Flirt mit dem Tod
die Veranda. Er sah atemberaubend aus. Jeans, Poloshirt und ein umwerfendes Grinsen im Gesicht. Ihr Herz begann auf der Stelle schneller zu schlagen.
Er kam ihr nicht entgegen, sondern wartete auf der Veranda und verschlang jede ihrer Bewegungen mit Blicken. Als sie bei ihm ankam, zog er sie in seine Arme und küsste sie – und zwar richtig. An der Art, wie er über ihren Mund herfiel, war nichts Unschuldiges, Braves. Das hier war heiß und intensiv.
»Ich habe dich vermisst«, murmelte er an ihren Lippen, bevor er sie noch enger an sich zog und tiefer küsste.
Einen Moment lehnte Elena ihren Kopf gegen seine Brust und ließ ihn mit den Fingern durch ihre offenen Locken fahren. Dominics Berührungen waren beruhigend und tröstlich. Eine Wohltat, gerade jetzt, wo sie vielleicht in Begriff war, ihrer aller Leben auf den Kopf zu stellen. Seufzend löste sie sich von ihm.
»Können wir noch kurz ein paar Dinge durchsprechen, bevor du mich deiner Familie auslieferst?«, fragte sie, versucht, die Stimmung locker zu halten.
Dominic schien ihre Anspannung trotzdem zu spüren. »Ja, sicher. Aber nicht hier draußen in der Kälte. Lass uns erst mal reingehen.« Er öffnete die Haustür und zog sie hinter sich her in den Flur. Aus der Küche und aus dem Wohnzimmer klangen gedämpfte Stimmen zu ihnen. Die Wärme und der Duft nach Essen ließen Elena daran denken, dass sie seit einer Schale Müsli am Vormittag noch nichts weiter gegessen hatte. Jetzt knurrte ihr der Magen.
Dominic, der ihr den Mantel abnahm, warf ihr einen belustigten Blick zu. »Meine Mutter wird sich freuen, das zu hören. Du solltest dir auf jeden Fall einen Nachschlag nehmen.«
Elena brachte ein kleines Lächeln zustande, aber die Ermittlungen hatten sich hartnäckig in ihrem Hinterkopf festgesetzt. Um sich abzulenken, blickte sie sich die Wand an, auf der Maria Coleman das Leben der Familie in Dutzenden von Fotos verewigt hatte. Es gab Bilder von Dominic und seinen Geschwistern als Kleinkinder, als Teenager, als Erwachsene. Es gab auch schon Fotos der nächsten Generation, der Enkelkinder, auf Marias oder Eds Schoß.
Dominic folgte ihrem Blick und grinste schief. »Schräge Frisuren, was?«
Ihr Lächeln vertiefte sich. »Du siehst meistens viel zu ernst aus«, sagte sie leise.
Er legte einen Arm um sie und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. »Hier lache ich.« Er tippte auf ein Foto, das ihn mit Steve zeigte. Ihren Graduiertenhüten und Talaren nach zu urteilen war es an ihrem Highschoolabschluss aufgenommen worden. Grinsend hielten die beiden ihre Abschlusszeugnisse in die Kamera.
»O ja. Aber wenn ihr da keinen Grund zur Freude hattet … nach meinem Highschoolabschluss habe ich zum ersten Mal über die Stränge geschlagen. Mit Punsch. Ich habe die halbe Nacht über der Kloschüssel gehangen und mir geschworen, nie wieder Alkohol zu trinken.« Mit einem wehmütigen Lächeln blickte sie zu ihm auf, doch Dominic schien ihr nicht zugehört zu haben. Er hatte die Stirn gerunzelt und starrte auf die Fotos.
Elena stieß ihn an. »Was ist los?«
»Hmm? Nichts. Gar nichts.«
Sie wusste nicht, was ihn schon wieder in diese grüblerische Stimmung versetzt hatte. »Wo hat eigentlich Steve früher gewohnt?«, fragte sie, um ihn abzulenken.
Dominic drehte sich um und zeigte mit dem Finger durch das Fenster neben der Haustür. »Dort drüben.« Er wies auf ein Haus auf der anderen Straßenseite, ein paar Grundstücke entfernt.
Oh. Dass sie so nahe beieinander gewohnt hatten, hätte Elena nicht gedacht. »Hübsches Haus.« Es war nicht so groß wie das der Colemans, aber gut in Schuss und mit einem schönen Vorgarten.
»Um genau zu sein, wohnen Steves Onkel und Tante in dem Haus. Er selbst hat sich mit seiner Mutter ein Apartment über der Garage geteilt.«
»Was war mit seinem Vater?«
»Steve redet nicht viel über seine Familie. Soviel ich weiß, kennt er seinen Vater nicht. Seine Mutter hat als Putzfrau gearbeitet. Sie hat sich ganz schön den Arsch aufgerissen, um ihren Sohn satt zu kriegen, aber sie war ein Drachen. Ich bekomme noch heute Gänsehaut, wenn ich nur an sie denke.« Er rieb sich über die bloßen Arme. »Steve war meistens bei uns.« Er grinste. »Im Colemanschen Haushalt musste sowieso jeden Tag für eine Kompanie gekocht werden, da kam es auf einen mehr nicht an. Steve gehört zur Familie.«
»Leben Steves Leute noch hier?«
»Sein Onkel und seine Tante wohnen noch hier. Steves Mutter hat Alzheimer, mittlerweile in
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