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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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er eine Weile im kühlen Wind gestanden hatte, aber er spürte es kaum. Seine Augen suchten das Becken ab. Wo war Max? Da sah er die Umrisse seines steifen Körpers unter sich. Regungslos sank der Junge immer tiefer. Mit aller Kraft schwamm Preston hinter ihm her.
    Als er ihn endlich erreichte, pochte sein Herz wie wild. Er fasste nach einem Arm und zog den leblosen Jungen an die Oberfläche. Er schnappte nach Luft, Max bewegte sich noch immer nicht. So schnell er konnte schob Preston den kleinen Körper in eine Ecke des Beckens, fasste ihn unter den Armen und kletterte über eine Leiter nach oben. Außerhalb des Beckens legte er ihn auf eine Liege, die in der Nähe stand.
    Was war bloß mit diesem Jungen los? Normale gesunde Menschen wurden doch nicht so rasend schnell bewusstlos oder zeigten so schnell Anzeichen einer schweren Krankheit. Oder war das alles nur ein Spiel um Aufmerksamkeit und der Kleine ein besonders gewiefter Schauspieler? Es gab ja Kinder, die während eines Wutanfalls so lange die Luft anhalten konnten, bis sie ohnmächtig wurden. Wollte Max sich an ihm rächen, weil er ihn zurückgewiesen hatte? Vor fünf Minuten war er doch noch kerngesund gewesen. Was war denn nur passiert?
    “Max? Max, falls das ein Spiel sein soll, dann hör auf damit. Es ist nicht mehr lustig”, sagte Preston.
    “Ich … bin Dominick.” Der Junge konnte kaum noch sprechen.
    “Was ist denn mit dir?”, rief Preston aus. Er versuchte, sich zu beherrschen und die Verzweiflung und Angst, die ihn gepackt hatten, zu unterdrücken. Aber jetzt sah er wieder Dallas vor sich, wie er auf dem Bett im Krankenhaus lag, ganz bleich und zerbrechlich.
Daddy, mir geht’s nicht gut, halt mich fest, bitte …
    Als Max, oder Dominick, nicht antwortete, fasste Preston ihn an den Schultern und schüttelte ihn sanft. “Hör auf damit, okay? Mach die Augen auf, los!”
    Zitternd bewegten sich Max’ Lider, und Preston hoffte, dass das ein Zeichen der Besserung war.
    “Was ist denn los mit dir, Max? Sag doch was!”
    “Ich … glaube … ich bin … runter.”
    Runter?
Was hieß das denn jetzt? Der Junge war ja nicht mehr ganz bei sich. Vielleicht redete er nur noch Unsinn. “Was soll das heißen Max? Was meinst du damit?”
    Aber Max brachte nicht genug Kraft auf, um zu antworten. Er lag völlig regungslos da, kraftlos, bleich und atmete kaum noch.
    Würde er sterben? Er sah aus, als könnte er jeden Moment sterben …
    Oh, Gott, bitte nicht, nur das nicht! Ein bohrender Schmerz jagte durch Prestons Brustkorb, es fühlte sich an, als spieße jemand mit einer glühenden Lanze sein Herz auf. Das Bild des Elends, das er vor sich sah, vermischte sich mit einem anderen schrecklichen Bild aus seiner Vergangenheit.
Daddy, mir geht’s nicht gut.
    “Hör auf damit, Max, lass das!”, stieß Preston hervor. Aber es klang nicht wie ein Befehl, sondern wie eine verzweifelte Bitte. “Was soll ich denn jetzt tun, Junge, sag’s mir doch. Ich tu alles, aber sag mir, was ich machen soll. Was fehlt dir denn?” Inzwischen zitterte Preston am ganzen Körper, mit einem Mal fühlte er sich so schwach, dass er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Er kniete neben der Liege mit dem leblosen Körper, selbst kurz davor umzukippen. Er war einfach nicht der richtige Mann für so eine Situation – hilflos und geschockt wusste er weder, was hier geschah, noch, wie er sich verhalten sollte.
    “Hilfe! Kann mir bitte jemand helfen!”, rief er. Max und er waren die einzigen Gäste am Schwimmbecken, aber er wusste, dass irgendwo in der Nähe ein paar Hotelangestellte sein mussten. Vorhin erst waren sie den Zimmermädchen mit ihren Reinigungskarren begegnet. Er schrie so laut er konnte: “Hilfe! Dieses Kind braucht einen Arzt. Rufen Sie bitte einen Arzt!”
    “Ich komme zu Ihnen”, hörte er eine weibliche Stimme über sich. Er sah, wie eine Frau vom zweiten Stock über die Außentreppe nach unten hastete, fürchtete aber, dass sie es nicht mehr rechtzeitig schaffte. Er spürte, wie Max ihm immer mehr entglitt.
    Was sollte er bloß tun? Er wusste doch überhaupt nichts über Erste Hilfe oder Wiederbelebung. Trotzdem musste er Max’ Atmung unterstützen. Er senkte den Kopfteil der Liege und legte den Kopf des Jungen so weit zurück, wie es nur ging, dann beugte er sich über ihn und begann mit der Mund-zu-Mund-Beatmung. Ob er es richtig anstellte, wusste er nicht, sondern nur, dass er alles tun musste, um zu verhindern, dass dieser Junge hier vor seinen

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