Flieh Wenn Du Kannst
Anstiftung zum Mord verurteilt.«
»Erzählen Sie mir das genauer.«
»Ich weiß auch nur, was in den Zeitungen stand«, behauptete Bonnie, »aber anscheinend handelte es sich um irgendeinen Investmentschwindel, der aufflog. Einer der Geschädigten, der Barbaras Bruder bereits eine Menge Geld gegeben hatte, schöpfte Verdacht und drohte mit der Polizei. Mein... Barbaras Bruder und sein Partner heuerten daraufhin einen Berufskiller an, um den Mann umbringen zu lassen, nur entpuppte sich der Killer dann als verdeckter Kriminalbeamter. Ist das nicht immer so?« Bonnie lachte nervös und fragte sich, ob Dr. Greenspoon ihren Beinahe-Versprecher bemerkt hatte. »Ich meine, man liest doch dauernd davon, daß irgendwelche Leute Killer engagieren, um jemanden umbringen zu lassen, und jedesmal stellt sich dann raus, daß der Killer in Wirklichkeit ein Bulle ist. Ich glaube, in Amerika gibt’s überhaupt keine echten Killer. Ich glaube, das sind lauter Undercoverbullen.« Bonnie lachte wieder, eine Spur hysterisch vielleicht. »Kurz und gut, sie kamen beide ins Gefängnis. Nick bekam drei Jahre; sein Komplize zehn, weil er schon vorbestraft war und weil es hieß, er habe Verbindung zur Mafia. Nick war nur ein kleiner Fisch.« Bonnie schwieg.
»Ist das derselbe Nick, den Sie vorher schon erwähnten?«
»Ja. Sein Name und seine Telefonnummer standen in Joans Adreßbuch. Es scheint also tatsächlich eine Verbindung zu geben, glauben Sie nicht?«
»Was glauben Sie denn?« fragte Dr. Greenspoon. »Glauben Sie, Ihr Bruder könnte mit Joans Ermordung zu tun haben?«
Bonnie verschlug es den Atem bei der Frage. Sie öffnete den Mund, um zu protestieren, ließ es aber dann sein. Wozu auch?
»Wie lange wissen Sie schon, daß ich nicht Joans Schwester bin?« fragte sie leise.
»Seit Sie sich bei mir angemeldet haben«, antwortete er. »Glauben Sie denn, ich wüßte nicht, daß Joan Wheeler ein Einzelkind war?«
Bonnie hatte ein Gefühl, als müßte sie in den Boden versinken. Wie kann man nur so blöd sein? dachte sie.
»Möchten Sie mir sagen, wer Sie wirklich sind und was Sie wirklich hier wollen?« fragte Greenspoon.
»Ich bin Bonnie Wheeler«, antwortete ihm Bonnie. »Joan war die geschiedene Frau meines Mannes. Ich bin die Frau, von der Joan glaubte, sie sei in Gefahr.«
»Das dachte ich mir schon«, sagte Greenspoon, »vor allen Dingen, nachdem Sie mir gesagt hatten, Ihr Name sei Barbara. Bonnie... Barbara. Zweimal das B.«
»Aber wenn Sie von Anfang gewußt haben, daß ich nicht Joans Schwester bin, warum haben Sie mir dann überhaupt einen Termin gegeben?«
Dr. Greenspoon zuckte mit den Achseln. »Ich dachte mir, ganz gleich, wer die Frau ist, sie hat Joan offensichtlich gekannt, und sie braucht ebenso offensichtlich Hilfe.«
»Bitte, entschuldigen Sie«, sagte Bonnie. »Ich hätte wissen müssen, daß ich damit nicht durchkomme.«
»Ich glaube, Sie haben es gewußt«, erwiderte er.
Bonnie ging auf seine Bemerkung nicht ein. »Sie werden mir also nichts sagen?«
»Eines kann ich Ihnen immerhin versichern: Wenn Joan bei unseren Sitzungen irgend etwas gesagt hätte, was man als Hinweis auf ihren Mörder verstehen könnte, hätte ich das der Polizei mitgeteilt.«
»Hat sie je über mich gesprochen?« drängte Bonnie.
»Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
»Sie sind also nicht bereit, mir zu helfen«, sagte Bonnie niedergeschlagen und stand auf.
»Ganz im Gegenteil«, widersprach Dr. Greenspoon. »Ich bin überzeugt, daß ich Ihnen sogar eine ganze Menge helfen kann, wenn Sie es mir gestatten.«
»Mit anderen Worten, ich brauche eine Therapie?«
»Ich halte Sie für eine Frau, die sich in großer seelischer Not befindet«, sagte er behutsam, »und ich glaube, daß eine Therapie Ihnen sehr gut täte. Ich hoffe, Sie werden ernsthaft über diese Möglichkeit nachdenken.«
Bonnie ging zur Tür und zog sie auf. »Ich fürchte, daß ich mir mehr als einen Besuch nicht leisten kann«, sagte sie.
17
Vor dem Haus stand ein fremder schwarzer Wagen, als Bonnie zurückkam. Durch das vordere Fenster spähte sie neugierig in sein Inneres. Vielleicht hatte Lauren Besuch, auch wenn das unwahrscheinlich war. Lauren schien überhaupt keine Freunde zu haben und hatte sich in den letzten Tagen so schlecht gefühlt, daß sie sich wohl kaum gerade diesen Tag ausgesucht haben dürfte, um jemanden einzuladen. Vielleicht hat sie den Arzt angerufen, dachte Bonnie und eilte zum Haus.
Sobald sie eingetreten war, wußte sie es
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