Flirt mit dem Tod
in der Hand hielt.
Genos Gesicht war wutverzerrt. »Das ist dafür, dass du jahrelang im Haus meiner Mama ein und aus gegangen bist, du mörderischer Bastard.«
Dominic fuhr mit der Hand über seine Seite und hob sie sich vors Gesicht. Blut. Er hatte keine Ahnung, wie schlimm die Verletzung war. Aber jetzt zählte nur Elena. »Geno, kümmere dich um Ellie.« Mit einer Hand drückte er auf die Blutung, mit der anderen versuchte er, sein Handy aus der Hosentasche zu ziehen. Steve bewegte sich neben ihm.
Dominic erblickte das Messer, das ein paar Zentimeter von seinem Fuß entfernt zu Boden gefallen war. Endlich bekam er sein Handy zu fassen und zog es aus der Tasche. Gleichzeitig robbte er ein Stück nach vorn, um das Messer wegzuschieben. Er wählte mit zittrigen Fingern 911.
Geno blickte vom Bett zu ihm herüber. Seine Finger lagen an Elenas Hals. »Sie hat Puls und sie atmet.«
Dominic schloss erleichtert die Augen. Als er sie den Bruchteil einer Sekunde später wieder öffnete, blickte er in den schallgedämpften Lauf einer Pistole. Steve hatte sich aufgerichtet und zielte auf ihn. Seine Bewegungen und sein Blick waren unstet, was er sicherlich Genos Schlag mit dem Baseballschläger zu verdanken hatte.
Dominic hatte nur eine Möglichkeit. Er musste Steve die Pistole abnehmen. Ein letztes Mal mobilisierte er seine Kräfte und stürzte sich auf Steve, um ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen. In seinem Bauch explodierte der Schmerz der Stichwunde. Er bekam die Pistole zu fassen. Sie fielen übereinander, die Waffe zwischen ihnen eingeklemmt. Steves Gesicht war schweißnass und schmerzverzerrt. Doch dann grinste er Dominic plötzlich an, wie er es sein Leben lang getan hatte. »Du oder ich«, flüsterte er. »Was glaubst du, Dom, wer wird gewinnen?« Mit einem Plopp löste sich ein Schuss.
Steve und Dominic sackten gegeneinander und einen Moment herrschte Stille. Dann sprang Geno auf und schrie Dominics Namen.
Noch einen Wimpernschlag lang passierte nichts. Dann rührte sich Dominic. »Brüll mich nicht so an, Kleiner. Das hat mich schon als Kind wahnsinnig gemacht.« Mit einiger Mühe schob er Steves Körper zur Seite und versuchte, sich aufzurichten. Der Schmerz ließ ihn zurücksinken. »Ich bleibe lieber liegen, glaube ich. Kannst du vielleicht endlich einen verdammten Krankenwagen rufen?«
»Solange du so herumknurren kannst, geht es dir nicht schlecht genug.« Sein kleiner Bruder kniete sich neben ihn. »Bist du okay?«
Als Dominic nickte, warf Geno einen Blick auf Steve. »Ist er …?«
»Ja.« Dominic hatte nicht abdrücken wollen. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn Steve im Knast verrottet wäre. Am besten in Vionellos Nachbarzelle. Aber sein ehemaliger Freund hatte den Abzug gezogen, als die Pistole zwischen ihnen eingeklemmt war. Er hatte gelächelt. Und dann abgedrückt, obwohl er nicht sicher sein konnte, wen es treffen würde. Und dann war es im Bruchteil einer Sekunde vorbei gewesen.
Ein heiseres Stöhnen aus Steves Bett ließ Geno und Dominic aufblicken. Elena bewegte sich und strampelte mit den Füßen um sich.
»Gott sei Dank«, murmelte Dominic, bevor er erschöpft die Augen schloss.
Epilog
E lena lenkte ihren Wagen durch das herbstliche Boston und summte leise den Lady-Antebellum- Song im Autoradio mit. Es war Freitagnachmittag und hinter ihr lag eine Woche voller Fassungslosigkeit. Eine Woche voller neuer Erkenntnisse und Erfahrungen, auf die sie gern verzichtet hätte.
Gerade eben hatte sie, gemeinsam mit Rick Clancy, den letzten der Gauner vernommen, die über Jahre hinweg von Steve Morris erpresst worden waren. Rick war es ein sehr persönliches Anliegen, bei der Aufklärung des Falls zu helfen. Jeden Tag wirkte sein Gesicht eingefallener und faltiger. Jedem im Department war bewusst, dass er sich die Schuld gab. Er hatte jahrelang mit Steve zusammengearbeitet und die ganze Zeit über nicht bemerkt, wie durchgeknallt sein Partner gewesen war.
Also hatten Rick und sie die abschließenden Ermittlungen in die Hand genommen. Steve war kein Psychopath gewesen, der reihenweise Trümpfe seiner Taten sammelte. Als sie den Tresor in seiner schicken Wohnung, die offensichtlich mit Blutgeld bezahlt worden war, öffneten, fanden sie neben Diamonds Tagebüchern und ziemlich viel Bargeld nur eine Liste der Personen, die Steve aus den verschiedensten Gründen erpresst hatte. Darüber hatte er als Einziges akribisch Buch geführt.
Stück für Stück setzten sie ein Bild von Steve
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