann einfach nur ein Portemonnaie fehlt.«

    Â 

39.

    Die nach Bier stinkende Butze auf der
Baustelle war vom Kötterberg im Bochumer Stadtteil Grumme genauso weit entfernt
wie ein thailändischer Wochenmarkt. Am Kötterberg konnte man glauben, Bochum
sei eine Kleinstadt.

    Die Straße war einspurig und nur für Anlieger befahrbar.

    Hinter der Häuserreihe erhob sich ein bewaldeter Hügel,
auf dem Kinder testeten, ob die erste dünne Schneeschicht schon für eine
Schlittenfahrt ausreichte.

    Danner parkte vor einem gusseisernen Gartenzaun, hinter
dem unterschiedlich hohe Buchsbäume den Blick auf das Erdgeschoss verdeckten.
Das Haus zweistöckig, weiß, mit dunklen Fenstern. Auf dem Rasen dahinter stand
ein alternder Kletterturm für Kinder, daneben eine Dreifachgarage und
terrakottafarbenes Pflaster, das dem Hof einen mediterranen Touch verlieh. Nur
der Golden Retriever fehlte, der schwanzwedelnd die Besucher begrüßte.

    Konnte Fliege hier gewohnt haben, bevor er zum Penner
geworden war? War es möglich, dass er dieses Bilderbuchleben gegen Schnaps,
erfrorene Füße und Sex mit Minderjährigen eingetauscht hatte? Oder hatte er den
Bewohner dieser Spießeridylle nur beklaut?

    Danner drückte die Klingel.

    Susanne, Karl,
Timo, Nikolai und Simon Thurna wohnten jetzt hier, wie ich der Schrift aus
kurzen Wurstbuchstaben auf dem selbst getöpferten Schild neben dem Eingang entnahm.

    Augenblicke später stand uns eine hübsche Blondine gegenüber.
Da alle anderen Namen auf dem getöpferten Schild männlich waren, kombinierte
ich messerscharf, dass es sich um Susanne Thurna handelte.

    Die Frau trug eine schwarze Jeans zu

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