Flirt mit dem Tod
heißen Brei. Er hatte den Tag nutzen können, um ein paar Dinge zu erledigen, zu denen er keine Zeit gehabt hatte, seit er aus dem Urlaub zurück war. Kleidung in die Reinigung bringen. Die verschimmelten Lebensmittelreste aus dem Kühlschrank nehmen und durch frische ersetzen. Die Bettwäsche wechseln, auch wenn er nicht davon ausging, dass irgendeine Frau in nächster Zeit seinem Bett so nahe kommen würde, dass sie die frischen Laken registrieren könnte.
Sein Handy vibrierte und zeigte eine neue Sprachnachricht an. Während er mit einer Hand den Kragen seines Mantels gegen die Kälte hochschlug, hörte er seine Mailbox ab. Dr. Connellys ungewöhnlich aufgeregte Stimme drang an sein Ohr. »Verdammt, Josh, wo bist du? Ich kann weder dich noch St. James erreichen. Wenn du die Mailbox abhörst, ruf mich sofort zurück. Es ist absolut dringend.«
Josh wählte die Nummer und sah seinen Freunden hinterher, die schon über den Parkplatz der Sportbar schlenderten und lachend das Spiel besprachen.
Dr. Connelly nahm den Hörer ab und sprach los, ohne sich die Mühe zu machen, ihn zu begrüßen. »Wo, zum Teufel, hast du gesteckt?«
»Ich habe mir das Spiel angesehen. Wahrscheinlich habe ich das Klingeln bei dem Lärm in der Bar einfach nicht gehört.«
Connelly fauchte noch einmal. »Ich hatte keine Zeit, das Spiel zu sehen.«
»Wir können es ja nächstes Mal zusammen anschauen. Bei dir zu Hause, gemütlich auf dem Sofa. Ich bringe die Drinks mit«, versuchte Josh es mit einem Flirt. Er mochte keine aufgebrachten Frauen. Insbesondere, wenn sie wegen ihm sauer waren. »Es tut mir wirklich leid, Charlie. Ich habe das Handy leider nicht gehört. Also, was gibt es Neues?«
»Wood und ich haben etwas herausgefunden.«
Noch jemand, der heute – wahrscheinlich den ganzen Tag – gearbeitet hatte. Joshs schlechtes Gewissen nahm noch ein bisschen zu.
»Ich habe es noch niemandem erzählt, weil ich weder dich noch St. James erreichen konnte«, fuhr die Gerichtsmedizinerin fort. »Ich habe überlegt, ob ich es Bergen sage. Aber ich wollte es erst mit euch beiden besprechen. Ich habe nicht einmal Dominic angerufen.« Einen Moment lang schwieg sie. »Und ich weiß nicht, ob das vielleicht ein Fehler war.«
Das klang verdammt geheimnisvoll, musste Josh sich eingestehen. »Schieß los.« Er stieg in seinen Wagen ein.
»Ich bin fertig mit Mones’ Obduktion. Es hat etwas länger gedauert, weil ich es besonders gründlich gemacht habe. Bei Suiziden werden in der Regel nur ein paar Standards durchgeführt«, fügte sie erklärend hinzu. »Ich bin das volle Programm durchgegangen, habe den Fall behandelt, als wäre es ein Tötungsdelikt. Deshalb kann ich dir folgendes interessantes Ergebnis mitteilen: Mones hat sich nicht selbst getötet.«
»Bist du sicher?« Josh erstarrte, kurz bevor er den Zündschlüssel ins Schloss steckte.
»Ja. Gemeinsam mit Wood kann ich es beweisen.«
»Ich bin ganz Ohr.«
»Es war nicht einfach. Ich habe an Mones’ Hals und unter seinen Fingernägeln Faserspuren gesichert und festgestellt, dass neben den Fasern seiner Jeansjacke noch etwas anderes dabei war. Dunkle Fasern. Ich konnte sie nicht identifizieren. Also habe ich sie zu Wood rübergeschickt. Dann habe ich noch etwas Interessantes herausgefunden. Die Male, die Mones’ Jacke bei der Strangulation hinterlassen hat, sind nicht vollständig identisch mit denen auf dem Hals des Toten. Die sind ein wenig breiter als die Jackenärmel.«
»Das heißt, Mones wurde getötet. Aber wie hat der Täter das angestellt?«
»Ganz einfach. Mones wurde erwürgt. Aber nicht, wie wir es von unseren anderen Opfern kennen, mit den bloßen Händen, sondern mit der Ellbogenbeuge. Jemand hat ihm von hinten den Arm um den Hals gelegt und ihm die Luft abgedrückt. Der Ellbogen hat eine starke Hebelwirkung, die man nicht unterschätzen sollte. Wenn beim Opfer danach ein Tod durch Erhängen vorgetäuscht wird, ist es extrem schwer, das vorangegangene Erwürgen zu erkennen. Aber ich habe es erkannt«, schloss sie mit selbstzufriedener Stimme.
Josh stieß den Atem aus, der sofort eine kleine Dampfwolke vor seinem Gesicht bildete. Im Auto war es schweinekalt, aber im Moment brachte er nicht die Energie auf, den Wagen zu starten und die Heizung einzuschalten. »Mones wurde also getötet, indem ihn der Mörder in den Schwitzkasten genommen hat?«
»Ähm, ja. So könnte man es auch sagen.«
»Das heißt, wir haben einen weiteren Mord. Das hatten wir ja schon
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