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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nicht
    viele, die sein Gewicht aushielten.
    Der Arm im Rauch winkte nicht mehr.
    »Kannst du fliegen, Herr Mumm?«
    Er blickte zum Schornstein, der noch immer Feuer in den Himmel
    spie.
    Er betrachtete den entrollten Turban.
    Ein großer Teil von Mumms Gehirn hatte die Arbeit eingestel t, ob-
    wohl die für den Schmerz in seinem Bein zuständigen Stellen noch im-
    mer einwandfrei funktionierten. Tief im Kern seines Selbst regten sich
    nach wie vor einige Gedanken, die ihm folgende Botschaft vermittelten:
    Der Turbanstoff sieht recht fest aus…
    Er blickte erneut zum Schornstein, der recht stabil wirkte.
    Knapp zwei Meter trennten ihn vom Fenster mit der zerschlagenen
    Scheibe.
    Mumm bewegte sich ganz automatisch.
    Nun, wenn man – rein theoretisch – das eine Ende des entrollten Tur-
    bans um den Schornstein wickelte, zum Beispiel so, und wenn man den langen Stoffstreifen dann so ablaufen ließ, und wenn man sich so über die Brüstung schwang, und wenn man sich so mit den Füßen an der Wand
    abstieß, und wenn man dadurch genug Schwung bekam, um auch die
    anderen Scheiben des Fensters zu zertrümmern und ins Innere des Ge-
    bäudes gelangte, etwa so…

    Ein Karren quietschte über die feuchte Straße. Er kam auf recht unre-
    gelmäßige Art und Weise voran, denn alle Räder waren von unterschied-
    licher Größe. Das Ding ruckelte und wankte und rutschte übers Pflaster.
    Vermutlich kostete es so viel Kraft, dieses Gebilde zu ziehen, daß der
    Nutzen in keinem Verhältnis zum Aufwand stand, zumal der Inhalt aus
    Mül zu bestehen schien.
    Der Besitzer des Karrens sah nicht viel besser aus.
    Er war etwa so groß wie ein durchschnittlicher Mann, ging aber so weit
    vornübergebeugt, daß er kleiner wirkte. Fel oder Lumpen bedeckten ihn,
    vielleicht auch beides. Das haarige Durcheinander war so verfilzt, daß
    kleine Pflanzen darin wuchsen. Wäre die Gestalt stehengeblieben, um
    sich auf dem Boden zusammenzukauern, hätte man sie für einen lange
    vernachlässigten Komposthaufen halten können. Sie schnüffelte, wäh-
    rend sie ging.
    Ein Fuß streckte sich, um das Geschöpf anzuhalten.
    »Guten Abend, Krummi«, sagte Karotte, als der Karren zum Stehen
    kam.
    Die gebeugte Gestalt verharrte. Ein Teil von ihr neigte sich nach oben.
    »Ver’winde«, erklang es irgendwo in dem Haufen.
    »Oh, ich bitte dich, Krummi, wir wol en uns doch gegenseitig helfen,
    nicht wahr? Du hilfst mir, und ich helfe dir.«
    »Ver’winde, ‘ptm’nn.«
    »Du beantwortest meine Fragen«, erklärte Karotte. »Und ich verzichte
    darauf, deinen Karren zu durchsuchen.«
    »Ich verabscheue Gnol e«, sagte Angua. »Sie riechen scheußlich .«
    »Oh, jetzt bist du ungerecht. Ohne dich und deinesgleichen wären die
    Straßen viel schmutziger, nicht wahr, Krummi?« Karotte sprach noch
    immer in sehr freundlichem Ton. »Du hebst dies auf und hebst das auf,
    schlägst es manchmal gegen die nächste Wand, bis es zu zappeln auf-
    hört…«
    »‘s ist d’ völl’g falsche Wahr’eit«, erwiderte der Gnoll. Es folgte ein
    Blubbern, das leises Lachen sein mochte.
    »Wie ich hörte, weißt du vielleicht, wo sich Schneetreiben Schuppert
    aufhält«, sagte Karotte.
    »K’ne Ahn’ng.«
    »Gut.« Karotte holte eine Mistgabel mit drei Zinken hervor und wan-
    derte um den tropfenden Karren herum.
    »Hab k’ne Ahn’ng v’n d’m Süßwa’nlad’n im Geldf’nweg.«
    »Meinst du den Laden mit dem Schild ›Zimmer zu vermieten‹?«
    »G’nau.«
    »Ausgezeichnet. Danke, daß du ein so hilfsbereiter Bürger gewesen
    bist«, sagte Karotte. »Übrigens: Auf dem Weg hierher haben wir eine tote
    Möwe gesehen. Sie liegt in der Brauerstraße. Wenn du dich beeilst, er-
    reichst du sie viel eicht, bevor der Andrang zu groß wird.«
    Der Gnoll schnaufte etwas Unverständliches und beugte sich wieder
    nach vorn. Der Karren wankte los und verschwand kurz darauf hinter
    einer Straßenecke.
    »Im Grunde ihres Wesens sind es gute Burschen«, sagte Karotte. »Es
    spricht für die Toleranz in dieser Stadt, daß selbst Gnolle in Ankh-
    Morpork eine Heimat finden können.«
    »Wenn ich sie sehe und rieche, dreht sich mir der Magen um«, erwiderte Angua. »Auf diesem wuchsen sogar Pflanzen!«
    »Herr Mumm sagt, wir sol ten etwas für sie tun«, ließ sich Karotte ver-
    nehmen.
    »Er meint es wirklich gut.«
    »Mit einem Flammenwerfer, sagt er.«
    »Das würde nichts nützen. Sie sind zu feucht. Hat man jemals heraus-
    gefunden, wovon sie sich ernähren?«
    »Man sollte

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