Flirt mit dem Tod
Mittelstufe, da war sie Dominic noch nicht einmal aufgefallen. Natürlich hat er sie mir weggeschnappt. Aber ich habe es beiden heimgezahlt. Wohin ist sie denn gerannt, als er sie abserviert hat? Ich war ihr Freund, ich war immer für sie da. Und dann stand sie heulend vor meiner Tür. Natürlich habe ich sie getröstet. Aber ich musste ihr auch klar machen, wie wertlos Coleman war, wie wenig er sie verdiente. Ich sagte ihr, dass sie schon seit Ewigkeiten die Frau meiner Träume war. Anstatt glücklich darüber zu sein, wurde sie auf einmal zickig. Sie wollte sich nicht von mir küssen lassen. Ich durfte sie nicht berühren, ihre Haut nicht auf meiner spüren. Aber was hätte ich denn machen sollen? Meine Mutter war nicht zu Hause und das Mädchen, das mir feuchte Träume bescherte, wies mich ab, obwohl ich sie genau da hatte, wo ich sie haben wollte – auf meinem Bett. Bessere Voraussetzungen würde ich nie wieder haben. Ich wollte ihr nicht wehtun, aber sie hat sich gewehrt und geschrien. Erst habe ich ihr den Mund zugehalten und dann den Hals zugedrückt, nur, damit sie aufhört so herumzuschreien. Ehe ich mich versah, war es zu spät. Ich habe Nina geliebt und aus tiefstem Herzen um sie getrauert. Aber ich war mir vorher nicht im Klaren darüber, was das mit Coleman anstellen würde. Es war eine Freude, Dominic zerbrechen zu sehen. Und seine ganze verdammte Familie gleich mit.« Steve lachte aus vollem Hals. Dann schlug er Elena ohne Vorwarnung ins Gesicht. »Wo sind die Kopien, Elena?« Ihr Ablenkungsmanöver war vorbei.
Sie hatte sich einen Plan zurechtgelegt. Sie wusste nur nicht, ob sie sich damit ans Messer lieferte. Würde er sich zuerst um die Kopien kümmern und sie so lange hier lassen? Oder würde er sie zuerst umbringen – denn das hatte er auf jeden Fall vor – und erst dann die Kopien holen? Egal. Sie musste ihn zu ihrem Haus zurücklocken. Er hatte irgendjemanden auf ihrer Veranda verletzt, vielleicht sogar umgebracht. Das musste mittlerweile den Nachbarn aufgefallen sein. Wenn er zurückkehrte, bekamen ihre Kollegen ihn vielleicht zu fassen. Das war eine winzige Chance, aber die einzige, die sie hatte. Dass die andere Hälfte der Kopien bei Dominic lag, würde sie ihm auf keinen Fall sagen. Wenn Steve nur halb so clever war, wie er behauptete, wäre er längst von selbst darauf gekommen.
»Sie sind in meiner Handtasche«, sagte sie schwach und täuschte ein Röcheln vor. »Ich habe heute meine Großmutter besucht und hatte sie dabei, weil ich weiterlesen wollte.«
»Du hast die Kopien mit in ein Seniorenheim genommen?«
Elena schluckte. »Ja. Und ich habe dich gesehen. Du hast deine Mutter besucht. Hast du dafür das Geld benutzt, das du in den Supermärkten und der Tankstelle hast mitgehen lassen?«
Die Frage brachte Steve erneut zum Lachen. »Das, was ich da mitgenommen habe, ist nur ein Bruchteil meines Vermögens. Ich habe Macht über eine ganze Menge Menschen, die viel dafür tun, damit ich schweige. Das lassen sie sich eine Menge kosten.«
»Immerhin hast du deine Mutter gut untergebracht.«
»Ja. Und dabei kriegt die alte Hexe das nicht einmal mehr mit.«
Elena hob ihren Kopf, um ihm in die Augen sehen zu können. »Warum tust du es dann?«
»Weil ich es kann.« Er legte die Hand auf ihr Gesicht und drückte ihren Kopf zurück in die Kissen. Dann legte er seine Finger wieder um ihren Hals. »Genauso, wie ich das kann.« Kurz drückte er zu. »Die Kopien sind also in deiner Handtasche. Gut. Darum kümmere ich mich später.« Er setzte sich neben ihr auf die Bettkante, eine Hand an ihrem Hals, die andere an den Knöpfen ihrer Bluse. Langsam öffnete er einen nach dem anderen.
Elena versuchte, sich seinen Händen zu entwinden. Sie trat nach ihm.
Mit einem Fluch drückte er ihr die Kehle zu, bis ihre Glieder schlaff auf das Bett zurückfielen. Dann wartete er, bis sie wieder bei vollem Bewusstsein war. »Wenn du mich noch einmal trittst, wirst du nicht nur sterben, du wirst noch langsamer und qualvoller sterben, als ich es sowieso schon für dich vorgesehen habe«, flüsterte er an ihrem Ohr und ließ die Lippen über ihr Kinn und ihren Hals gleiten.
Elena drehte den Kopf angeekelt zur Seite. Steve zog ihn zurück und drängte seine Zunge in ihren Mund. »Hast du mich verstanden, Elena?«
Sie schloss die Augen und versuchte, ihren Ekel zu verdrängen.
Er riss die restlichen Knöpfe ihrer Bluse auf, griff in die Schublade des Nachtschränkchens und zog ein Messer hervor.
Weitere Kostenlose Bücher