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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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der Botschaft zu behalten«, warf Lord Rust ein. »Das ist ein ganz bewußter Affront. Als
    wenn wir keine guten Ärzte in der Stadt hätten…«
    »Ja, natürlich«, bestätigte Mumm. »Viele von ihnen wären sogar dazu
    fähig, den Prinzen zu rasieren und ihm die Haare zu schneiden.«
    »Verspottest du mich, Mumm?«
    »Das käme mir nie in den Sinn. Meiner bescheidenen Ansicht nach ha-
    ben keine anderen Ärzte so sauberes Sägemehl auf dem Boden wie unse-
    re.«
    Rust bedachte Mumm mit einem finsteren Blick.
    Der Patrizier hüstelte.
    »Hast du den Attentäter identifiziert?« fragte er.
    Karotte rechnete damit, daß Mumm vom »mutmaßlichen Attentäter«
    sprach, aber statt dessen sagte er:
    »Ja. Er heißt… ich meine, er hieß Ostie Brunt. Von einem anderen Namen wissen wir nichts. Er wohnte in der Marktstraße und verdiente
    sich seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten. Ein Einzelgänger.
    Verwandte oder Freunde haben wir bisher nicht gefunden. Die Ermitt-
    lungen dauern an.«
    »Und mehr wißt ihr nicht?« fragte Lord Witwenmacher.
    »Wir haben eine Weile gebraucht, um den Toten zu identifizieren«, sag-
    te Mumm ruhig.
    »Ach? Und warum?«
    »Nun, ich möchte dich nicht mit Einzelheiten langweilen. Nur soviel:
    Ich hatte den Eindruck, daß man in diesem Fal keinen Sarg brauchte –
    man hätte die Leiche zwischen zwei Holzplatten unterbringen können.«
    »Hat er den Anschlag verübt?«
    »Wir haben nur eine Leiche gefunden. Und ziemlich viel Mauerwerk,
    das vor kurzer Zeit heruntergefal en ist. Woraus wir den Schluß zo-
    gen…«
    »Ich meine, gehörte er zu einer Organisation? Gibt es Hinweise auf an-tiklatschianische Einstel ungen?«
    »Abgesehen davon, daß er versucht hat, einen Klatschianer umzubrin-
    gen? Wir ermitteln noch.«
    »Nimmst du diese Sache ernst, Mumm?«
    »Ich habe meine besten Leute mit Nachforschungen beauftragt.« Wer
    sieht besorgt aus? »Feldwebel Colon und Korporal Nobbs.« Wer wirkt erleichtert ? »Sehr erfahrene Männer. Die Grundpfeiler der Wache.«
    »Colon und Nobbs?« wiederholte der Patrizier. »Tatsächlich?«
    »Ja, Herr.«
    Ihre Blicke trafen sich kurz.
    »Das klingt alles sehr seltsam, Mumm«, sagte Vetinari.
    »Was sol ich sagen, Herr? Ich sah jemanden auf dem Vorwerk und lief
    los. Jemand schoß einen Pfeil auf den Prinzen, und dann fand ich einen
    Mann am Turm, einen ziemlich toten Mann, um ganz genau zu sein. Er lag inmitten von Steinen, die erst kürzlich heruntergefal en waren, und
    außerdem entdeckten wir einen zerbrochenen Bogen in unmittelbarer
    Nähe. Ich schätze, das Unwetter in der vergangenen Nacht hat einen
    Teil des Mauerwerks gelockert. Ich kann keine Fakten erfinden, die nicht
    existieren, Herr.«
    Karotte beobachtete die Gesichter am Tisch. Offenbar herrschte al -
    gemeine Erleichterung.
    »Ein einzelner Bogenschütze«, sagte Vetinari. »Ein Narr, der irgendei-
    nen irren Groll hegte. Und der bei dem Versuch starb, einen Mord zu
    begehen. Nun, das kühne Vorgehen unserer Wächter verhinderte zu-
    mindest einen sofort tödlichen Schuß.«
    »Kühnes Vorgehen?« wiederholte Witwenmacher. »Hauptmann Karot-
    te eilte zu den Ehrengästen, und Mumm lief zum Turm. Aber ehrlich
    gesagt, Mumm, dein seltsames Verhalten kurz vorher…«
    »Das ist jetzt nebensächlich«, sagte Lord Vetinari. Mit distanzierter
    Stimme, so als erstattete er jemandem Bericht, fuhr er fort: »Wenn
    Kommandeur Mumm nicht dafür gesorgt hätte, daß die Prozession lang-
    samer vorankam, hätte der Attentäter vermutlich besser zielen können.
    Aber die besonderen Umstände ließen ihn in Panik geraten. Ja… der
    Prinz dürfte bereit sein, sich mit dieser Erklärung abzufinden.«
    »Der Prinz?« fragte Mumm. »Aber der arme Kerl…«
    »Sein Bruder«, sagte der Patrizier.
    »Ah. Der Nette?«
    »Danke, Kommandeur«, fügte Lord Vetinari hinzu. »Ich danke euch
    al en, meine Herren. Ich möchte euch jetzt nicht länger aufhalten. Oh,
    Mumm, wenn du noch einige Minuten erübrigen könntest… Du kannst
    gehen, Hauptmann Karotte. Bestimmt wird irgendwo ein Verbrechen
    verübt.«
    Mumm starrte an die gegenüberliegende Wand, während sich um ihn
    herum das Zimmer leerte. Vetinari stand auf und trat erneut ans Fenster.
    »Es sind seltsame Zeiten, Kommandeur«, sagte er.
    »Herr.«
    »Zum Beispiel erfuhr ich, daß Hauptmann Karotte heute nachmittag
    auf dem Dach des Opernhauses herumkletterte und Pfeile in Richtung
    Schießstand schoß.«
    »Ein sehr aufmerksamer junger Mann,

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