Flirt mit dem Tod
wählte Dominics Nummer, erreichte aber nur seine Mailbox und legte wieder auf. Sie konnte ihm das Ganze später erzählen, wenn sie sich zum Familienessen der Colemans trafen.
Sie telefonierte mit Josh und dem Lieutenant. Ihr Boss hatte die Situation im Griff. Also entschied sie sich, wie sie es versprochen hatte, ihre Großmutter zu besuchen.
Der Nachmittag war kalt, aber sonnig. Die Bäume des Parks, in dem St. Mary lag, hielten sich an ihre Pflicht und leuchteten in den wundervollsten Farben des Indian Summer. Das ließ Elenas Stimmung wieder ein bisschen steigen. Sogar Granny Elinore war heute guter Laune. Sie saß in ihrem Rollstuhl und lächelte still vor sich hin, als hätte sie ein Geheimnis, das sie mit niemandem teilen wollte.
Elena packte ihre Großmutter in eine warme Decke. Für den Park war es zu kalt, aber auf dem windgeschützten Balkon konnten sie eine Weile in der Sonne sitzen. Sie schob Granny hinaus und holte Stolz und Vorurteil aus ihrer Handtasche, um ihr vorzulesen. Als sie aufblickte, glaubte sie, ihren Augen nicht zu trauen.
»O mein Gott«, entfuhr es ihr, als sie Steves vertraute Gestalt erkannte, die über den Parkplatz ging und in der Eingangshalle des Stifts verschwand. Was machte er hier? Hatten ihre Kollegen versucht, sie zu erreichen und ihn losgeschickt, um sie zu holen? Sie überprüfte ihr Handy. Keine Anrufe in Abwesenheit. Außerdem wusste niemand, in welchem Heim ihre Großmutter lebte.
Wahrscheinlich besuchte er jemanden, aber aus einem Grund, den sie nicht bestimmen konnte, machte sich ein mulmiges Gefühl in ihrem Magen breit.
Sie las ihrer Großmutter weiter vor, beobachtete aber mit einem Auge den Parkplatz. Eine dreiviertel Stunde später kam Steve zurück, stieg in seinen SUV und fuhr davon.
Auf der Fahrt von Elinore zu den Colemans ließ das ungute Gefühl nicht nach. Sie überlegte hin und her. Viele Leute hatten Angehörige in einem Altersheim – aber nicht in diesem. Sie wusste, wie teuer es war, jemanden hier unterzubringen, und dass sie das von ihrem Detective-Gehalt auf keinen Fall zahlen könnte. Vielleicht hatte er wohlhabende Verwandte, von denen sie nichts wusste. So gut kannte sie ihn nun auch wieder nicht. Dann fielen ihr die geleerten Tresore an den Tatorten ein. Was war mit dem Geld geschehen, das der Mörder hatte mitgehen lassen?
Ärgerlich schüttelte Elena den Kopf. Dieser verdammte Fall ließ sie Gespenster sehen. Wenn sie Dominic von ihren Verdächtigungen erzählte, würde er sie wahrscheinlich auslachen.
Sie parkte am Straßenrand vor dem Haus der Colemans – wieder einmal in einer langen Reihe anderer Fahrzeuge – und holte ihr Handy aus der Tasche, um Tracy Collette anzurufen. Tracy hatte ihr angeboten, jederzeit behilflich zu sein. Nun würde sich herausstellen, ob das stimmte.
Auf jeden Fall war sie die Einzige, der Elena zutraute, vertrauliche Information zu beschaffen, ohne es an die große Glocke zu hängen.
Tracy hatte ebenfalls einen Dienst an der Telefonhotline übernommen, was die Sache leichter machte. Sie trug der älteren Frau ihr Anliegen vor und bat sie, Steves Finanzen und seinen familiären Hintergrund zu durchleuchten. Tracy schwieg kurz, schockiert. »Ist das Ihr Ernst?«
Elena rieb sich über die immer noch – oder schon wieder? – pochende Schläfe. »Tracy, es ist mein voller Ernst. Ich möchte Sie bitten, das Ganze möglichst unauffällig zu überprüfen. Ich habe meine Gründe dafür. Ich verspreche Ihnen, ich sage Steve persönlich, was ich getan habe, wenn sich mein Verdacht nicht bestätigt. Was ich im Übrigen von Herzen hoffe.«
Tracy stieß hörbar die Luft aus. »Das ist ein ganz schön starkes Stück«, stellte sie fest. »Einen Kollegen so auszuspionieren.«
»Ich mache das nicht zum Spaß, Tracy. Es ist wirklich wichtig. Bitte helfen Sie mir. Wenn Sie es schon nicht für mich tun möchten, dann wenigstens für Dominic.«
Tracy räusperte sich. »Ich werde sehen, was sich machen lässt«, sagte sie leise und legte auf.
Elena schob das Handy in ihre Handtasche und schloss für einen Moment die Augen. Es piepste, also zog sie es noch einmal hervor und schaltete das Display ein. Der Akku war fast leer, also legte sie das Handy in die Handtasche zurück. Heute würde sie es hoffentlich nicht mehr brauchen. Wenn es etwas Neues gab, würden die Kollegen sich auch bei Dominic melden – außer Tracy vermutlich.
Elena stieg aus. Im selben Moment öffnete sich die Haustür und Dominic trat auf
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