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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich die Gnolle besser als Leute vorstellen, die… sauber-
    machen. Heutzutage sieht man nicht mehr so viel Mül und tote Tiere
    auf den Straßen wie früher.«
    »Ja, aber hast du jemals beobachtet, daß ein Gnoll mit Bürste und
    Schaufel arbeitet?«
    »Nun, so ist das eben mit der Gesellschaft«, sagte Karotte. »Alles wird
    auf die Leute weiter unten abgeladen, bis man jemand findet, der bereit
    ist, es zu essen. Das sagt jedenfalls Herr Mumm.«
    »Ja«, erwiderte Angua. Eine Zeitlang gingen sie schweigend, dann frag-
    te sie: »Für dich ist sehr wichtig, was Herr Mumm sagt, nicht wahr?«
    »Er ist ein guter Polizist und ein Beispiel für uns alle.«
    »Und… du hast nie in Erwägung gezogen, dir zum Beispiel in Quirm
    eine neue Arbeit zu suchen? Die anderen Städte machen Wächtern aus
    Ankh-Morpork gute Angebote.«
    »Was, Ankh-Morpork verlassen?« Sein Tonfall war Antwort genug.
    Angua seufzte. »Nein, natürlich nicht.«
    »Außerdem weiß ich gar nicht, wie Herr Mumm ohne mich zurecht-
    kommen sollte.«
    »Das ist ein Standpunkt«, kommentierte Angua.
    Es war nicht weit bis zum Geldfallenweg. Er gehörte zu einem Stadt-
    viertel, dessen Bewohner Lord Rust vermutlich als »geschickte Hand-
    werker« bezeichnet hätte. Die Betreffenden standen auf der sozialen Lei-
    ter zu tief, um Dinge zu erschüttern, aber gleichzeitig hoch genug, um
    sich nicht so leicht erschüttern zu lassen. Viele von ihnen arbeiteten als Schleifer und Polierer. Es waren Leute, die nicht viel besaßen und sehr
    stolz auf das Wenige waren. Es gab kleine Hinweise darauf, zum Beispiel
    glänzende Hausnummernschilder. Und an den Wänden der Häuser, die
    nach Jahrhunderten des Bauens und Erweiterns eine lange Reihe bilde-
    ten, markierten unterschiedliche Farben Eigentumsgrenzen: Bis auf den
    Millimeter genau hatten die Bewohner ihren Teil der langen Hausreihe
    gestrichen. Karottes Meinung nach drückte solch ein Verhalten die in-
    stinktive Erkenntnis der Leute aus, daß Zivilisation auf dem gegenseiti-
    gen Respekt von Besitz basiert. Angua hingegen hielt diese Personen für
    kleingeistige Mistkerle, die fähig waren, einem die Uhrzeit zu verkaufen.
    Karotte ging geräuschvol durch die Gasse neben dem Süßwarenladen.
    Eine einfach gestaltete Holztreppe führte zum ersten Stock hinauf, und
    er deutete auf den Mül haufen darunter.
    Er schien zum größten Teil aus Flaschen zu bestehen.
    »Trinkt er viel?« hauchte Angua. Karotte schüttelte den Kopf.
    Sie bückte sich, um einen Blick auf die Etiketten zu werfen, doch ihre
    Nase gab ihr bereits Auskunft. Schnappers homöopathisches Shampoo. Mihr und Stechmaus’ Kräuterpackung – mit Kräutern! Superspeziel es Kopfhauttonikum
    – mit zusätzlichen Kräutern!
    Dutzende von Shampoo-Sorten. Kräuter, dachte Angua. Gib einige
    Pflanzen in einen Topf und gieß Wasser hinzu – schon hast du eine
    Kräuterbrühe.
    Karotte wol te die Treppe hinaufgehen, als Angua ihm die Hand auf
    die Schulter legte. Sie nahm noch einen weiteren Geruch wahr – wie ein
    Speer durchstieß er die übrigen Gerüche auf der Straße. Und die Nase
    eines Werwolfs reagierte besonders empfindlich darauf.
    Karotte nickte und ging mit leisen Schritten zur Tür. Dort deutete er
    nach unten. Ein Fleck zierte die Schwelle.
    Der Hauptmann zog sein Schwert und stieß die Tür auf.
    Dunnelgurt Schuppert hatte sein besonderes Leiden nicht auf die leich-
    te Schulter genommen. Flaschen al er Größen und Formen standen auf
    jeder einigermaßen horizontalen Fläche, wiesen sowohl auf die Kunst
    der Alchimisten hin als auch auf den menschlichen Optimismus.
    Eine Schüssel auf dem Tisch enthielt noch immer das Seifenwasser des
    letzten Experiments, und die Leiche am Boden trug ein Handtuch um
    den Hals. Karotte sah auf den Toten hinab. Schneetreiben war gestor-
    ben, als er sich die Haare waschen wol te – das Schicksal konnte wirklich
    grausam sein.
    »Ich glaube, wir können den Tod feststellen«, sagte Karotte.
    »Bäh«, brachte Angua hervor. Sie griff nach der offenen Shampoofla-
    sche und schnupperte daran. Der eklige Geruch marinierter Kräuter stieg
    ihr in die Nase, doch alles war besser als der süßliche, verlockende Duft
    des Blutes.
    »Ich frage mich, was mit seinem Kopf geschehen ist?« fragte Karotte in
    entschlossen sachlichem Tonfall. »Oh, er ist nach dort drüben gerollt…
    Was riecht hier so gräßlich?«
    »Dies!« Angua hob das Shampoo. »Vier Dollar die Flasche. Igitt!«
    Angua roch noch einmal an dem

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