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Fliehe weit und schnell

Fliehe weit und schnell

Titel: Fliehe weit und schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Grund: die Ausrottung möglicher Flöhe.«
    Allgemeines Grinsen und Murmeln.
    »Das ist ein ausdrücklicher Befehl«, sagte Adamsberg, »der gilt für alle, insbesondere für die drei Männer, die mit mir bei Laurion waren. Ist hier jemand seit gestern gebissen worden?«
    Ein Arm hob sich, der von Kernorkian. Die anderen starrten ihn neugierig an.
    »Oberleutnant Kernorkian«, verkündete er.
    »Beruhigen Sie sich, Oberleutnant, Sie sind nicht der einzige, Hauptmann Danglard ist ebenfalls gebissen worden.«
    »Bei sechzig Grad ist das Hemd hin«, sagte eine Stimme.
    »Entweder das oder verbrennen«, erklärte Adamsberg. »Jeder, der gegen diese Anordnung verstößt, läuft möglicherweise Gefahr, an der Pest zu erkranken. Ich sage: möglicherweise. Ich bin überzeugt davon, daß die Flöhe, die der Mörder bei Laurion ausgesetzt hat, gesund und ebenso symbolisch gemeint sind wie der Rest. Dennoch bleibt diese Maßnahme obligatorisch. Flöhe beißen vor allem nachts, ich bitte Sie daher ausdrücklich, diese Operation vorzunehmen, sobald Sie nach Hause gekommen sind. Führen Sie danach eine vorschriftsmäßige Entwesung durch, Desinfektionskartuschen stehen im Umkleideraum zu Ihrer Verfügung. Noèl und Voisenet, Sie überprüfen morgen die Alibis dieser vier Wissenschaftler«, sagte er und streckte ihnen einen Zettel hin, »sie sind alle vier Pestologen, also verdächtig. Und Sie«, sagte er und wandte sich an den lächelnden Mann mit den grauen Haaren.
    »Oberleutnant Mercadet«, sagte der Beamte und erhob sich halb.
    »Mercadet, Sie überprüfen diese Geschichte mit der Bettwäsche bei einer gewissen Madame Toussaint, Avenue de Choisy.«
    Adamsberg hielt ihm einen Zettel hin, der von Hand zu Hand bis zu Mercadet durchgereicht wurde. Dann zeigte er auf das runde, ängstliche Gesicht mit den grünen Augen und auf den steifen Brigadier aus Granville.
    »Brigadier Lamarre«, sagte der ehemalige Gendarm, erhob sich und stand kerzengerade.
    »Brigadier Estalère«, sagte das runde Gesicht.
    »Sie suchen die neunundzwanzig Gebäude auf und sehen sich noch einmal die unbemalten Türen an. Ziel: Suche nach einer Salbe, einem Fett oder einem wie auch immer gearteten Produkt, das auf das Schloß, die Klingel oder die Klinke aufgetragen wurde. Seien Sie vorsichtig, ziehen Sie Handschuhe über. Wer hat sich mit den neunundzwanzig Personen beschäftigt?«
    Vier Arme hoben sich, Noèl, Danglard, Justin und Froissy.
    »Was hat Ihre Untersuchung ergeben? Gibt es Überschneidungen?«
    »Nicht eine einzige«, antwortete Justin. »Das Datenmaterial ergibt keinerlei Gesetzmäßigkeiten.«
    »Und die Vernehmungen in der Rue Jean-Jacques Rousseau?«
    »Nichts. Niemand hat einen Unbekannten im Gebäude gesehen. Und die Nachbarn haben nichts gehört.«
    »Der Code an der Eingangstür?«
    »Ein Kinderspiel. Die Schlüsselziffern sind derart abgenutzt, daß sie nicht mehr zu lesen sind. Damit bleiben hundertzwanzig Kombinationen, die man in sechs Minuten ausprobieren kann.«
    »Wer hatte die Aufgabe übernommen, die Bewohner der achtundzwanzig anderen Gebäude zu befragen? Hat nicht ein einziger Mensch diesen Maler gesehen?«
    Die plumpe Frau mit den groben Gesichtszügen hob entschlossen den Arm.
    »Oberleutnant Retancourt«, sagte sie. »Niemand hat den Maler gesehen. Er agiert zwangsläufig nachts, und sein Pinsel macht keinerlei Geräusch. Mit einer gewissen Übung braucht er nicht länger als eine halbe Stunde dazu.«
    »Und dort die Eingangscodes?«
    »Bei vielen sind Spuren von Knetmasse zu sehen, Kommissar. Er nimmt den Abdruck und sucht dann nach den fettigen Stellen.«
    »Knasti-Trick«, bemerkte Justin.
    »Da kann jeder drauf kommen«, entgegnete Noèl.
    Adamsberg sah auf die Wanduhr.
    »Zehn vor«, sagte er. »Wir räumen.«
     
    Um drei Uhr morgens wurde Adamsberg von einem Anruf des Labors geweckt.
    »Kein Bazillus«, verkündete eine müde Männerstimme. »Negativ. Weder in den Flöhen, die aus den Kleidungsstücken stammen, noch in dem aus dem Umschlag, noch in den zwölf Exemplaren, die wir bei Laurion aufgesammelt haben. Kerngesund und blitzsauber.«
    Adamsberg fiel ein Stein vom Herzen.
    »Alles Rattenflöhe?«
    »Alle. Fünf Männchen, zehn Weibchen.«
    »Wunderbar. Hüten Sie sie wie Ihren Augapfel.«
    »Sie sind tot, Kommissar.«
    »Keine Blumen, keine Kränze. Bewahren Sie sie im Röhrchen auf.«
    Es setzte sich auf, knipste die Lampe an und fuhr sich durchs Haar. Dann rief er Danglard und Vandoosler an, um sie über

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