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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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eingesehen«, erwiderte Karotte.
    »Und… man hörte ein Knurren… Es klang nach einem Wolf…«
    »Ah ja«, sagte Karotte. »Nun, du weißt ja, wenn sich Einbrecher erge-
    ben…« Das war keine Erklärung, aber Karottes Tonfal deutete darauf
    hin, daß es doch eine war. Als Karotte und Angua gegangen waren, gab sich Vortin ganze fünf Minuten lang damit zufrieden.
    »Nun, dieser Tag beginnt recht angenehm«, sagte Karotte.
    »Herzlichen Dank, nein, ich bin nicht verletzt«, entgegnete Angua.
    »Dadurch lohnt sich die Mühe.«
    »Nur mein Haar ist durcheinander, und eine weitere Bluse ist ruiniert.«
    »Gute Arbeit.«
    »Manchmal habe ich das Gefühl, daß du mir überhaupt nicht zuhörst«,
    sagte Angua.
    »Freut mich, das zu hören«, erwiderte Karotte.

    Die ganze Wache war angetreten. Mumms Blick glitt über das Meer aus
    Gesichtern.
    Meine Güte, dachte er. Wie viele sind es inzwischen? Vor einigen Jah-
    ren konnte man die Angehörigen der Wache an den Fingern der Hand
    eines blinden Metzgers abzählen, und jetzt…
    Es kamen noch mehr herein.
    Mumm beugte sich zu Karotte. »Wer sind al diese Leute?«
    »Wächter, Herr Kommandeur. Du hast sie dazu ernannt.«
    »Was? Einige von ihnen sehe ich heute zum ersten Mal!«
    »Du hast die Papiere unterschrieben, Herr Kommandeur. Und jeden
    Monat unterzeichnest du die Soldscheine – nach einer Weile.«
    Bei den letzten Worten lag ein Hauch von Kritik in Karottes Stimme.
    Mumms Einstel ung der Schreibarbeit gegenüber ließ sich folgenderma-
    ßen beschreiben: Kümmere dich erst darum, wenn jemand schreit –
    dann kannst du wenigstens Hilfe erwarten.
    »Aber wie sind diese Leute zu Wächtern geworden?«
    »Auf die übliche Weise, Herr Kommandeur. Nach der Vereidigung be-
    kam jeder von ihnen einen Helm…«
    »He, da steht Reg Schuh! Er ist ein Zombie! Ihm fallen dauernd ir-
    gendwelche Körperteile ab!«
    »Er genießt hohes Ansehen in der Gemeinschaft der Untoten, Herr
    Kommandeur«, sagte Karotte.
    »Wieso gehört er zu uns?«
    »Er beklagte sich in der letzten Woche, daß die Wache einige Schwarze
    Männer belästigte. Er legte seinen Standpunkt mit… äh… großer Vehe-
    menz dar. Ich überzeugte ihn davon, daß die Wache mehr Sachkenntnis
    benötigt, daraufhin ließ er sich rekrutieren.«
    »Jetzt gibt es keine Beschwerden mehr, nehme ich an.«
    »Oh, sogar doppelt so viele wie vorher, Herr Kommandeur. Al e
    kommen von den Untoten und richten sich gegen den Obergefreiten
    Schuh. Ich frage mich, was der Grund dafür sein mag.«
    Mumm musterte Karotte neugierig.
    »Er fühlt sich deshalb sehr verletzt, Herr Kommandeur. Er meint, die
    Untoten verstünden einfach nicht die Probleme des Polizeidienstes in
    einer multivitalen Gesellschaft, Herr Kommandeur.«
    Bei den Göttern, dachte Mumm. Das hätte ich tun können. Ich ergreife solche Maßnahmen, weil ich keinen Wert darauf lege, nett zu sein. Aber
    Karotte ist die Nettigkeit in Person. Wenn es eine Goldmedaille dafür
    gäbe, nett zu sein, hätte man sie ihm schon verliehen. Er kann doch
    nicht…
    Mumm begriff, daß er nie Gewißheit erlangen würde. Nur eins war
    ihm klar: Irgendwo hinter Karottes unschuldigem Blick war eine Stahltür
    verborgen.
    » Du hast ihn in die Wache aufgenommen, stimmt’s?«
    »Nein, Herr Kommandeur. Dieses Verdienst gebührt dir. Du hast
    nicht nur die Aufnahmepapiere unterschrieben, sondern auch den Aus-
    rüstungsschein und die aktuelle Einsatzorder.«
    An Mumms innerem Auge zogen zahllose Dokumente vorbei, unter
    die er in aller Eile seinen Namen gekritzelt hatte. Es ließ sich nicht leugnen: Durch seine Unterschrift waren Reg Schuh und die anderen zu
    Wächtern geworden. Es stimmte auch, daß sie neue Leute brauchten,
    aber trotzdem regte sich Unbehagen in ihm, und er dachte: Früher bin
    ich es gewesen, der…
    »Außerdem darf jeder rekrutieren, der mindestens den Rang eines
    Feldwebels bekleidet«, fügte Karotte hinzu, als könnte er die Gedanken
    des Kommandeurs lesen. »So steht es in der Dienstvorschrift. Auf Seite
    zweiundzwanzig, direkt unter dem Teefleck.«
    »Und… wie viele neue Wächter hast du rekrutiert?«
    »Nur ein paar. Wir sind noch immer unterbesetzt.«
    »Offenbar brauchen wir so dringend Leute, daß wir sogar auf Tote zu-
    rückgreifen.«
    »Auf Un tote, Herr Kommandeur. Möchtest du jetzt zu den Wächtern
    sprechen?«
    Erneut glitt Mumms Blick über die versammelte… Menge. Es genügte
    einfach nicht, von »vielen« zu sprechen, fand er. Die

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