Flieh, so schnell es geht!
und schau nach rechts und links. Der Verkehr wird dichter, je länger wir fahren. Wie spät? Viertel nach drei. Hat es so lange gebraucht, die Kohle zu verstauen?
Egal. Auf das Jetzt kommt es an und das ist gefährlich genug. Die Bullen machen mir Sorge. In den vergangenen zwei Minuten hab ich drei Streifenwagen gesehen. Ãrger hatte ich nicht mit ihnen, aber ich muss aufpassen, ich darf mir keinen Fahrfehler erlauben.
Noch zwei Streifenwagen. Um Himmels willen, Bigeyes, es wimmelt ja vor Bullen. Das hätte ich mir eigentlich denken können. Trixi ist tot, nach den Typen wird gefahndet und nach mir auch. Vielleicht haben sie auch Bexâ Leiche gefunden, und Marys dazu. Kein Wunder, dass überall Polizei zu sehen ist.
Fahr weiter, StraÃe um StraÃe. Zwei Bullen stehen drauÃen vor dem Royal Oak. Sie drehen die Köpfe, als ich vorüberfahre, und schauen mir nach. Blick in den Rückspiegel â sie schauen mir immer noch nach. Ich hab ein schlechtes Gefühl dabei, Bigeyes, ein wirklich schlechtes Gefühl.
Links in die Sampson Street, die StraÃe hinunter bis zur Kreuzung, dann rechts ab. Weiter, weiter. Wir sind zu schnell. Damit meine ich nicht die Geschwindigkeit. Die ist in Ordnung, ganz nach Vorschrift. Ich meine die Zeit, die Zeit geht ein paar Zacken zu schnell.
Ich will noch gar nicht ankommen. Noch nicht jetzt. Aber die Minuten fallen wie die Regentropfen. Weiter, weiter, StraÃe um StraÃe. Ich spüre den Zorn in mir hochkommen. Der Zorn verbindet sich mit der Angst und das mag ich nicht. Diese Mischung kenne ich nur zu gut. Das ergibt einen Cocktail, den ich nicht trinken mag.
Angst und Zorn, Angst und Zorn â mein ganzes Leben habe ich sie verspürt. Mit einer Zutat allein werde ich fertig. Aber wenn sie zusammen auftreten, bin ich nicht mehr zu kontrollieren.
Ich bin gefährlich.
Schon hab ich die Hand am Messer. Es ist in meiner Tasche, gegen ein Bündel Banknoten gepresst. Ich hole es hervor, die andere Hand am Lenkrad.
»Leg es zurück. Nicht jetzt.«
Aber reden hilft nicht. Ich lege es nicht zurück. Ich lasse es aufschnappen. Ich steuere mit der Linken, wiege das Messer in der Rechten. Und dabei spreche ich halblaut vor mich hin.
»Paddy, Paddy, Paddy â¦Â«
Ich klappe das Messer zusammen und lasse es in der Tasche verschwinden. Jetzt hab ich etwas anderes gesehen â die Einmündung zu der Sackgasse Elmleigh Close.
Da wohnt die benebelte Alte. Erinnerst du dich, Bigeyes? Tammys Oma. Wenn sie Jaz entführt haben, dann muss sie hier sein. Nur müssen wir jetzt clever sein. Wir beobachten nämlich nicht nur das Haus, wir halten auch Ausschau nach den Typen, die nach uns Ausschau halten.
Glaub mir, sie sind hier. Sehen kann ich sie nicht, aber sie sind hier, das fühle ich.
Fahr die StraÃe runter, ganz normal, langsam, park die Karre hinter dem Schuttcontainer. Schau über die StraÃe. Erkennst du das Haus? Beim letzten Mal haben wir es vom FuÃweg aus gesehen. Scheint alles ganz ruhig zu sein.
Bloà kriege ich wieder dieses Gefühl.
Ich weiÃ, dass sie Jaz hierher gebracht haben. Alles weist darauf hin. Und alles sagt mir, dass hier Augen sind, die mich beobachten. Noch fühle ich mich nicht bedroht, auÃerdem kann ich mit der Karre wegdüsen, sobald Gefahr im Verzug ist. Aber wie gesagt, ich kriege dieses Gefühl.
Dass Jaz nicht hier ist.
Die Tür geht auf â und heraus kommt der Dicke von gestern Nacht.
Riff.
Ein Irrtum ist nicht möglich. Ich habe ihn nur einmal im Dunkeln gesehen, aber das genügt. Jetzt kriege ich aber ein noch genaueres Bild von ihm.
Eine Dumpfbacke. Um die zwanzig, Visage wie ein Gangster. Stämmig, aber untrainiert, faul. Das sieht man ihm an. Der macht keine Probleme, ein harmloser Typ. Aber er ist nicht allein.
Ein anderer Typ verlässt mit ihm das Haus. Aus seinem Gesicht errate ich, wer er ist â Trixis Bruder. Wie hat ihn Bex doch gleich genannt?
Dig.
Richtig. Zwanzig soll er sein, so alt wie der Dicke. Dem mag man nicht im Dunkeln begegnen, hat Bex gesagt. Aber das braucht man mir nicht zu sagen, das sehe ich an seinem Gesicht.
Er hat Trixis Züge. Der gehört in eine andere Schublade als Riff. Kann gar nicht glauben, dass mir der noch nie über den Weg gelaufen ist. Aber so ist es. Selbst wenn man immer die Augen offen hält, sieht man doch nicht alles.
Die beiden gehen lässig die StraÃe runter, scheinen sich
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